Ratgeber Motorrad
Hauptuntersuchung beim Motorrad: Was muss ich im Vorfeld beachten?
Die Hauptuntersuchung für Motorräder muss alle zwei Jahre gemacht werden. (Einfach klicken zum Vergrößern)Der Termin für die Hauptuntersuchung (HU) bei Deinem Motorrad rückt näher und Du weißt nicht, was für einen reibungslosen und kostengünstigen Ablauf von Bedeutung ist? Keine Panik, denn in diesem nun folgenden Ratgeber erhältst Du alle Infos zum Thema TÜV. Hier wird Dir erklärt, wie Du Dein Bike optimal vorbereitest, welche Papiere Du für die Prüfung benötigst, wie sich die Tüv Preise gestalten, welche Fallstricke und Fristen es gibt und wie es mit den Bußgeldern bei Versäumnissen aussieht. Effektiv geplant sparst Du eine Menge Geld, Zeit und Ärger und blickst der nächsten Motorrad-HU entspannt entgegen.
Zweck und Zeitpunkt der HU
Vereinfacht kann man sagen, dass bei dieser Untersuchung sämtliche Verkehrssicherheitsaspekte von einem staatlich anerkannten Prüfer genau unter die Lupe genommen und getestet werden. Hierzu zählen nicht nur die Bremsen und die Beleuchtung, sondern auch die Bereifung, die Elektrik, die Lenkung, das Fahrgestell sowie die Zulässigkeitsbescheinigungen. Ab dem Baujahr 1989 wird zeitgleich auch die Abgas-Untersuchung-Krafträder (AUK) fällig.
Hat Dein Motorrad alle Kontrollen bestanden, bekommt das Kennzeichen abschließend eine frische Plakette. Diese bleibt für zwei Jahre gültig und wird mit der nächsten HU erneuert. Damit Du den Termin nicht verpasst, steht die Jahreszahl in der Mitte und der Monat befindet ganz oben auf der 12-Uhr-Position der Prüfplakette. Erteilungsberechtigt sind neben dem TÜV (Technischer Überwachungsverein) auch die Dekra, die KÜS (Kraftfahrzeug-Überwachungsorganisation freiberuflicher Kfz-Sachverständiger e.V.) und die GTÜ (Gesellschaft für Technische Überwachung mbH).
Fällt der TÜV-Termin bei einem Motorrad mit Saisonkennzeichen außerhalb der Betriebszeit, muss die HU spätestens im ersten Betriebszeitmonat durchgeführt werden.
Motorrad Schritt für Schritt vorbereiten
1. Papiere und Zulassung
- Stimmt die Fahrgestellnummer und ist sie deutlich erkennbar?
- Besitzen alle nicht originalen Bauteile eine ABE (allgemeine Betriebserlaubnis)?
- Sind Reifenbezeichnung und Reifengröße korrekt eingetragen?
2. Lampen
- Überprüfe zunächst das Lampengehäuse auf Unversehrtheit und den Reflektor auf Blind- oder Ablagerungsstellen.
- Führe dann einen vollständigen Beleuchtungstest durch. Uneingeschränkt funktionieren müssen nicht nur Fern-, Abblend- und Rücklicht, sondern auch die Blinker, das Bremslicht und die Kennzeichenbeleuchtung.
- Gleiche die vorhandenen oder neu eingesetzten Lampen mit den Zulassungsbestimmungen ab.
3. Reifen und Räder
Die Reifengummis und Felgen sollten auf Beschädigungen überprüft werden.- Kontrolliere die Radlager auf Verschleiß, die korrekte Laufrichtung der Räder sowie den Luftdruck der Reifen. Diesen solltest Du bei Bedarf an der Tankstelle oder mittels Kompressor korrigieren.
- Mit einem einfachen Messschieber kannst Du feststellen, ob das Reifenprofil noch eine Mindesttiefe von 1,6 mm besitzt.
- Überprüfe die Reifengummis und auch die Felgen auf Risse, Dellen oder sonstige Beschädigungen.
- Bocke Dein Motorrad auf und teste den Spurlauf von Hinter- und Vorderrad auf exakte Übereinstimmung nach Augenmaß. Wenn Du nicht ganz sicher bist, kannst Du den Lauftest auch in einer Werkstatt oder beim Reifenhändler durchführen lassen.
- Achte auf gesicherte Radachsen.
4. Bremsen und Antrieb
- Führe zunächst einen ganz normalen Bremstest mit Fuß- und Handbremse durch.
- Untersuche dann sämtliche Bremsleitungen und Bremsschläuche sowie den Bremsflüssigkeitsstand.
- Ebenfalls intakt müssen Trommeln, Scheiben, Bremsbeläge, Gestänge und Bremshebel sein. Liegen an diesen Bauteilen Defekte vor und ist der Hebel auffallend schwergängig, solltest Du nach Möglichkeit keine unbedachten Experimente wagen, sondern gegebenenfalls einen Experten hinzuziehen.
- Die Antriebskette muss abgedeckt sein und über ausreichend Spannung verfügen, damit sie nicht herausspringen kann. Zudem darf sie keinen übermäßig hohen Verschleiß aufweisen.
5. Lenkung
- Fahre mit Deinem Motorrad einige Meter geradeaus und überprüfe, ob das Lenkrad stabil befestigt ist und vor allem zielgenau bleibt. Das Lenkkopflager sollte zudem kein Spiel haben.
- Zu testen wäre obendrein die Leichtgängigkeit der Lenkung. Im stehenden Zustand muss sich das Lenkrad rastpunktlos und ungehindert bis zum Anschlag drehen lassen
- Auch die Diebstahlssicherung gehört zur HU dazu. Das Lenkradschloss ist deshalb auf Funktionstüchtigkeit zu prüfen.
- Achte auf festsitzende und unbeschädigte Rückspiegel.
6. Getriebe, Elektrik und Motor
- Austretende Flüssigkeiten (Öl, Benzin) werden vom TÜV grundsätzlich bemängelt. Lege zum Test weißes Zellstoffpapier oder eine Pappe unter das Motorrad und lasse es dann warmlaufen. Siehst Du Tropfen auf dem Papier, sind ggf. Leitungen oder Dichtungen verschlissen und müssen ausgetauscht werden.
- Gleiche die Zündkerzen und den Zündkerzenstecker mit den Fahrzeugpapieren ab.
- Damit die Elektrik einwandfrei funktioniert, reinige oder ersetze oxidierte Anschlüsse.
- Kabel und Leitungen müssen gut geschützt sein und dürfen nicht zum Hindernis werden.
- Den Tacho bzw. die exakte Geschwindigkeitsanzeige kannst Du überprüfen, indem Du beispielsweise mit konstantem Abstand einem bereits getesteten Fahrzeug hinterherfährst. Währenddessen lässt sich auch gleich die Hupe testen.
7. Fahrwerk und weitere Anbauteile
Alle Flüssigkeitsbehälter und der Tank müssen zu hundert Prozent dicht sein.- Federbeine, Gabelrohre, Tank- und Flüssigkeitsbehälter müssen ausnahmslos dicht sein und der auch der gesamte Rahmen darf keine Beschädigungen aufweisen.
- Überprüfe den Haupt- und Seitenständer auf Standfestigkeit, die Fußrasten auf Bruchstellen und eine beständige Montage sowie die Sitzbank auf eine robuste Fixierung.
- Entscheidend sind außerdem ein unversehrtes Kennzeichen und eine sichere Kennzeichenhalterung. Bei seitlichen Halterungen ist meist eine ABE erforderlich.
- Scharfe oder spitze Verkleidungen sowie herausstehende Kanten werden bei der Hauptuntersuchung aufgrund der Verletzungsgefahr fast immer als Mangel geahndet und sollten deshalb mit einem Kantenschutz gesichert sein.
8. Auspuff und AUK
- Der Auspuff muss zwingend den Vorschriften entsprechen. Speziell bei diesem Thema verstehen die Prüfer oftmals gar keinen Spaß. Falls Dein Auspuff nicht dem Original entspricht, denke unbedingt an die ABE.
- Ebenso akribisch achtet der TÜV auf den Lautstärkepegel. Dieser darf ca. 73 bis 77 db(A) nicht überschreiten. Aufgebohrte Auspuffrohre oder Auspuffklappensteuerungen sorgen zwar für einen satten Sound, sind aber in den allermeisten Fällen nicht erlaubt.
- Neben den Geräuschgrenzwerten werden auch die Abgaswerte bei Motorrädern ab Baujahr 1989 gemessen.
Tuning-Fallen
Ein enthusiastisches Bikerherz kann beim Schrauben hin und wieder die Vorschriften aus den Augen verlieren. Dennoch solltest Du bei allen Tuningteilen auf das E-Prüfzeichen, die ABE und auf die Zulässigkeit nach StVZO achten. Nicht nur bei der Auspuffanlage, sondern auch bei den Lampen, Kolben, Zylindern oder Verkleidungen gibt es ganz genaue Vorgaben, die während der HU eine wichtige Rolle spielen. Im schlimmsten Fall kann Dir auch die Polizei bei einer normalen Verkehrskontrolle die Zulassung entziehen oder Dich mit einem Ordnungsgeld verwarnen.
Ergebnisse und Fristen
Die Ergebnisse des TÜV-Berichtes werden in vier Bereiche eingeteilt.Auf dem TÜV-Bericht findest Du unter anderem das Prüfergebnis der HU. Eingeteilt wird das Resultat in vier Klassen:
- Ohne Mängel: Dein Motorrad ist vollständig verkehrssicher und die Plakette wird erteilt.
- Geringe Mängel: Es liegen nur leichte Mängel vor. Die Verkehrssicherheit ist kaum oder nicht nennenswert einschränkt. Die Plakette wird zwar erteilt, aber die im Bericht aufgeführten Punkte musst Du trotzdem umgehend reparieren (lassen). Bei Nichtbeachtung könnte Dir bei einer Verkehrskontrolle ein Verwarngeld drohen. Eine nochmalige Vorstellung beim TÜV ist allerdings nicht notwendig.
- Erhebliche Mängel: In diesem Fall sind die Mängel gravierend, sodass Dir keine Plakette erteilt werden kann. Du hast nun einen Monat Zeit bis zur Nachkontrolle. Spätestens dann musst Du Dein repariertes Motorrad erneut vorstellen. Versäumst Du diesen Termin, entfällt die Zulassung. Je nach Ausmaß der Mängel darf Dir der Prüfer sogar direkt nach der ersten HU die Zulassung für den öffentlichen Verkehr entziehen. Zudem geht eine entsprechende Meldung an die Zulassungsbehörde.
- Verkehrsunsicher: Wie der Begriff schon andeutet, ist Dein Motorrad nicht mehr verkehrstauglich. Damit wird Dir die Weiterfahrt grundsätzlich untersagt und die Plakette nicht erteilt. Selbstverständlich kannst Du das Motorrad vollständig reparieren bzw. alle Beanstandungen beseitigen lassen und es dann noch einmal zur HU bringen.
Keine einheitlichen TÜV Preise
Im Durchschnitt bewegen sich die Kosten für die HU zwischen 50 bis 70 Euro. Bei älteren Motorrädern vor 1989 sind es ca. 17 Euro weniger, weil die Abgasuntersuchung entfällt. Für die Nachuntersuchung beim TÜV werden Dir ca. 14 bis 20 Euro berechnet. Je nach Bundesland und Region können die Preise jedoch stark variieren. Ein Vergleich per Anruf oder im Internet lohnt sich also in jedem Fall. Denke übrigens daran, dass auch Dein neues Motorrad bereits zwei Jahre nach der Erstzulassung zur HU muss.
Überschreitungen und Bußgelder
Was geschieht, wenn man die HU versäumt und dann auch noch "erwischt" wird? Zunächst solltest Du Dir darüber bewusst sein, dass eine überzogene TÜV-Prüfung nicht nur zusätzliche Kosten verursacht, sondern auch sicherheitsrelevante Folgen für Dich und andere Verkehrsteilnehmer haben kann. Lasse es also gar nicht erst so weit kommen.
Bist Du dennoch zu spät dran, musst Du mit diesen Bußgeldern rechnen:
- Zwei bis vier Monate über Termin = 15 Euro
- Vier bis acht Monate über Termin = 25 Euro
- Ab acht Monate über Termin = 60 Euro und 1 Punkt
- Verspätete Vorführung zur Nachkontrolle = 15 Euro
Zusammenfassung der wichtigsten Checkpunkte
- Papiere, ABE und Prüfzeichen abgeglichen?
- Aktuelle Tüv Preise verglichen?
- Technik und Fahrwerk kontrolliert?
- Zulässigkeit der Tuning- und Anbauteile überprüft?
- Beleuchtung und Elektrik getestet und ggf. gewechselt?
- Alle Mängel beseitigt?
- Abgaswerte und Geräuschpegel in Ordnung?
- Termin zur TÜV-Anmeldung bzw. zur Nachkontrolle eingehalten?
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