Tierratgeber - Hunderassen
Rasseportrait Azawakh
Kurzinfo:
Ursprungsland | Südsahara zwischen Mali und Niger |
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Fellfarben | Sandtöne, braun, rot und grau |
Lebenserwartung | 10 bis 13 Jahre |
Gewicht | Weiblich: 15-20kg, Männlich: 20-25 kg |
Widerristhöhe | Weiblich: 60-70cm, Männlich: 64-74 cm |
Besonderheiten | Loyal, fürsorglich, intelligent, unabhängig |
FCI-Standard | Nr. 307, Gruppe 10, Sektion 3 |
Der Stolz der Tuareg: Hintergrundinformationen zum Azawakh
Wenn Du ihn zum ersten Mal siehst, überkommt Dich sofort das Gefühl, es mit einem Aristokraten zu tun zu haben. Der schlanke Windhund wirkt anmutig, elegant und nobel. Diese außergewöhnliche Hunderasse aus der Gruppe der orientalischen Windhunde stammt aus der kargen Sahelregion West- und Mittelafrikas. Nach Europa kam sie erst Ende der 60er Jahre. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet ist das Azawakhtal in der Grenzregion zwischen Mali und Niger. Seit jeher werden die afrikanischen Windhunde von den Berberstämmen der Tuareg gezüchtet. Das stolze Nomadenvolk nennt sie "idii nileli", Hunde der Freien, oder Oska, was "edler Hund" bedeutet.
Die oft als Herren der Wüste bezeichneten Tuareg, um deren Herkunft sich viele Legenden ranken, züchteten diese relativ alte Hunderasse im Verlauf der Jahrhunderte zu perfekten Begleit-, Wach- und Schutzhunden hoch. Die schlanken und schnellen Windhunde genießen darum besonders hohe Wertschätzung bei den Tuareg. Sie werden wie vollwertige Familienmitglieder behandelt, denn sie sind in der Wüste unverzichtbar. Sie bewachen das Lager, schützen die Herde, reißen Wild und bieten es der Familie zum Verzehr an. Wieso sollte dieser vornehme Abenteurer nicht auch der passende Hund für Dein Zuhause sein?
Aussehen des Azawakh: Von der Wüste gezeichnet
Der Azawakh hat einen großen, schlanken aber muskulösen Körperbau.Körperbau des Azawakh
Der Prunkhund der Tuareg ist groß, schlank und muskulös. Der Körper des hochläufigen Windhundes mit der tiefen Brust ist mit einem hochgestellten Rechteck vergleichbar. Die Kopfform ist länglich und ziemlich schmal. Sein Schädel ist nahezu flach. Seine Augen sind groß und mandelförmig. Die Augenfarbe ist dunkel, vereinzelt bernsteinfarben, niemals blau. Die Augenumrandung ist ebenfalls dunkel pigmentiert. Die Nase ist schwarz oder dunkelbraun, manchmal mit einer weißen oder schwarzen Blesse umrahmt. Seine Ohren stehen sehr hoch. Dreieckig geformt liegen sie flach an den Wangen an.
Sein Hals ist lang, muskulös und nach oben hin leicht gewölbt. Seine Widerristhöhe reicht bei Rüden von 64 bis 74 cm, bei Hündinnen von 60 bis 70 cm. Bei dieser Größe beträgt das Gewicht gerademal 15 bis 25 Kilogramm, je nach Geschlecht. Die Skelettstruktur zeichnet sich deutlich unter dem pergamentartigen Bindegewebe ab. Sein Gang wirkt leicht und fließend.
Fell des Azawakh
Sogar in seinen Fellfarben spiegeln sich die Farben der Wüste wieder: Hellsand, rot, braun, grau sowie alle Nuancen von Beige bis Dunkelbraun. Teilweise ist eine schwarze Stromung erkennbar. Das Fellkleid ist sehr kurz, dünn und am Bauch extrem karg. Charakteristische Merkmale sind vor allem die weißen Stiefel an den Vorder- und Hinterläufen und seine weißen Abzeichen an Kopf und Brust. Die Rute ist lang, dünn und hat auch oft eine weiße Spitze. Sie hängt meist zwischen den Hinterläufen mit der Spitze leicht nach innen angehoben herab, kann sich aber bei entsprechender Aufregung bis in die Horizontale aufrichten.
Schnell wie der Wind
Gesundheit des Azawakh
Die Ausdauer dieser Hunderasse ist immens. Azawakhs sind agile Läufer und bewältigen unebenes und unwegsames Gelände mit beispielloser Leichtigkeit. Gekonnt gehen sie allen Hindernissen aus dem Weg. Diese feingliedrigen Windhunde sind ausgesprochen robust, sehr genügsam und kaum anfällig für Verletzungen oder typische Hundekrankheiten. Der Azawakh mag den Lebensverhältnissen seines Ursprungsgebietes entsprechend für westliche Betrachter ein wenig unterernährt aussehen, doch ist es eben dieser Körperbau, der ihn zu einem der schnellsten Landtiere überhaupt macht.
Besondere Vorsicht beim Gassigehen
Die Schnelligkeit und der Jagdeifer dieses Hundes sind sensationell. Mitunter erreicht er eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 65 Stundenkilometern. In der Wüste gehören, Antilopen, Gazellen, Hasen und sogar Wildschweine zu den Beutetieren dieses passionierten Jägers. Deshalb braucht er auch bei Dir zuhause täglich mindestens eine halbe Stunde Auslauf, und zwar richtigen. Das ist kein Schoßhund, einmal um die Ecke ist nicht genug. Da der ungestüme Windhund in seinem Jagdeifer nur schwer zu bändigen ist und es im Park oder im Wald kaum ernsthafte Hindernisse für ihn gibt, solltest Du ihn besser an die Leine nehmen. Selbst wenn er sonst einen hervorragenden Appell an den Tag legt, ist die Unversehrtheit von Nachbars Katze keinesfalls gewährleistet.
Der Azawakh sollte in der Öffentlichkeit nur an der Leine geführt werden.So fühlt sich der Azawakh wohl
Eine hervorragende Alternative zum freien Auslauf ist die Hunderennbahn. Hier kann er seiner Leidenschaft frönen, ohne ein anderes Tier unnötig zu gefährden. Als typischer Windhund lässt er sich sehr gut zum Rennhund ausbilden und liebt es dem Hasenfell hinterherzuflitzen. Hat er genügend Auslauf, ist er von seiner Natur her ausgeglichen und ruhig, dann macht es ihm auch nichts aus für den Rest des Tages in der Wohnung zu bleiben und Dir auf der Couch Gesellschaft zu leisten. Gerne bettet er seinen muskulösen und knochigen Körper auf weichen und sanften Kissen. Übrigens: Wenn hier die Rede von "der Wohnung" ist, ist keine Zweizimmer-Stadtwohnung damit gemeint. Der edle Wüstenhund braucht ordentlich Raum und sehr viel Bewegungsfreiheit. Ideal sind entweder ein Haus mit Garten oder eine größere Etagenwohnung.
Das sanfte Gemüt des Wüstenwindhunds Azawakh
Sensibler Hund mit starker Bindung
Wenn Du mit dem Gedanken spielst, Dir einen dieser stolzen Wüstenwindhunde zuzulegen, solltest Du wissen, dass dieser Hund eine sehr starke und lebenslange Bindung zu seinen Bezugspersonen aufbaut. Der stolze Azawakh ist für einen Windhunde vergleichsweise gut erziehbar, seine Ausbildung erfordert allerdings jede Menge Geduld und Einfühlungsvermögen. Die Sozialisierung von Azawakhwelpen gilt als mühsam. Der erhabene Wüstenhund ist sehr sensibel und entzieht sich jeglicher Form von Härte. Eine übertrieben strenge Handhabung kränkt und verunsichert ihn dauerhaft. Es handelt sich um einen ausgesprochen intelligenten und feinfühligen Hund, der keine Grobheiten duldet. Selbst kleine Gesten oder Veränderungen in der Stimmung seiner Bezugsperson vermag er zu registrieren. Seine eigene Befindlichkeit kommuniziert er durch bedeutungsvolle Blicke und eindeutige Körperhaltung.
Kein Hund für Familien mit kleinen Kindern
Er kann Freude ebenso ausdrücken wie Trauer. Seine Gefühlswelt ist erstaunlich ausgeprägt, sein Wesen anschmiegsam und treu. Sein liebevoller und geselliger Charakter entfaltet sich am Besten, wenn er seiner Rolle als Beschützer und Versorger nachgehen darf. Er wird dann seine Liebe gleichmäßig auf alle Mitglieder der Familie verteilen und auch Streicheleinheiten zulassen. Doch, Vorsicht! Dieser Hund ist KEIN Spielhund. Sind Deine Kinder bereits etwas älter, wird er perfekt mit ihnen auskommen, Babys und Kleinkinder hingegen irritieren ihn. Ist er gut sozialisiert, sollte er auch kleinere Kinder akzeptieren, aber empfehlenswert ist ein Zusammenleben mit einem Kleinkind nicht. Die Tuareg schleppen keine Babys durch die Wüste, erst ab einem Alter von acht bis zehn Jahren werden die Söhne von ihren Vätern streckenweise mitgenommen.
Wenn also bei Euch die Familienplanung noch nicht abgeschlossen sein sollte, überleg es Dir besser noch einmal, ob Du Dir einen Azawakh ins Haus holen möchtest. Wenn Du ihn abgeben musst, bricht das nicht nur Dir das Herz. Es ist ungemein schwierig, einen ausgewachsenen Vertreter dieser Hunderasse in ein neues Zuhause einzugewöhnen. Die Bindung an seine "Familie" und seinen Besitzer ist schlicht zu stark.
Beschreibung (analog VDH)
Der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) legt bestimmte Regeln für die Hundezucht fest. Unter anderem wird dort das Aussehen, Gewicht und Fell definiert. In der folgenden Tabelle erhalten Sie einen Überblick über die Rassestandards des Azawakh.
Allgemein | Besonders schlank und elegant, vermittelt dieser Afrikanische Windhund einen Allgemeineindruck von besonderer Feingliedrigkeit. Seine Knochenstruktur und seine Muskeln zeichnen sich unter seinem dünnen und trockenen Fellkleid ab. Ein gertenschlanker Hund, dessen Körper einem Rechteck mit vertikaler Längsseite ähnelt. |
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Kopf | Lang, fein, schlank und wohlgeformt, recht schmal, ohne Übermaß. |
Hals | Der Nacken sprießt deutlich aus den Schultern heraus. Der Hals ist lang, dünn, muskulös und nach oben hin leicht gewölbt. Die Haut ist dünn und bildet keine Wamme. |
Körper | Gerade, fast horizontale Oberlinie, Hüften deutlich hervorstehend und in derselben Höhe oder höher als der Widerrist. Der Widerrist ist unverwechselbar prominent. Die Lenden sind kurz und dürr. Die Kruppe ist schräg, idealerweise mit einem Winkel von 45 °. Die Brust liegt tief und ist fast bis zu den Ellenbogen abgekippt mit einer leichten Verengung am Sternum. |
Rute | Tief angesetzt, lang, dünn, hager und zugespitzt. Bedeckt mit dem gleichen Haartyp wie der Körper, hat oft eine weiße Spitze. Hängt mit der Spitze leicht nach oben und kann bei Aufregung horizontal aufgerichtet sein. |
Pfoten | Abgerundet, mit schlanken Zehen, fest und gut gewölbt. Die Ballen sind pigmentiert. |
Haarkleid | Kurz, dünn und am Bauch bis zur völligen Abwesenheit reduziert. |
Azawakh: Türsteher mit Chefallüre
Der Azawakh drückt sein dominantes Wesen gegenüber anderen Hunden sehr stark ausObwohl er im Rudel jagt und eigentlich gut mit den anderen Hunden der Gemeinschaft auskommt, hat er ein sehr dominantes Wesen. Kommt er in ein Zuhause mit mehreren Hunden, wird er unverzüglich seinen Führungsanspruch anmelden. Kleinere Hunde haben dabei das Nachsehen.
Fremden gegenüber ist dieser Hund sehr zurückhaltend, er sieht sich als Bewacher und Beschützer seiner Familie. In der Wüste wehren diese zarten Kraftpakete im Rudel oft Schakale, Hyänen und sogar Löwen ab. Es ist also nicht verwunderlich, dass er sehr distanziert und wählerisch ist, wenn es darum geht, wen er in die Nähe seiner Menschen lässt. Es erfordert eine tiefer gehende Bekanntschaft, bis sein anfängliche Reserviertheit in freundliches Interesse und freudige Begrüßungen umschlägt. Deine Freunde sollten damit klarkommen können.
Haltung des Azawakh: Lieber warm
Zur artgerechten Haltung dieser Hunderasse gehört, außer für intensiven Auslauf zu sorgen, auch darauf zu achten, dass er es schön warm hat. Sollte er nass werden, trockne ihn unbedingt mit einem Handtuch ab. Generell ist dieser Hund nicht für nasskaltes Nieselwetter gemacht. Sogar bei den Tuareg darf er an kalten Nächten mit im Zelt schlafen. Wenn Du in einem Gebiet lebst, wo ständig Schnee liegt, passt möglicherweise eine andere Hunderasse besser zu Dir.
Manchmal werden Azawakhs mit den aus Marokko stammenden Sloughis verwechselt. Sie stammen aus nahe gelegenen Gebieten und wurden teilweise miteinander eingekreuzt. Trotzdem unterscheiden sie sich stark voneinander, so in etwa auch, was ihre Toleranz gegenüber starken Temperaturschwankungen angeht.
Pflege und Ernährung des Azawakh
In Bezug aufs Futter ist dieser Windhund weniger anspruchsvoll. Hier genügt ihm eine normale und abwechslungsreiche Hundekost mit ausreichend Ballaststoffen. Doch, Vorsicht! Du darfst diesen filigranen Riesen auf keinen Fall überfüttern! Gerade für Züchter, die mit ihrem Hund an Preisausstellungen teilnehmen möchten, gilt, dass ein halbes Kilo zu viel ihren Champion den Preis kosten kann.
Das Fell des Tuaregwindhunds benötigt auch keine besonders aufwendige Pflege. Es genügt das kurzhaarige, ohnehin spärliche Fell hin und wieder mit einem feuchten Stück Leder oder einem Noppenhandschuh abzuwischen. Bitte komm nicht auf die Idee, diesem Hund ein warmes Schaumbad zu verpassen. Seine Heimat ist die Wüste! Nicht vergessen!
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