Der große Nutztiere-Ratgeber
Hühnerhaltung im eigenen Garten
Hühner fühlen sich nur gemeinsam mit Artgenossen wohl.Die private Hühnerhaltung ist in den letzten Jahren in Deutschland immer beliebter geworden. Nicht zuletzt die Haltungsbedingungen in Legebatterien und der Dioxin-Skandal führen viele Gartenbesitzer zu diesem Entschluss. Der Gedanke an täglich frische Hühnereier klingt verführerisch. Die Gewissheit zu haben, womit die Tiere gefüttert wurden, und ihnen ein glückliches bzw. gesundes Leben zu bieten, scheint vielen Hühnerhaltern ein gutes Gefühl zu verschaffen.
Wer eigene Hühner halten will, sollte sich jedoch ausführlich informieren, denn es existiert eine ganze Reihe gesetzlicher Vorschriften für die Haltung von Hühnern im heimischen Garten.
Inhaltsverzeichnis
- Gesetzteslage
- Anmeldung beim Veterinäramt
- Artgerechte Hühnerhaltung
- Vorteile für den Garten
- Pflegeaufwand & Mist
- Welche Hühnerrassen sind geeignet?
- Kosten
- Hühnerhaltung und die Nachbarschaft
Gesetzteslage: Darf jeder Hühner halten?
In der Baunutzungsverordnung ist regelt, dass die Haltung von Kleintieren - Hühner gelten als solche - auch in einem reinen Wohngebiet möglich ist, solange die Anzahl von 20 Hühnern und einem Hahn nicht überschritten wird. Die Haltung von Hühnern in Kleingärten ist grundsätzlich verboten, es sei denn, die Vereinssatzung besagt etwas anderes. Wer zur Miete wohnt, sollte den Mietvertrag prüfen, bzw. eine Absprache mit dem Vermieter treffen.
Wenn Du noch Anfänger bist, solltest Du Dir übrigens vorest nur drei bis vier Tiere anschaffen. Es sollten allerdings mindestens zwei Tiere sein - eine Einzelhaltung wäre nicht artgerecht.
Die Haltung von bis zu 20 Hühnern (+ Hahn) ist grundsätzlich jedem erlaubt.Anmeldung des Geflügels beim Veterinäramt
Weiter ist zu beachten, dass jedes Geflügel dem Veterinäramt und der Tierseuchenkasse gemeldet werden muss. Das Veterinäramt wird vom im Landkreis bzw. von der kreisfreien Stadt organisiert. Beim Veterniäramt musst Du Angaben zu Dir als Halter (Name und Anschrift), zu den Tieren (Art und Anzahl) sowie zur Art der Nutzung und dem Standort machen.
Die Anmeldung bei der Tierseuchenkasse verursacht übrigens in der Regel keine Kosten - vor allem bei kleinem Tierbestand. Eine jährliche Impfung gegen Vogelgrippe ist bei der Hühnerhaltung Pflicht.
Artgerechte Hühnerhaltung
Hühnerstall & Auslauf
Zur Haltung eignen sich am besten mobile Ställe. Diese sind verschiebbar, bieten ausreichend Schutz im Winter und haben einen mobilen Zaun, damit der Auslauf variiert werden kann. Bei größeren, festen Bauten sind die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlichen Bauchrechte zu beachten. 10-20 qm² pro Huhn gelten als Faustregel - noch besser sind mind. 30 qm² Freilauf im Garten. Im Stall können auf einem Quadratmeter bis zu fünf Hühner gehalten werden - wenn genügend Auslauf im Freien zur Verfügung steht.
Vor allem, wenn Du Beete im Garten hast, solltest Du einen Zaun aufstellen. Hühner nehmen nämlich keine Rücksicht auf einen angelegten Garten - ein eingezäuntes Gehege ist dabei von Vorteil und sorgt auch für mehr Sicherheit der Tiere.
Es sollten Büsche als Schattenspender und Schutz vor Raubvögeln vorhanden sein. Ist eine trockene Rückzugmöglichkeit gegeben, können Hühner auch im Winter draußen gehalten werden.
Ausstattung des Geheges
Staubbäder sind wichtig zur Gefiederpflege und sollten im Gehege möglich sein.Hühner benötigen zur Gefiederreinigung ein Staubbad. Daher dürfen sie nicht auf betoniertem Untergrund gehalten werden. Hühner wollen scharren - sorge dafür, dass die Tiere die Möglichkeit dazu haben. Übrigens ermöglicht die Haltung auf Wiesenboden den Tieren ihr Futterangebot zu erweitern. Bei einem grossen Flächenangebot suchen sie sich selbst zusätzliche Nährstoffe, die sie aus Würmern, Spinnen, Blättern und Ähnlichem beziehen, was einer artgerechten Haltung entspricht.
Der Zaun des Geheges sollte 20 cm tief im Boden versenkt werden, da Hühner gerne graben. Um die Fluchtgefahr einzudämmen, empfiehlt sich eine Abdeckung mit einem Netz. Dies schützt zusätzlich vor Raubvögeln. Tipp: Vor allem in ländlicheren gegenden sollten die Hühner die Nacht im Stall verbringen. Hier besteht sonst die Gefahr, dass Füchse die Hühner reißen.
Ausstattung des Stalls
Im Hühnerstall selbst sollte den Tieren ein Trink- und Futterplatz zur Verfügung stehen. Achte darauf, dass die Stelle beim Betreten des Stalls nicht im Weg ist, keiner Zugluft ausgesetzt ist und von allen Tieren erreicht werden kann. Außerdem sollten die Tiere keinen Kot hineinscharren können.
Um ihrem Bedürfnis zu Scharren nachzugehen, sollten auch im Stall Einstreu, Holzspäne, Stroh, Laub, Heu oder geschrotete Maiskolben zur Verfügung stehen. Die Schicht darf durchaus 10 -15 cm hoch sein.
Außerdem wichtig im Stall: erhöhte Sitzstangen, Legenester und ein Kotbrett.
Legenester, Sitzstangen, ein Kotbrett und Einstreu zum Scharren sind im Stall besonders wichtig.Auch Licht ist im Hühnerstall wichtig - 3 Watt pro Quadratmeter Stallfläche sind vorgeschrieben. Sorge dafür, dass Stallboden und Sitzstangen beleuchtet sind - das ist vor allem im Winter wichtig oder wenn die Tiere nicht nach draußen können.
Vorteile für den Garten
Hühner können Deinem Garten guttun - vorausgesetzt, sie haben ausreichend Platz zur Verfügung. Bei zu wenig Auslaug entstehen in Deinem Garten nämlich schnell braune Fläche, da die Tiere den Boden aufscharren. Ist jedoch ausreichend Platz, musst Du nicht mit derartigen unschönen Makeln im Garten rechnen.
Vielmehr sind die Ausscheidungen der Hühner ein guter Dünger für Deinen Garten. Außerdem entfernen sie mit ihren Krallen Moos aus dem Rasen und im Gras sind sie ständig auf der Suche nach Futter. Besonders gerne fressen sie dabei Schädlinge wie Engerlinge, Schnecken oder Raupen.
Pflegeaufwand & Mist
Fütterung
Damit Deine Hühner gesund bleiben und Eier legen können, brauchen sie täglich frisches Wasser und spezielles Hühnerfutter - allgemein sind Hühner übrigens Allesfresser. Auch wenn Deine Tiere Zugang zum Garten haben und dort nach Futter suchen - Kraftfutter solltest Du immer zufüttern. Plane also täglisch ausreichend Zeit für die Fütterung ein.
Neben Hühnerfutter solltest Du Deinen Tieren auch Grünzeug und Obst zur Verfügung stellen.Eine größere Henne braucht ca. 120 g Futter pro Tag. Das Futter sollte zudem immer frisch sein - verdorebene oder schimmlige Lebensmittel (oder Futter) eignen sich nicht. Auch Küchenabfälle solltest Du nicht füttern, da es zu Unverträglichkeiten kommen kann. Zur Fütterung geeignet sind neben speziellen Hühnerfutter übrigens auch Obst, Kohlblätter, Salat oder Grünfutter.
Zur Verdauung brauchen Hühner außerdem Grit - Zusätze wie Kalk helfen übrigens beim Knochenaufbau oder der Bildung der Eier.
Reinigung
Auch die Reinigung des Hühnerstalls solltest Du nicht unterschätzen. Mindestens einmal (besser zweimal) pro Woche müssen Hühnerstall inklusive Sitzstangen und Kotbrett gereinigt werden. Auch Futtertröge oder Tränken müssen regelmäßig gesäubert werden, damit sich dort keine gefährlichen Keime ausbreiten können - diese können sonst für Krankheiten sorgen. Die Einstreu kann übrigens nach ca. 2-3 Wochen ausgetauscht werden - dabei kommt es aber immer auch auf die Anzahl der Hühner an.
Wohin mit dem Mist?
Zur direkten Ausbringung im Garten zur Düngung ist der Mist leider nicht geeignet - er ist zu nährstoffreich und konzentriert und würde den Wurzeln schaden. Außerdem besteht die Gefahr, durch den Mist auch Salmonellen oder Campylobacter in und an Pflanzen und Feldfrüchte gelangen.
Den Hühnermist solltest Du am besten kompostieren - beim Kompostiervorgang kommt es zur Erhitzung, bei der Bakterien und Viren in der Regel abgetötet werden. Rechne besser mit mehreren Komposthaufen, je nach Anzahl der Tiere. Es kann sich recht schnell viel Mist ansammeln - vielleicht kann Dir ja ein Nachbar beim leeren des Komposthaufens helfen?
Vorteilhaft ist es zudem, wenn Du einen landwirtschaftlichen Betrieb in der Nähe hast. Vielleicht ist es nach Absprache möglich, Deinen Mist dort auf einem Misthaufen zu entsorgen.
Welche Hühnerrassen sind geeignet?
Ursprünglichere Rassen wie Cochins haben oft noch einen Brutinstinkt - dieser fehlt heute vielen Legehennen.Für Anfänger eigenen sich vor allem sogenannte Hybrid-Hühner - eine Kreuzung aus verschiedenen Hühnerrassen. Der Pflegeaufwand bei diesen Tieren ist vergleichsweise gering und sie legen recht viele Eier.
Wenn Du schon etwas Erfahrung mit Hühnern hast, kannst Du auch auf Rassehühner wie z.B. Zwerghühner oder gar bedrohte Hühnerarten umsteigen. Beachte hierbei aber, dass jede Hühnerrasse spezifische Anforderungen an die Haltung (z.B. Platzbedarf) und Pflege mitbringt. Außerdem haben auch Hühner unterschiedliches Temperament und sie legen unterschiedlich farbene Eier.
Besonders zahm sind beispielsweise Wyandotten oder Cochins. Für Anfänger eignen sich zudem Barnevelder, Sussex oder Vorwerkhühner.
Informiere Dich hier am besten vorher - Informationen zu verschiedenen Arten findest Du übrigens in unserer Hühnerrassen-Übersicht.
Kosten von eigenen Hühnern im Garten
Die genauen Kosten können nur schwer festgelegt werden, da sie von verschiedensten Faktoren abhängen. Einen Hühnerstall kannst Du schon ab gut 100 € bekommen - je nach Model musst Du aber auch mit deutlich höheren Preisen rechnen. Die Umzäunung kann Kosten in Höhe von bis zu 150 € verursachen - je nach gewünschter Größe. Behälter für Futter und Wasser können Dich ca. 50 € Kosten. Schließlich kostet auch die Anschaffung der Hühner Geld - der Preis unterscheidet sich je nach Rasse. Ein Huhn kannst Du aber schon für 10 € bekommen. Über Kleinanzeigen für Hühner lässt sich das Geflügel günstig kaufen.
Zu den laufenden Kosten zählen weiterhin Futterkosten, Ausgaben für Einstreu sowie für Medikamente oder Nahrungsergänzungsmitteln. Rechne hier mit mind. 250 € im Jahr.
Hühnerhaltung und die Nachbarschaft
Ein krähender Hahn kann zu Unmut bei den Nachbarn führen - für Eier wird er aber ohnehin nicht gebraucht.Um eventuellen Unstimmigkeiten seitens der Nachbarn zuvor zu kommen empfiehlt es sich, diese frühzeitig über das Vorhaben der Hühnerhaltung zu informieren. So mancher wird über Frühstückseier dankbar sein, andere werden eher Bedenken hegen, ob der zu erwartenden frühmorgendlichen Weckrufe eines Hahns. Kommt es bezüglich dessen zum Streitfall, wird nach dem privaten Nachbarrecht entschieden. Solche Streitfälle enden oft durch "Stundenpläne", die bestimmte "Krähzeiten" des Hahnes festlegen sollen. In der Praxis ist dies natürlich kaum umsetzbar.
Eine Möglichkeit, um für mehr Ruhe zu sorgen, besteht darin, das Hühnerhaus mit einem automatischen Türöffner zu versehen. Dieser lässt den Hahn erst zu den vorgegebenen Zeiten ins Freie. Wenn Du nur Eier willst, jedoch keine Küken, dann kannst Du übrigens auch auf einen Hahn verzichten. Auch ohne Hahn legen Deine Hühner Eier.
Es gilt einiges zur Haltung von Hühnern im eigenen Garten zu beachten. Doch wer ländlich wohnt, wem ein ausreichend großer Garten zur Verfügung steht und wer tolerante und tierliebe Nachbarn hat und sich gut über Haltungsbedienungen und Gesetzesvorschriften informiert, kann sich über Bioeier der ganz besonderen Art freuen.
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