Pferderatgeber
Der Hengst – körperliche Merkmale, Charaktereigenschaften, Sozialverhalten, Haltungsanforderungen
Die Entscheidung für einen Hengst bedeutet für dessen Besitzer ein Höchstmaß an Verantwortung und setzt eine gute Kenntnis im Umgang mit Pferden voraus. In der Regel werden Hengste, die später nicht zur Zucht eingesetzt werden sollen, kastriert. Wallache sind in der Regel deutlich umgänglicher und weniger anspruchsvoll bezüglich ihrer Haltung.
Begriffsdefinition Hengst
Die Natur sieht es für Hengste vor, dass sie sich kräftemäßig mit anderen Hengsten messen, um Stuten zu gewinnen beziehungsweise zu verteidigen, um sich fortpflanzen zu können. Somit konnten sich bei den früheren Wildpferden nur jene Hengste erfolgreich fortpflanzen, die einerseits über körperliche Fitness, gute Kampfstrategien und ein umgängliches Sozialverhalten den Stuten gegenüber verfügten. Insbesondere die körperlichen Merkmale und das Sozialverhalten der Hengste sind auch den heutigen domestizierten Hauspferden erhalten geblieben. Dabei ist das Verhalten jeweils unterschiedlich stark ausgeprägt. Es gibt Hengste und Wallache, die eher die Eigenschaften von Stuten aufweisen und umgekehrt.
Körperliche Merkmale eines Hengstes
Für die Zucht bestimmte Hengste sollten einen ausgeprägt maskulinen Ausdruck zeigen, sowohl bezüglich ihrer Gesamterscheinung, als auch insbesondere in ihrem Augenausdruck. Ein kurzer, trockener Kopf mit wachsamem Blick und ein runder, muskulöser Hals sind die auffälligsten Merkmale von Hengsten. Zudem ist die Bauchlinie deutlich schlanker und verjüngt sich in Richtung Hinterhand. Nicht nur zur Zucht eingesetzte Hengste, sondern auch jene, die nicht decken, sind aufgrund von fortpflanzungsorientierten Verhaltensweisen eher im unteren Bereich des Normalgewichtes, wenn nicht sogar untergewichtig.
Typische Charaktereigenschaften von Hengsten
Ausdrucksstärke, Selbstbewusstsein und Persönlichkeit zeichnen Hengste aus, weswegen sie häufig für die Dressur und vor allem die hohe Schule eingesetzt werden. Viele Hengste zeigen ausgesprochenes Temperament, das sich je nach Rasse mehr oder weniger gut kontrollieren lässt. Sind Stuten in der Nähe, dann lassen sich viele Hengste leicht von ihrer Aufgabe ablenken. Hierzu genügt ein olfaktorischer Reiz, also der Geruch einer Stute.
Sozialverhalten von Hengsten gegenüber anderen Hengsten und Wallachen
Betrachtet man erneut das Beispiel wildlebender Hengste, dann ist es einleuchtend, dass sie keine anderen männlichen Pferde neben sich dulden, wenn Stuten in der Nähe sind. In Junghengstgruppen oder jeweils ein Hengst und ein Wallach zusammen kann die Gruppenhaltung von Hengsten dennoch gelingen. Hier kann dann häufig das Kampfspiel beobachtet werden, bei dem Aufreiten, Steigen, Aufreiten, Imponieren, und viele weitere spielerische Handlungen vorkommen. Eskalieren die spielerischen Auseinandersetzungen und werden zu ernsthaften Kämpfen, dann sollten die Tiere dauerhaft getrennt gehalten werden. Soziale Verhaltensweisen wie Fellpflege und das Zusammensein zeigen Hengste seltener als Stuten.
Sozialverhalten von Hengsten gegenüber Stuten
Die Gruppenhaltung von Hengsten und Stuten gemeinsam ist äußerst selten und findet dort statt, wo eine Zucht unter möglichst natürlichen Bedingungen geführt wird. Häufiger sind Begegnungen von Hengsten und Stuten während der Nutzung durch ihren Besitzer oder über den Weidenzaun hinweg beziehungsweise durch die Boxenwand hindurch. Hengste beschnuppern Stuten, um deren Fortpflanzungsstatus zu analysieren. Bevorzugt riechen und lecken sie die Genitalregion vor allem bei rossigen Stuten. Sehr häufig nutzen sie beim anschließenden Flehmen das Vomeronasale Organ, für eine noch ausgiebigere Analyse. Eine Stute wird erst dann als Fortpflanzungspartner interessant für den Hengst, wenn sie rossig ist, was er an ihrem Geruch erkennen kann. Die Paarungsbereitschaft testet er dann beim Vorspiel und erkennt anhand der Reaktionen der Stute ihren Status. Mit Schlagdrohen der Hinterhand und weiteren Abwehrreaktionen signalisiert die Stute, dass sie noch nicht bereit ist. Anheben der Schweifrübe und leichtes Ausstellen der Hinterbeine zeigt ihre Paarungsbereitschaft. Ein gut sozialisierter Hengst deutet die Signale der Stute richtig und respektiert sie.
Spezielle Anforderungen bei der Haltung von Hengsten
Die Anwesenheit von Stuten, insbesondere rossigen Stuten, stellt für Hengste, die nicht zur Zucht eingesetzt werden, eine erhebliche Belastung dar. Die Aufregung ist für den Hengst nicht nur kräftezehrend, sondern stellt auch eine erhebliche Verletzungsgefahr dar. Hengste sollten daher genügend weit entfernt von Stuten untergebracht werden und in einem ausbruchsicheren Auslauf gehalten werden. Dabei geht es primär um deren Geruch von rossigen Stuten. Normalerweise werden Stuten von Frühjahr bis zum Herbst alle drei Wochen rossig. Ein einfacher Elektrozaun und selbst Holzzäune werden von manchen Hengsten einfach überrannt, wenn sich auf der anderen Seite eine begehrte Stute befindet. Es ist in jedem Fall bei der Haltung, beim Umgang und beim Reiten von Hengsten besondere Sorgfalt geboten, um zu jeder Zeit die Kontrolle zu behalten. Für die Gruppenhaltung können ein älterer und ein junger Hengst zusammen gehalten werden oder ein Wallach mit einem Hengst. Dabei ist stets zu beobachten, wie sich die Beziehung zwischen den beiden Tieren entwickelt und frühzeitig zu trennen, wenn aggressive Tendenzen erkennbar werden.
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