Wie bewerbe ich mich für eine Promotion oder Habilitation?
Wenn Sie sich für eine Promotion oder Habilitation bewerben, erstellen Sie eine Bewerbung für eine wissenschaftliche Tätigkeit an der Schnittstelle zwischen Lehre sowie Forschung und Wissenschaft an einer Universität. Mit der Promotion erlangen Sie den wissenschaftlichen Doktorgrad und mit der Habilitation den höchsten wissenschaftlichen Rang an einer Universität mit Lehrbefähigung. In der Regel geht die Promotion der Habilitation voraus. Die Konditionen, um mit einer wissenschaftlichen Arbeit einen der beiden akademischen Grade zu erreichen, sind recht unterschiedlich. Insgesamt sind die Hürden für einen Wissenschaftler sich zu habilitieren höher als die zu einem Doktorgrad. Beiden gemeinsam ist, dass es ein einheitliches Rezept für eine erfolgreiche Bewerbung nicht gibt. Die Voraussetzungen und der Erfolg hängen vielmehr stark vom Fachgebiet, der jeweiligen Universität sowie den Stellen ab, bei denen Sie die Bewerbung einreichen.
Promotionsbewerbung über den Doktorvater
Promovieren können Sie nach erfolgreichem Abschluss eines Studiums entweder mit einem Bachelor/Master oder mit einem Staatsexamen. In der Regel werden Sie in der Zeit der Bewerbung bereits intensiv zu einem Schwerpunktthema in Ihrer Wissenschaft geforscht haben. Vor der Bewerbung sollten Sie noch einmal genau rekapitulieren, welches wissenschaftliche Ziel Sie mit Ihrer Doktorarbeit verfolgen. Je präziser Sie Ihr Bewerbungsschreiben formulieren, umso mehr erregen Sie Aufmerksamkeit bei denjenigen Personen, die über eine Zulassung oder ein Promotionsstipendium entscheiden. Das weitere Prozedere läuft sehr individuell ab, wenn bereits im Vorfeld eine enge Beziehung zum Doktorvater besteht. Häufig ist die Vergabe einer Doktorarbeit an eine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter eines Professors geknüpft, aus der sich die Themenstellung und die Betreuung für eine Doktorarbeit ergeben. Ein ausführliches Exposé oder das Verfassen eines CV sind bei einer formlosen Vergabe des Promotionsthemas durch den Doktorvater in der Regel nicht nötig. Gute Kontaktpflege ist bei diesem Weg meist wichtiger als formvollendete Bewerbungsunterlagen. Wenn Sie die Doktorarbeit unter der Betreuung Ihres Doktorvaters fertig gestellt haben, wird er ein Gutachten für Sie verfassen. Weitere Gutachten sind meist ebenfalls erwünscht als Anlage zu den Bewerbungsunterlagen für das Promotionsverfahren.
Am Graduiertenkolleg seinen Doktor machen
Weitere Möglichkeiten sich promovieren zu lassen, haben Sie bei einem Graduiertenkolleg an der Universität, über eine Stiftung, die Promotionsstipendien vergibt, oder über ein Unternehmen. Das Graduiertenkolleg besteht aus einem Kreis von Nachwuchswissenschaftlern, die zu einem bestimmten Thema forschen und dazu als Doktoranden eine wissenschaftliche Arbeit anfertigen. Wenn Sie sich dort für eine Promotionsstelle bewerben, sollten Sie sich ein Thema aus dem Umfeld des Forschungsschwerpunktes des jeweiligen Graduiertenkollegs heraussuchen. Mit wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Beispiel in Zeitschriften schon vor der Promotion können Sie hier Punkte sammeln, um angenommen zu werden. Je eigenständiger und richtungsweisender Ihre Publikationen dabei sind, umso besser machen sie sich in den Bewerbungsunterlagen.
Stipendium für das Promotionsprojekt finden
Wenn Sie noch keine bezahlte Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Universität haben und keine weiteren Einkünfte für die geplante Promotionszeit, empfiehlt es sich eine Bewerbung für ein Stipendium aufzusetzen. In Deutschland gibt es zahlreiche Stiftungen, die Promotionsvorhaben mit einer monatlichen Geldanweisung meistens über einen Zeitraum von drei Jahren fördern. Allerdings werden nicht alle Bewerber angenommen und die Messlatte bei der Auswahl liegt hoch. Die Stiftungen sind sehr unterschiedlich ausgerichtet, und sie sollten sich die Bedingungen der einzelnen Anbieter im Vorfeld genau durchlesen. Ihr Profil und das der Stiftung sowie das Thema der geplanten Promotionsarbeit sollten zusammenpassen, damit Ihre Bewerbung Erfolg hat. Sie können sich auch parallel bei mehreren Stiftungen gleichzeitig bewerben, um ihre Chancen zu erhöhen. Geld erhalten Sie bei Zusage natürlich nur von einer Stelle. Stiftungen verlangen von den Kandidaten ein sehr genaues Exposé, in dem das Promotionsprojekt umfassend vorgestellt und begründet wird. Ergänzen sollten Sie die Bewerbungsunterlagen mit Ihrem Lebenslauf sowie einer Aufzählung von Aktivitäten wie Auslandsaufenthalte und Tätigkeiten an der Uni wie studentische Hilfskraft, wissenschaftliche Hilfskraft oder wissenschaftlicher Mitarbeiter. Einige Stiftungen bewerten zudem gesellschaftliche Aktivitäten in Vereinen oder gemeinnützigen Organisationen als Bonus für eine Zusage. Einen guten Eindruck machen Sie zudem, wenn Sie der Bewerbung im Anhang eine Aufstellung mit den errechneten Sachkosten und Reisekosten für Ihr Promotionsprojekt hinzufügen.
Promotionsstellen in der Industrie finden
Wenn Sie als Wissenschaftler, zum Beispiel in den Wirtschaftswissenschaften, Ingenieurwissenschaften oder auch Naturwissenschaften, eine Karriere außerhalb der Universität in der Industrie anstreben, kann eine Bewerbung direkt bei einem Unternehmen Sinn machen. Viele Unternehmen mit Forschungsabteilungen bieten Promotionskandidaten attraktive Stellen an, bei denen Sie gleichzeitig Geld verdienen und an Ihrer Doktorarbeit arbeiten können. Der Arbeitgeber unterstützt in einem solchen Fall die Promotion und profitiert gleichzeitig von Ihren Forschungsergebnissen. Sie können sich bei einem Unernehmen, das zu Ihrem Profil oder Forschungsvorhaben passt, direkt initiativ bewerben oder auf im akademischen Stellenmarkt ausgeschriebene Promotionsstellen reagieren. Eine Auflistung gesellschaftlicher Aktivitäten ist bei einem solchen Bewerbungsschreiben für eine Promotion über die Industrie anders als bei einem Stipendium eher nicht gefragt. Sie sollten vielmehr Ihr Interesse an der Firma, Ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte und beruflichen Vorstellungen in dem Bewerbungsschreiben exakt und präzise benennen.
Eigeninitiative für die Habilitation entwickeln
Für das Erreichen einer Habilitation brauchen Sie in Deutschland einen langen Atem. Die erfolgreiche Bewerbung dafür setzt in Deutschland neben der Promotion in der Regel eine mehrjährige Lehrtätigkeit an einer Hochschule voraus. Kandidaten, die nach der Promotion in die Industrie gewechselt sind und über kaum oder wenig Lehrerfahrung verfügen, sollten daher vor der Bewerbung eine Reihe von Probevorlesungen abhalten. Ansonsten ist die Habilitation eine rein akademische Verleihung eines Grades, die eng mit der jeweiligen Universität, an der sie erfolgen soll, verknüpft ist. Daher hat jede Hochschule eine Habilitationsordnung mit jeweils eigenen Regularien, die von Uni zu Uni voneinander abweichen können. Die Inititiative für eine Habilitation muss immer von Ihnen als Habilitand selber ausgehen. In der Regel werden Sie schon mehrere Jahre als wissenschaftlicher Angestellter oder Dozent an einer Hochschule in Forschung und Lehre gearbeitet haben. Bewerben können Sie sich allerdings auch an einer anderen Hochschule, wenn ihr Forschungsgebiet dort gerade gefragt ist.
Kontakte zu bereits habilitierten Wissenschaftlern knüpfen
Ratsam ist es, einen persönlichen Kontakt zu einem anderen bereits als Professor tätigen habilitierten Wissenschaftler zu knüpfen, der Ihr Habilitationsprojekt betreut. In der Regel verlangen die Hochschulen zudem mehrere positive Gutachten. Anschließend setzen Sie ein offizielles Bewerbungsschreiben an die Habilitationsstelle der zuständigen Fakultät an der Hochschule Ihrer Wahl auf. Die Habilitationsschrift sollten Sie zu diesem Zeitpunkt bereits fertiggestellt haben. Zudem ist die Auflistung Ihrer Lehrtätigkeiten und Ihrer wissenschaftlichen Publikationen erwünscht. Je mehr Sie davon vorweisen können, umso größer sind Ihre Chance, auch tatsächlich habilitiert zu werden. Um Ihre charakterliche Eignung für eine wissenschaftliche Lehrtätigkeit nachzuweisen, ist dem Bewerbungsschreiben ein aktuelles polizeiliches Führungszeugnis beizulegen. Einige Hochschulen verlangen zusätzlich den Nachweis über eine hochschuldidaktische Weiterbildung. Anders als bei einer Promotionsbewerbung ist für die Habilitation eine Gebühr in je Hochschule unterschiedlicher Höhe zu entrichten. Die Quittung darüber ist ebenfalls den Bewerbungsunterlagen beizulegen. Haben Sie alle Bewerbungsunterlagen beisammen und eingereicht, die Probevorlesung erfolgreich absolviert sowie die Habilitationskommission überzeugt, steht Ihrer Karriere als habilitiertem Universitätsprofessor nichts mehr im Wege.
Informationen beim Promotionsbüro oder Habilitationsbüro der Hochschule erhalten
Um Ihre Bewerbung für eine Promotion oder Habilitation an einer Universität gut vorzubereiten, können Sie Kontakt zu eigens dafür eingerichteten Promotionsbüros oder Habilitationsbüros an den jeweiligen Hochschulen aufnehmen. Ansprechpartner sind immer die einzelnen Fakultäten, die für das Fachgebiet Ihrer wissenschaftlichen Forschungen zuständig sind. Jede Hochschule hat dort spezielle Beauftragte für Promotionen oder Habilitationen als direkte Ansprechpartner für Doktoranden oder Habilitanden. Sie erhalten dort vor allem Tipps und Unterstützung für die Formalien bei den Bewerbungsschreiben und Bewerbungsunterlagen.
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