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Wissenswertes über Bier und Biergärten
Der höchste Biergarten der Welt ist auf der Zugspitze. (Einfach klicken zum Vergrößern)Eine Terrasse ist kein Biergarten
Ein Besuch im echten Biergarten ist auf jeden Fall ein Erlebnis. Heute nennen sich aber schon einfache Terrassen vor einem Restaurant gleich Biergarten. Mit der traditionellen Variante, die ursprünglich aus Bayern kommt, hat das nichts zu tun. Die ist durch ganz bestimmte Kennzeichen geprägt, die nachfolgend aufgeführt werden. Zudem gibt es noch etwas über Biergartengeschichte, über den Biermarkt und über typische Speisen im Biergarten zu erfahren. Und ganz am Schluss auch noch ein feines Rezept.
Charakteristik und Entstehung des traditionellen Biergartens
Zum traditionellen Biergarten gehört ein unverwechselbarer Stil: Eine Holzbestuhlung oder/und Bierbänke, weißblaue Tischdecken, große, schattenspendende Bäume, normalerweise Kastanien, und nicht zu vergessen: die Kieswege. Der herrlich philosophische Komiker Gerhard Polt, ein Urbayer, sagte mal in einem Interview darüber, dass dessen Bedeutung für einen richtigen Biergarten oft unterschätzt werde. Und weiter: "Wenn ich schon höre, wie die Bedienung durch den Kies stapft, weiß ich, jetzt wird mir was gebracht, jetzt kommt dieses frische Bier, das ist wunderbar. Als ältester Biergarten Münchens gilt der Augustiner-Keller an der Arnulfstraße.
Der umfasst heute 5000 Plätze und wurde erstmals im Münchener Stadtplan von 1812 erwähnt. Der älteste Biergarten Deutschlands soll angeblich die Schloss-Schänke in Pirna bei Dresden sein, die 1678 fertig gestellt wurde. So steht es jedenfalls auf der Homepage. Ob das aber damals schon alles so stimmte mit dem klassischen Ambiente für einen Biergarten wird von Kennern bezweifelt. Für sie gilt der 4. Januar 1812 als der Geburtstag des Biergartens, als der Erlass des bayerischen Königs Maximilian Joseph I. erlaubte, dass Brauereien schon direkt am Ort der Herstellung das Bier ausschenken durften. Kurz: Jetzt durfte ganz offiziell das Bier dort getrunken werden, wo es gerade gebraut wurde. So wurde die Idee des klassischen Biergartens geboren. Anfangs noch mit dem Verbot von Speisenverkauf, die Besucher sollten sich ihr Essen selbst mitbringen. Heute gilt das Verbot natürlich nicht mehr, die Gepflogenheit der eigenen Mitbringsel zum Essen in bestimmten Gartenbereichen blieb aber bis heute in weiten Teilen Bayerns erhalten.
Rückläufiger Bierkonsum seit Jahrzehnten
Der Besuch in einem Biergarten ist ein besonderes Erlebnis. Klicken für mehr Informationen.Für viele gehört auch heute noch das abendliche Feierabend-Bierchen zum Tagesabschluss. Wohl auch für Dich, sonst würdest Du nicht gerade diese Zeilen lesen. Allerdings ist der Bierkonsum in Deutschland in der Tendenz schon seit Jahrzehnten rückläufig, was auch die Biergärten merken. 2016 lag der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch nur noch bei 108 Litern. 1980 waren das noch 40 Liter mehr und 1812 waren es sogar ganze 500 Liter. Generell gab es bei uns von den 50ern bis zum Beginn der 80ern eine ständige Zunahme des Bierkonsums, aber seitdem geht er beständig zurück, von geringen Zunahmen in Fußball-WM-Jahren mal abgesehen. Interessant sind diese Zahlen vor allem im Vergleich zu Schätzungen von Historikern, die etwa für Köln, eine der wohlhabendsten Städte des Spätmittelalters, den Bierkonsum etwa bei 175 bis 300 Litern pro Jahr und Kopf veranschlagen.
Trotz der damals noch ungenauen Messmethoden, worauf die hohe Schwankungsbreite schon hindeutet, lässt sich sagen, dass der Bierkonsum vor einigen Jahrhunderten deutlich höher gewesen sein muss als heute. Als Hauptgrund für den tendenziellen Rückgang wird von Experten oft die demographische Entwicklung genannt. Der tatsächliche Grund dürfte aber schlicht und einfach Zeitmangel sein. In unserer hocheffizienten Gesellschaft, in der sich alles nur um Job und Karriere dreht, fällt vielen das Abschalten immer schwerer. Sie müssen ständig fit sein und haben weder Zeit noch Lust, einfach mal im Biergarten zu entspannen und dann auch noch Alkohol zu trinken. Dazu kommt der moderne Bio-Lifestyle, der sich nicht mehr mit Hendl oder Schweinshaxn zum Weißbier vereinbaren lässt.
Noch etwas zum aktuellen Biermarkt
Viele genießen das abendliche Feierabendbierchen zum Tagesabschluss in einem gemütlichen Biergarten.Den höchsten Bierkonsum in Deutschland gibt es laut Statistischem Bundesamt (Stand 2015) im größten Bundesland Nordrhein-Westfalen (19,5 Hektoliter jährlich), vor Bayern (18,7) und Sachsen (7,7). Obwohl die Anzahl der Braustätten seit Jahrzehnten ansteigt, konnte das den sinkenden Bierabsatz nicht aufhalten. Die meisten Brauereien gibt es übrigens nicht im größten Bundesland NRW, sondern in Bayern (622). Danach kommt Baden Württemberg (185), dann erst NRW (131). Der größte traditionelle Biergarten Deutschlands ist der Münchener Hirschgarten mit 8000 Plätzen. Am höchsten gelegen ist der Biergarten auf der Zugspitze. In fast 3000 Meter Höhe kannst Du auch noch die tolle Aussicht zum Bier genießen.
Kleiner Biergarten-Knigge
Die Biergartenverordnung des bayerischen Königs Maximilian Joseph von 1812 gilt sozusagen als Geburtsurkunde des Biergartens. Dort heißt es auch: "Biergärten erfüllen wichtige soziale und kommunikative Funktionen." Dahinter verbergen sich bestimmte Regeln, die "Zuagroaste" kennen sollten, vor allem diese:
Stammtische bleiben Tabu. Auch wenn in Biergärten ein großes Gemeinschaftsgefühl gepflegt wird, darf an den vielen Stammtischen nur Platz nehmen, wer auch ausdrücklich dazu eingeladen wurde. Im Zweifel besser vorher fragen.
Zuprosten: Pro getrunkene Mass wird angestoßen und das gerne mehrmals. Wer nur beim ersten Schluck mal kurz dem direkten Nachbarn neben sich zuprostet, kann schnell als unhöflich gelten.
Mitbringen: Mitgebrachte Speisen haben in der Bedienzone vom Biergarten nichts zu suchen. Im Außenbereich ohne Bedienung ist Brotzeit mit eigenen Speisen aber erlaubt, zumindest in Oberbayern und Franken. Hier kannst Du Dir nach alter Tradition eigenes Essen (nicht Getränke!) mitbringen, das Bier vom Ausschank selber holen und damit zu anders gestalteten Tischen (ohne Tischdecke) im Außenbereich gehen.
Der letzte Rest (Noagerl): Wundere dich nicht, wenn die Bedienung beim Rundgang Deinen Bierkrug mitnimmt, obwohl noch ein klitzekleines Schlückchen drin ist. Diesen abgestandenen Rest trinkt man einfach nicht in Bayern.
Ruhe bitte: Schalte Dein Handy auf lautlosen Vibrationsalarm und unterhalte dich in leiserem Tonfall. Biergartenbesucher wollen das Rauschen der Kastanienblätter hören, die aneinanderstoßenden Bierkrüge, das Englisch der Touristen, aber kein Handygeklingel.
Zum Schluss noch zum Essen
Breze, Obazda und Radieschen zählen zu den beliebtesten Speisen im Biergarten.Auf der Speisekarte im Biergarten gibt es zumeist deftige bayerische Kost, von Schweinshaxn über Hendl bis Leberkäs. Und wenn Du es nicht so üppig magst, kannst Du auch eine Brezel mit Wurstsalat oder mit der bei vielen beliebtesten Speise Obazda bestellen. Dieses pikante Käsegemisch ist inzwischen ein Biergarten-Klassiker: Weichkäse, in der Regel Camembert, wird mit Butter oder Quark oder auch Frischkäse zerdrückt, bis eine streichfähige Masse entsteht. Die wird mit fein gehackten Zwiebeln, Paprika, Salz, Pfeffer und etwas Bier abgeschmeckt. Dann mit Radieschen oder Radi (Rettich) garniert, mit fein geschnittenem Schnittlauch bestreut und auf kleinen Tellerchen serviert.
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