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Pferderatgeber

Pferdezucht - die gezielte Vermehrung wahrer Champions

Alles über die verschiedenen Zuchtverfahren

Die Kriterien, nach der Pferdezucht betrieben wird, sind stark von den Modeerscheinungen der jeweiligen Zeit abhängig. Pferde sollen einen bestimmten Zweck erfüllen und werden daraufhin gezüchtet. Früher Prestigeobjekt und Arbeitstier, heute überwiegend Freizeit- und Sportpartner, haben sich die Zuchtkriterien über die Zeit stark verändert. Aber nicht nur bei der Zuchtauslese, sondern auch bei den Aufzuchtbedingungen werden die Weichen für die Entwicklung des individuellen Pferdes gestellt.

Begriffsdefinition Pferdezucht

Die Evolutionstheorie geht davon aus, dass alle heute lebenden Pferde, ob wild oder domestiziert, auf ein einziges Pferd, die „eve-mare“, zu Deutsch „Eva Stute“ zurückgeführt werden kann. Veränderungen finden durch Genmutationen statt, wobei der Großteil der Gene immer noch derselbe ist. Diese Genmutationen spielen auch in der Pferdezucht eine große Rolle, denn erst durch sie kann eine Verbesserung erzielt werden, die ein individuelles Pferd mit herausragenden Eigenschaften hervorbringt. Andersherum betrachtet kann aus der Verpaarung von zwei ausgewählten Tieren eine Vorhersage auf die Eigenschaften der Nachkommen getroffen werden, sodass gezielt Pferde gezüchtet werden, die einem bestimmten Zweck gerecht werden.

Bedeutung des Exterieurs in der Pferdezucht

Das Exterieur ist ausschlaggebendes Kriterium für die Eignung des Pferdes. Kompakt gebaute Pferde sind tragfähig und in der Lage Zugarbeit zu verrichten. Großrahmig gebaute Pferde mit flach gewinkelter Schulter und Becken vermögen einen raumgreifenden Schritt mit viel Beinaktion zu entwickeln, da ihr Bewegungsapparat die hierfür benötigten Winkelungen ermöglicht. Je nach Verwendungszweck des Pferdes wird daher auf einen speziellen Körperbau hin gezüchtet. Auch zwischen Zucht- und Sportpferden wird ein Unterschied gemacht. So soll eine Zuchtstute einen großen Brustumfang aufweisen, der genügend Platz für das Fohlen bietet und einen guten Verdauungstrakt indiziert, der zu einer guten Futterverwertung und Milchproduktion führt. Darüber hinaus ist es unabhängig von der jeweiligen Ausprägung wichtig, dass die Gliedmaßen symmetrisch und vertikal verlaufen. Fehlstellungen führen zu frühzeitigem Verschleiß und können die Arbeit mit dem Pferd erschweren. Das Fundament eines Pferdes bilden die Hufe und das Röhrbein. Gute Hufe mit einem funktionierenden Hufmechanismus gewinnen immer mehr an Bedeutung. Ausschlaggebendes Kriterium ist jedoch der Röhrbeindurchmesser. Hier ist die Belastung pro Fläche am Größten. Das gesamte Gewicht des Pferdes ruht auf den vier Beinen und findet sein Belastungsmaximum an der dünnsten Stelle des Röhrbeins. Dessen Dicke sollte also dem Kaliber des Pferdes angepasst sein.

Bedeutung des Interieurs in der Pferdezucht

Nur wenigen Reitern ist bekannt, dass die früheren Kriegspferde auf ein aggressives Interieur selektiert wurden. So konnten diese Tiere in der Schlacht aktiv teilnehmen, indem sie den Feind zu beißen und schlagen versuchten. Heute wird auf das genaue Gegenteil selektiert, nämlich gutmütige und menschenbezogene Pferde. Auch hier wird ein großer Unterschied zwischen Sport-, Freizeit- und Arbeitspferden gemacht. Arbeitspferde sollen zäh auch über ihre Belastungsgrenze hinaus ihre Arbeit verrichten. Bei Sportpferden wird ein leistungsbereiter Charakter mit kontrollierbarem Temperament bevorzugt. Freizeitpferde sollen zuverlässig, genügsam und gelassen sein. In allen drei Bereichen soll nur mit Pferden gezüchtet werden, die „klar im Kopf“ sind. Das Pferd als Fluchttier hat nach wie vor Instinkte, die in bestimmten Situationen Verhaltensmuster hervorrufen können, die seine Verwendung erschweren. Hierdurch wird Energie vergeudet, die seine zweckgebundene Leistung schmälert. Ein weiteres das Interieur betreffendes Kriterium ist der Geschlechtsdimorphismus. Das bedeutet, dass eine Zuchtstute einen weiblichen Ausdruck haben soll, der für fürsorgliche Eigenschaften steht und eine gute Versorgung des Nachwuchses verspricht. Von Zuchthengsten hingegen wird ein betont maskuliner Ausdruck erwartet.

Bedeutung der Genetik in der Pferdezucht

Die genetischen Aspekte sind in der reinrassigen Pferdezucht von untergeordneter Bedeutung, wenn man von speziellen Farbzuchten absieht. In der Rassezucht werden in der Regel zwei Tiere mit ähnlichem Exterieur verpaart, sodass der Nachkomme ähnliche Eigenschaften aufweisen wird. Im weiteren Verlauf sind jedoch die Aufzuchtbedingungen wie die Nährstoffversorgung, Sozialisierung mit Menschen und Artgenossen und die Rangstellung der Mutterstute in der Herde von ausschlaggebender Bedeutung. Einer der wenigen Aspekte, die genetisch gut gesteuert werden können, ist die Vorhersage der Farbe. Bei bekannter Abstammung können die Wahrscheinlichkeiten bezüglich der Fellfarbe der Nachkommen einer Verpaarung genau berechnet werden.

Farbzuchten

Einige Rassen wurden auf bestimmte Farben selektiert, sodass innerhalb dieser Rasse nur noch diese Farben existieren. So gibt es bei den Friesen nur noch Rappen. Kladruber können Rappen oder Schimmel sein. Bei Haflingern gibt es nur Füchse, die in unterschiedlichen Fellschattierungen und Langhaarfärbungen vorliegen. Norweger oder auch Fjordpferde genannt, sind Falben mit einem Aalstrich auf dem Rücken. Dieser konnte auch bei ursprünglichen Wildpferderassen beobachtet werden und ist neben der Zebrierung und der Stehmähne ein Merkmal der früheren Wildpferde.

Einfluss der Aufzuchtbedingungen

Neben der Auswahl der Zuchttiere spielen die Aufzuchtbedingungen der Jungtiere eine ausschlaggebende Rolle in der Pferdezucht. Genügend Bewegung und eine gute Nährstoffversorgung ist förderlich für die körperliche Entwicklung der Fohlen. Im Frühjahr geborene Fohlen profitieren vom Weidegang zusammen mit ihren Muttertieren und von der besseren Nährstoffversorgung. Aus dem gefressenen Gras entwickelt die Stute eine höherwertige Muttermilch, die das Fohlen optimal versorgt. Während dem Wachstum sollte vor allem der Bewegungsapparat des Fohlens regelmäßig kontrolliert werden. Bei Wachstumsbedingten Fehlstellungen der Gliedmaße kann durch Korrektur der Hufe eine deutliche Verbesserung erzielt werden, sodass sich die Fehlstellungen „herauswachsen“.

 

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