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Fastenzeit ist Starkbierzeit in Bayern

Bild Starkbierzeit in Bayern Zeitgleich mit der Fastenzeit beginnt in Bayern auch die Starkbierzeit, in der besonders kräftiges und kalorienreiches Bier gebraut wird. (Klicken zum Vergrößern).

Herkunft eines ungewöhnlichen Brauches

Nach den närrischen Tagen des Faschings beginnt am Aschermittwoch die 40-tägige Fastenzeit. Im Fasching oder Karneval (carne vale = Fleisch lebe wohl) feiern wir also eigentlich den Abschied vom Genuss – zumindest bis Ostern. Die Fastenzeit galt früher als eine Zeit der christlichen Buße, der inneren Einkehr und des Verzichts. Verzichtet wurde vor allem auf Fleisch, sowie auf Milchprodukte, Eier und natürlich auf Alkohol.

Fasten sollte den Körper reinigen und den Geist auf spirituelle Dinge richten, Beten war ein wesentlicher Bestandteil. Doch obwohl eine Mahlzeit am Tag erlaubt war, fiel den Menschen der Verzicht sehr schwer. Aus diesem Grunde wurde das Starkbier von den Mönchen erfunden, denn in flüssiger Form war alles erlaubt. Wenn Sie genauer Wissen wollen, wie es zur Erfindung des Starkbiers kam und welche anderen Bräuche sich im Laufe der vergangenen Jahrhunderte daraus entwickelt haben, dann lesen Sie auf jeden Fall weiter.

Was flüssig ist, bricht Fasten nicht

Bild Fass Starkbier Am Aschermittwoch fängt jedes Jahr die traditionelle Starkbiersaison in Bayern an.

Diese Fastenregel inspirierte Mitte des 17. Jahrhunderts italienische Paulaner-Mönche im Kloster Neudeck in München. Sie brauten speziell für die entbehrungsreiche Fastenzeit ein kräftiges und kalorienreiches Bier zu ihrer Stärkung.

Da es sich hierbei aber um ein alkoholisches Getränk handelte, brauchten sie zunächst die Genehmigung des Papstes. Der Legende nach verdarb das Bier jedoch auf dem Transport dorthin und schmeckte so widerlich, dass das Kirchenoberhaupt bedenkenlos die Erlaubnis zum Verzehr erteilte. Die Mönche durften sich in der Fastenzeit fünfmal täglich mit einem Krug „flüssigen Brots“ stärken.

Fortan schenkten die Mönche ihr Starkbier während der Fastenzeit aus und verkauften es seit 1780 mit kurfürstlicher Erlaubnis auch an Dritte. Dadurch wollten sie in erster Linie die arme Dorfbevölkerung versorgen, doch die Einnahmen besserten auch ihre Klosterkasse auf. Das „Sankt-Vater-Bier“ der Mönche wurde im Volksmund schon bald "Salvator" genannt.

Im selben Jahr wurde dem damaligen Landesvater Kurfürst Karl Theodor anlässlich der ersten festlichen Starkbierprobe der erste Humpen Bier mit den Worten "Salve pater patriae..." (Heil dir Landesvater...) gereicht. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Seit 1965 erhält der bayerische Ministerpräsident die erste Salvator-Maß mit den gleichen Worten.

Bayerns fünfte Jahreszeit

Auch wenn Fasten längst nicht mehr die gleiche Bedeutung hat, der Ursprung der traditionsreichen Starkbiersaison geht auf jene Zeit zurück. Heute fällt mit Beginn der Fastenzeit vielmehr der Startschuss für Bayerns fünfte Jahreszeit: die Starkbierzeit mit zahlreichen Festen der Münchner Brauereiwirtshäuser.

Von Anfang bis Mitte März wird überall zünftig getrunken und gefeiert, doch den Höhepunkt bildet seit 1891 das wohl bekannteste bayrische Starkbierfest: die Starkbierprobe im Paulaner-Keller, dem ehemaligen Salvatorkeller auf dem Münchner Nockherberg.

Dort findet auch das traditionelle Politiker-Derbleck’n (= Verspotten) statt. Ein politisches Kabarett bestehend aus einer Festrede und einem Singspiel. In der Festrede, der sogenannten Fastenpredigt, setzt sich der jeweilige Festredner kabarettistisch mit dem aktuellen politischen Geschehen auseinander. Im anschließenden Singspiel, einer Parodie, werden Münchner Politiker, aber auch Landes- und Bundespolitiker aller Parteien mit viel Humor und Ironie auf den Arm genommen. Besonders interessant ist die Tatsache, dass sich sowohl der bayrische Ministerpräsident als auch die meisten Polit-Promis unter den geladenen Gästen befinden und nur darauf warten, verspottet zu werden. Denn wer nicht "derbleckt" wird, muss sich fragen, ob er nicht berühmt oder wichtig genug ist.

Kleine Bierkunde

Starkbiere verkörpern die hohe Kunst des Bierbrauens und sind besonders in der Fastenzeit sehr beliebt. Ganz egal ob ober- oder untergärig: bayerische Starkbiere sind echte Feinschmecker-Biere. Alle zeichnen sich durch einen höheren Stammwürze- und Alkoholgehalt aus als das normale Münchner Bier vom Fass (ca. 3,5 Vol. %).

Bayrisches Bockbier

Bild Bayrisches Bockbier Das bayerische Bockbier ist ein qualitativ hochwertiges Bier mit einem hohen Stammgewürzgehalt.

Vollmundig und rund im Geschmack- das Bayerische Bockbier.
Das Bayerische Bockbier hat ein Stammgehalt von mindestens 6,5 Vol. % und ein Stammgewürzgehalt von mindestens 16 %. Es handelt sich bei dem Bockbier keinesfalls um ein Bier das „verschlungen“ werden will, vielmehr ist dieses süffige Getränk etwas für Genussmenschen, die Wert auf Qualität legen. Dunkle Malze sorgen für die sogenannte „Karamellsüße“, verbunden mit einem eingebauten Hopfenanteil und dem hohen Alkoholgehalt, wird das Bayrische Bockbier zu einem intensiven, eher schweren Bier. Süffig, würzig, vollmundig und rund im Geschmack, cremig und perlig, durch den hohen Alkoholgehalt wenig schäumend, das ist das typische Bayerische Bockbier. Das Bayerische Bockbier ist ein sogenanntes Fastenbier und die ideale Genuss -Temperatur liegt zwischen 8-10 Grad Celsius. Wohl sein!

 

Doppelbock

Der Doppelbock, welcher vor allem in der Fastenzeit Bierliebhabern kredenzt wird, zeichnet sich dadurch aus, dass er sowohl einen höheren Alkoholgehalt, als auch eine erhöhte Stammwürze aufweist. Im Unterschied zum Bockbier muss ein Doppelbock bis zu 2 Prozent mehr Würze beinhalten und es auf 18 % Stammwürze bringen. Mit 5 bis 12 % Vol. liegt sein Alkoholgehalt im oberen Bereich der Bockbiersorten. Seine Anfänge lassen sich in der Paulanerbrauerei München finden, wo er von Mönchen als nahrhafter Flüssigersatz für Lebensmittel kreiert wurde und die religiöse Bezeichnung "Salvator" erhielt. Seinem Namensgeber, dem "heiligen Vater" wurde ein Fass zur Probe zugesandt, dessen Qualität nach dem langen Transport den heiligen Stuhl zu der Antwort hinriss, dass die Münchner diesen "Plempel" ruhig trinken könnten.
Den Doppelbock gibt es hell oder dunkel. Es schmeckt vollmundig, malzbetont und ganz leicht nach Karamell.

Eisbock

Bild Weißbier im Glas Weißbier oder Weizenbier gibt es sowohl als Weizenbock als auch als Weizendoppelbock.

Eisbock aus Franken, auch „Bayrisch G’frorns“ genannt, kommt hingegen auf nahezu 25 % Stammwürze- und über 8 Vol. % Alkoholgehalt und zählt somit zu den stärksten Biersorten in Bayern. Es handelt sich um fertig gebrautes Bockbier, dem durch Einfrieren der überwiegende Wasseranteil entzogen wird. In der Mitte der gefrorenen Masse bleibt ein Kern aus Bockbierextrakt übrig, der aufgrund des hohen Alkoholanteils nicht gefroren ist. Dieses Konzentrat, das Eisbock, hat eine Stammwürze von 24 % und einen Alkoholgehalt von ca. 9 %.

Die Farbe des Eisbocks ist tiefbraun, fast schwarz. Es hat einen vollmundigen, öligen Charakter mit kräftigem, süß-malzigen Geschmack, der an eine Mischung aus Schokolade, Karamell und Kirsche erinnert, gepaart mit intensivem Duft. Das schwere, aber doch süffige Getränk ist durch seinen hohen Kalorienanteil sehr nahrhaft. Nicht zuletzt deshalb und wegen des hohen Alkoholgehaltes wird es nur in kleinen Mengen getrunken. Es kommt überwiegend als Aperitif zum Einsatz, wird manchmal aber auch als Dessert in Verbindung mit Vanilleeis serviert. Hergestellt wird diese Rarität von der Kulmbacher Brauerei AG in Kulmbach.

Weißbier

Weißbier oder Weizenbier gibt es sowohl als Weizenbock als auch als Weizendoppelbock.

Die großen Münchner Brauereien brauen alle ihr eigenes Starkbier, das sie unter „stark klingenden“ Namen vertreiben, wie zum Beispiel "Animator" (Hacker-Pschorr), "Maximator" (Augustiner), "Optimator" (Spaten), "Triumphator" (Löwenbräu) oder "Delicator" (Hofbräu). Das bekannteste Starkbier ist allerdings immer noch das Original: "Salvator" von der Paulaner Brauerei.

Falls Ihnen die Starkbierzeit in München entgehen sollte, haben Sie noch folgende Möglichkeiten: Von April bis Juni gibt es den sogenannten Maibock, ein untergäriges Starkbier und die Mönche vom Kloster Andechs genießen das besondere Privileg ganzjährig Starkbier brauen und ausschenken zu dürfen. Passende Feinkost und Delikatessen finden Sie hier.


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