Motorradratgeber
Welche Motorräder haben Zahnriemenantrieb?
Der Zahnriemenantrieb ist leiser als ein Kettenantrieb. (Einfach klicken zum Vergrößern)Der Zahnriemenantrieb beim Motorrad
Die Kette ist als Sekundärantrieb bei Motorrädern nach wie vor weit verbreitet. Dabei gibt es mittlerweile wartungsarme und "saubere" Alternativen wie den Kardan- oder den Zahnriemenantrieb. Moderne Zahnriemenantriebe sind gewöhnlichen Kettenantrieben in vielen Punkten überlegen. Auf dem ersten Blick besitzt der Zahnriemenantrieb für Motorräder sogar nur Vorteile: Leiser als die Kette ist der Zahnriemen beinahe wartungsfrei und besitzt obendrein in etwa die doppelte Lebensdauer. Zudem ist der Wirkungsgrad hoch, was insbesondere gegenüber dem Kardanantrieb als Vorzug zu nennen ist. Welche Motorräder über einen Zahnriemenantrieb verfügen sowie die Vor- und Nachteile dieser Antriebstechnik findest Du in diesem Ratgeber.
Riemenantrieb nach wie vor selten
Vor einigen Jahrzehnten war es noch kaum denkbar, hohe Kräfte über einen Zahnriemen zu übertragen. Selbst Kettenrisse waren alles andere als eine Ausnahme, noch in den siebziger Jahren gehörten auch Reifenschäden infolge von schlechtem Material zur Tagesordnung. Als Pionier in diesem Bereich gilt Glas: Im Jahre 1962 stellte der Hersteller erstmals ein Vierzylindermotor mit einem Hubraum von 1000 cm³ vor, dessen Nockenwelle per Zahnriemen angetrieben wurde - so, wie dies heute bei vielen Motoren gängige Praxis ist.
Zur Übertragung der Antriebsleistung in einem Motorrad setzte Harley-Davidson in den achtziger Jahren erstmals Zahnriemen ein, BMW folgte im Jahre 2001: Die F650 CS setzte auf diese technische Lösung, in großem Maßstab konnte sich der Riemenantrieb allerdings bisher noch nicht durchsetzen. Für Dich muss das nicht zwangsläufig einen Nachteil darstellen, weil sich viele Maschinen auf den Riemenantrieb umrüsten lassen. Du wirst die Ruhe auf dem Motorrad durchaus zu schätzen wissen - und vermutlich noch einen weiteren Vorteil bemerken, den nicht einmal Fahrer eines Motorrades mit Kardanantrieb für sich in Anspruch nehmen können. Weil der Riemenantrieb spielfrei verbaut werden kann und eine vergleichsweise hohe Elastizität besitzt, kommt es nicht zu den nervigen Lastwechselreaktionen beim Gasgeben.
Aufbau ähnelt dem Kettenantrieb
Die Bestandteile des Zahnriemenantriebs ähneln denen des Kettenantriebs.Die Bestandteile des Riemenatriebs ähneln jenen der Kette: Anstelle der Kettenräder werden Riemenscheiben eingesetzt, der Riemen selbst ersetzt die Kette als solches. Um die Lebensdauer zu erhöhen, sollte der Riemen in einem möglichst großen Radius laufen - dadurch wird er weniger stark geknickt. Hier zeigt sich auch einer der Nachteile des Antriebes: Die hintere Riemenscheibe fällt deutlich größer aus als ein vergleichbares Kettenrad, worunter vor allem die Optik leidet. Bei einer Umrüstung solltest Du zudem auch beachten, dass die Getriebeübersetzung auf den Kettenantrieb angepasst ist. Vermutlich kommt es also zu einer etwas kürzeren Übersetzung und damit einem höheren Drehzahlniveau.
Ein spezieller Zahnriemen für den Sekundärantrieb
Der im Motorradbau verwendete Antriebsriemen wird auch "Synchronriemen" genannt. Die auf der Innenseite befindlichen Zähne bestehen aus Polyurethan oder Neopren und greifen in ein spezielles Zahnrad ein, das am Hinterrad befestigt ist. Die im Vergleich zum klassischen Keilriemen mögliche Verkleinerung des Umschlingungswinkels bietet den Vorteil eines schlupflosen Antriebs und einer damit verbundenen Laufruhe. Während vor Jahrzehnten ausschließlich der Hersteller "Harley Davidson" bei seinen Motorräder ausnahmslos den Synchronriemen als Antrieb verwendete, erkannten nach und nach auch andere Hersteller die Vorteile dieser Bauweise. Der Anteil der verkauften Krafträder mit Zahnriemenantrieb ist allerdings - im Vergleich zu motorisierten Zweirädern mit klassischem Kettenantrieb - noch immer verschwindend gering.
Modelle mit Antriebszahnriemen
Nur wenige Hersteller setzen bei ihren Modellen auf den Zahnriemen...
BMW
- F-Serie
Buell
- Lightning XB12S
- XB-Baureihe
- RW 750
- RR 1000 Battletwin
- RR 1200 Battletwin
- RS 1200 Westwind
- RS 1200/5 Westwind
- RSS 1200 Westwind
Harley Davidson
Bei Harley Davidson haben alle Motorräder einen Zahnriemenantrieb.- alle Modelle
Kawasaki
- EN 500
- Z 1000
- VN 2000
- Z 440 LTD
Orange County Choppers
- vereinzelte Modelle in geringer Herstellungsgröße
Suzuki
- Savage 650
- VS 1400 GLS Intruder
Victory
- Vegas
- Hammer
- Kingpin
- Jackpot
- Vision Tour
- Cross Country
- Cross Roads
- Judge
- Boardwalk
- Hard Ball
- High Ball
Vor- und Nachteile des Zahnriemenantriebs
Allgemeine Vorteile des Zahnriemenantriebs
Neben der erwähnten Laufruhe zeichnet sich der Synchronriemen durch Geräuscharmut aus. Diese Eigenschaften erfüllt ein Kardanantrieb allerdings ebenso, wobei dieser jedoch wesentlich teurer in der Anschaffung ist und insgesamt ein höheres Gewicht aufweist. Zudem benötigt ein Kardanantrieb, bei dem das Drehmoment vom Getriebe über die Kardanwelle an die Hinterachse übertragen wird, Schmierstoffe und eine regelmäßige Wartung. Beides ist beim Zahnriemen dagegen nicht erforderlich.
Die Lebenserwartung eines Antriebsriemens ist trotz seiner Robustheit kurzlebiger als die eines Kardanantriebs. Der Zahnriemen besteht aus Aramidfasern, wobei an der Innenseite ein abriebfestes Gewebe angebracht ist, um den Verschleiß der Zähne so gering wie möglich zu halten. Lastwechselreaktionen werden aufgrund der Elastizität des Zahnriemens minimiert, da der Antrieb spielfrei konstruiert werden kann.
Kaum Wartung notwendig
Genau wie beim Kettenantrieb, gibt es spezielle Zahnriemensprays zur Pflege.Nachgespannt wird der Zahnriemen ähnlich wie die Kette. Du solltest die Maschine dabei mit Deinem eigenen Körpergewicht belasten. Der obere Trum muss sich üblicherweise einige Millimeter durchdrücken lassen - dann ist der Riemen richtig gespannt. Wie viele Millimeter das sind, hängt vom jeweiligen Zahnriemen ab - hier gibt die Betriebsanleitung des Motorrades Auskunft. Sonstige Wartungsarbeiten fallen nicht an. Spezielles Zahnriemenspray, welches sich im Handel findet, dient nur der Beseitigung lästiger Quietsch-Geräusche - technisch notwendig ist es nicht.
Lange Lebensdauer
Als Vorteil wurde die höhere Lebensdauer bereits genannt. Problematisch ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass - anders als bei der Kette - nicht anhand einer Längung festgestellt werden kann, wann der Austausch stattfinden sollte. Wie beim Zahnriemenwechsel in einem Motor wird deshalb aus Sicherheitsgründen prophylaktisch getauscht - zumeist bei 40.000 km. Bei dieser Strecke handelt es sich um jene Wechselintervalle, die BMW für seine aktuell eingesetzten Riemenantriebe empfiehlt. Erfahrungen von Fahrern zeigen allerdings, dass der Antrieb auch weitaus länger hält. Harley-Davidson, einer der wenigen weiteren Hersteller, die den Zahnriemen ab Werk verbauen, geht von einer höheren Laufleistung aus: Die Amerikaner schreiben den Zahnriemenwechsel nur alle 80.000 km vor - und stellen wieder einmal unter Beweis, wie fortschrittlich dieses Konzept eigentlich ist.
Nachteile des Zahnriemenantriebs
Nachteilig bei der Zahnriemenkonstruktion ist das höhere Gewicht im Vergleich zu Motorradketten sowie die geringere Temperaturbeständigkeit und eine höhere Empfindlichkeit gegenüber mechanischen Einflüssen, wie zum Beispiel das Verdrehen oder Knicken des Riemens. Der eigentliche Nachteil, der bei den Herstellern zum Zögern beim Einsatz von Zahnriemenkonstruktionen führt, liegt in der benötigten Größe des Bauraums. Vor allem der große Durchmesser des hinteren Zahnrades und dessen durch den Zahnriemen bedingte Dicke führen seitens der Hersteller zu Befürchtungen, dies könnte als optischer Makel angesehen werden und sich in schlechteren Absatzzahlen niederschlagen.
Umrüstsätze für einige Maschinen erhältlich
Leider werden Umrüstsätze für den Zahnriemenantrieb nur für einige sehr verbreitete Modelle angeboten. Vor allem für großvolumige Maschinen wie die Yamaha XJR 1200 und 1300 sowie die große Suzuki Bandit lassen sich für einen Preis von rund 1000 Euro entsprechende Umrüstsätze erstehen. Neben dem Zahnriemen und den Riemenscheiben wird auch ein entsprechender Schutz und Anbausatz mitgeliefert. Zudem gehört ein TÜV-Teile Gutachten zum Lieferumfang, denn der Zahnriemen muss eingetragen werden. Der Umbau als solches verschlingt selbst für einen erfahrenen Mechaniker etwa 3-4 Arbeitsstunden. Die dafür anfallenden Kosten sollten miteinkalkuliert werden, wenn der Umbau durch eine Fachwerkstatt durchgeführt werden sollte. Planst Du, die Umrüstung in eigener Regie durchzuführen, solltest Du einige Dinge beachten.
Schwieriger Umbau: Riemenantrieb besser von Fachwerkstatt einbauen lassen
Der Umbau auf einen Riemenantrieb sollte von einem Fachmann durchgeführt werden.Anders als zunächst angenommen, ist es nicht ausreichend, die Ritzel durch Riemenscheiben zu ersetzen. Als besonderes Problem erweist sich häufig, dass vor allem am Getriebeausgang nur wenig Platz vorhanden ist. Mit bis zu 37 mm ist der Zahnriemen aber deutlich breiter als eine Kette. Zudem ist es für den Zahnriemen deutlich wichtiger, dass die Spannung stimmt und der Riemen korrekt in der Flucht läuft. Letzteres ist zwar auch bei Ketten anzustreben, geringere Abweichungen wirken sich hier allerdings weniger stark aus. Bereits erwähnt wurde, dass der Zahnriemen nicht in einem so engen Winkel wie die Kette umgelenkt werden kann, was größere Riemenscheiben erfordert. Aus diesem Grund kann es notwendig werden, Änderungen am Fahrwerk vorzunehmen. Dadurch ist es möglich, die sich häufig im Weg befindliche Schwinge in einem anderen Winkel anzusteuern. Wenn Du Dich für den Umbau interessierst, solltest Du im Vorfeld in Erfahrung bringen, welcher Aufwand speziell bei Deiner Maschine notwendig ist.
Der Zahnriemen als günstigste Antriebskonstruktion
Das Preis-/Leistungsverhältnis eines Sekundärantriebs mittels Synchronriemens ist im Vergleich zu allen anderen Varianten mit Abstand am günstigsten. Die Anschaffungskosten sind erheblich geringer als beim Kardanantrieb und Wartungskosten fallen aufgrund der Wartungsfreiheit überhaupt nicht an. Zudem ist der Antriebsriemen langlebiger als eine klassische Kette. Sogar das Umrüsten von einem Ketten- zum Zahnriemenantrieb ist möglich. Die Kosten für einen solchen Umbau liegen bei ca. 1500 Euro.
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