Ratgeber Au-Pair
Als Au-Pair im Ausland
So kann nichts schief gehen!
Obwohl das ursprüngliche Au-Pair-Programm bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht, zählt es nach wie vor zu den beliebtesten und gern genutzten Möglichkeiten für junge Menschen, ein wenig Zeit im Ausland zu verbringen. Genauer gesagt: Für junge Frauen, etwa im Alter zwischen 18 und 30 Jahren. Im Gegensatz zum 18. Jahrhundert benötigen heutige Au-Pairs keine betuchten Eltern, die sie zur Ausbildung ins Ausland senden. Die heutigen Programme bieten im Grunde allen für kleines Geld die Möglichkeit, einen anderen Sprach- und Kulturraum auf ganz unkomplizierte Weise für mehrere Monate kennenzulernen. Was in der Theorie ganz einfach klingt, erfordert in der Praxis ein Mindestmaß an Vorbereitung, Vorwissen und Vorkenntnisse. Woraus zu achten ist, damit das Au-Pair-Jahr tatsächlich zum Erfolg in jeder Hinsicht wird, erfahren Sie in den folgenden Abschnitten.
Rechte und Pflichten beim Au-Pair Aufenthalt
Wörtlich übersetzt bedeutet au pair "auf Gegenleistung", was das Prinzip dieses Programms sehr treffend beschreibt. Die Idee: Das Au-Pair betreut die Kinder der Gastfamilie und erhält im Gegenzug freie Kost und Logis. Wichtig dabei ist vor allem, dass damit verbundene Rechte und Pflichten bereits vorab geklärt und schriftlich festgehalten werden. Eines der größten Missverständnisse besteht zum Beispiel darin, dass einige Gasteltern das Au-Pair als Haushaltshilfe verstehen. Tatsächlich betreuen Au-Pairs jedoch die Kinder, was auch einfache Arbeiten wie die Zubereitung von Mahlzeiten für die Kinder, die Pflege ihrer Kleidung, Aufräumen usw. umfassen kann. Nicht zu den Aufgaben eines Au-Pairs gehört beispielsweise die Pflege oder Betreuung kranker Angehöriger (außer der Kinder) oder die Gartenpflege. Da es keine festen Richtlinien in Bezug auf die Tätigkeitsbereiche von Au-Pairs gibt, ist es umso wichtiger, die Gastfamilie bereits vor der Anreise zu kontaktieren, über die jeweiligen Vorstellungen zu sprechen und detailliert festzuhalten, welche Aufgaben übernommen werden sollen.
Im Gegenzug haben Au-Pairs natürlich auch einige Rechte, etwa das Recht auf freie Tage, bezahlte Urlaubstage und zur Teilnahme an Sprach- und Weiterbildungskursen. Wie viele Urlaubstage und freie Tage ihnen genau zustehen, unterscheidet sich je nach Ziel-Land. Während in den USA zum Beispiel eine 45-Stunden-Woche durchaus üblich ist, arbeiten Au-Pairs in Australien in der Regel 30 Stunden pro Woche plus 2-3 Abende Babysitten.
Verdienst und Kosten für Au-Pairs
Neben den individuell vereinbarten Aufgaben ist für angehende Au-Pairs auch das Thema Finanzen wichtig. Ganz kostenlos ist der Auslandsaufenthalt gegen Kinderbetreuung zwar nicht zu haben - im Vergleich zu anderen Work-and-travel-Programmen sind die Kosten jedoch überschaubar. Um in Kontakt mit Gastfamilie zu gelangen und einen Au-Pair-Vertrag abzuschließen, haben Interessenten grundsätzlich drei Möglichkeiten:
- die Suche auf eigene Faust über spezialisierte Portale
- die Suche über eine offizielle Au-Pair-Agentur oder
- ein Komplettpaket spezialisierter Reiseanbieter.
Wer sich über ein Au-Pair-Portal oder eine Agentur nach einer Gastfamilie umschaut, muss in der Regel lediglich eine Mitglieds- oder Vermittlungsgebühr zahlen, die bei den meisten Anbietern zwischen 120 und 150 Euro liegt. Hinzu kommen Kosten für die individuelle An- und Abreise, ggf. für ein Visum, ggf. erforderliche Papiere/Genehmigungen sowie für persönliche Ausgaben vor Ort.
Ein Vermittlungspaket eines spezialisierten Reiseveranstalters schlägt je nach Ziel-Land mit etwa 600-2.000 Euro zu Buche. Es umfasst oftmals nicht alle Leistungen, wohl aber die wichtigsten wie die Rundum-Betreuung vor, während und nach dem Auslandsaufenthalt sowie Vermittlungskosten, Sprachunterricht und je nach Ziel-Land Programme zur Freizeitgestaltung. In vielen Fällen muss die Hin- und Rückreise sowie das Visum aus eigener Tasche gezahlt werden.
Übrigens: Die Kosten für notwendige Versicherungen, insbesondere für eine Kranken-, Unfall- und Haftpflichtversicherung, übernehmen oftmals die Gastfamilien - dieser Punkt sollte zur Sicherheit aber mit der Familie besprochen werden. In Komplettpaketen sind die notwendigen Versicherungen in der Regel bereits enthalten.
Dem gegenüber stehen vergleichsweise geringe Verdienstmöglichkeiten - aber bei einem Au-Pair-Aufenthalt geht es nicht primär darum, gutes Geld zu verdienen. Der Verdienst versteht sich eher als Taschengeld und schwankt je nach Gastland und Qualifikation des Au-Pairs. Dabei gilt: Je höher qualifiziert (z.B. durch eine pädagogische oder medizinische Ausbildung) und je mobiler (Führerschein ist in einigen Regionen zwingend notwendig), desto höher der Verdienst. In den USA kann das Taschengeld zum Beispiel bei rund 200 US-Dollar pro Woche liegen, in Australien bei rund 100 Australischen Dollar, in Spanien bei 65-110 Euro wöchentlich.
Mögliche Au-Pair Ziele
Zu den typischen Au-Pair-Zielen zählen neben den USA und Frankreich vor allem Großbritannien, Australien und Neuseeland. Daneben gibt es aber auch die Möglichkeit, in Kanada, der Schweiz und in vielen europäischen Ländern wie Belgien, Italien oder Spanien als Au-Pair zu arbeiten. Der Vorteil europäischer Ziele liegt auf der Hand: Aufgrund der Nähe zu Deutschland fallen neben den (geringen) Vermittlungskosten vergleichsweise geringe Reisekosten an. Die Ein- und Ausreise gestaltet sich für EU-Bürger sehr einfach, da kein Visum noch irgendeine Erlaubnis erforderlich ist. Obwohl ein Au-Pair-Einsatz in der Regel ein Jahr dauert, ist es in einigen Ländern (z.B. Spanien, Italien) möglich, auch einen Kurzzeit-Aufenthalt von 2-3 oder 6 Monaten zu absolvieren.
Kurzzeit-Aufenthalte sind grundsätzlich auch in Australien möglich: Die Programmdauer schwankt hier je nach Ausgestaltung zwischen 3 und 12 Monaten. Da Australien dank seiner fantastischen Strände und entspannten Lebensart unter den Bewerbern sehr beliebt ist, empfiehlt sich hier eine möglichst frühzeitige Bewerbung. Ein Negativ-Aspekt sind vergleichsweise hohe Reisekosten und bürokratische Hürden bei der Visum-Beschaffung.
In den USA dauert ein Au-Pair-Einsatz grundsätzlich 12 Monate, kürzere Aufenthalte sind nicht vorgesehen. Anders als in anderen Ländern ist es hier jedoch möglich, den Aufenthalt um bis zu 12 Monate zu verlängern, um Land und Leute besser kennenzulernen. Zu beachten ist insbesondere, dass nicht nur ein besonderes Visum (J-1) erforderlich ist - USA Au-Pairs müssen auch die sogenannte Sevis-Gebühr sowie die bekannte Einreisegebühr vorab per Kreditkarte entrichten. Achtung: Nur über eine der 15 offiziellen Agenturen können Au-Pairs in den USA vermittelt werden.
Allgemeiner Ablauf: Au-Pair werden
In dem Au-Pair-Vertrag werden alle wichtigen Details festgehaltenOb in Eigenregie, über eine Agentur oder mit eine Komplettpaket: der Ablauf unterscheidet sich im Grunde kaum. Generell geht es darum, Au-Pairs an zu ihnen passende Gastfamilien zu vermitteln - und das geht nur über ein Bewerbungsverfahren, in dem besondere Kenntnisse und Motivationen von Bewerbern abgefragt und den potenziellen Gastfamilien präsentiert werden. Haben sich die Gasteltern für eine Kandidatin entschieden, treten sie mit ihr in Verbindung, um sich vorab etwas besser kennenzulernen und Details zu besprechen. Der Au-Pair-Vertrag bildet die verbindliche Basis des Aufenthalts und sollte in jedem Fall vor der Abfahrt abgeschlossen werden.
Während des Aufenthaltes steht Au-Pairs in der Regel ein Ansprechpartner vor Ort zur Verfügung, der Treffen mit anderen Au-Pairs ebenso ermöglicht wie Freizeitaktivitäten und bei Problemen mit Rat und Tat zur Seite steht. Der Ansprechpartner kann einer Partnerorganisation vor Ort oder einer Vermittlungsagentur angehören, ist in jedem Fall in der Einsatzregion zu finden und jederzeit über verschiedene Medien (Telefon, E-Mail, soziale Netzwerke) erreichbar. Er (bzw. sie) wird in jedem Fall vorab benannt, seine Kontaktdaten finden sich in den Unterlagen zum Au-Pair-Jahr. Wer seinen Au-Pair-Aufenthalt auf eigene Faust organisiert, hat in der Regel keinen Ansprechpartner vor Ort und muss ggfs. auftretende Schwierigkeiten selbst regeln. Zum Problem kann das werden, wenn eine Gastfamilie den Vertrag plötzlich kündigt - das Au-Pair muss in diesem Fall eigentlich auf schnellstem Wege das Land verlassen, sofern es nicht umgehend bei einer neuen Familie unterkommt.
Nach Beendigung des Programms erhalten Teilnehmer ein Zertifikat, das ihren erfolgreichen Aufenthalt bescheinigt.
Verwandte Themen im Ratgeber
- Was verdient ein Au-pair?
- Das passende Au-Pair finden
- Die Au-Pair Vermittlung - so funktioniert's
- Welche Au-Pair Programme gibt es?
- Was ist ein Au-Pair?
- Die Kosten eines Au-Pairs
- Gastfamilie werden - So geht's
- Die Betreuungsmethode Au-Pair im Vergleich
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