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Lipizzaner: Dressurpferd der hohen Schule
Lipizzaner - Steckbrief:
Herkunft | Österreich |
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Hauptzuchtgebiet | Österreich und Ungarn |
Verbreitung | Gering, gefährdete Rasse |
Stockmaß | 148 – 162 cm |
Farben | Überwiegend Milch-Schimmel, Braune, Falben, Rappen |
Charakter | Verlässlich und ausgeglichen |
Erscheinungsbild | Athletisch, kompakt, anmutig |
Haupteinsatzgebiet | Fahrpferd und Reitpferd |
Allgemein
Früher hießen die Warmblüter, die seit 1580 der Zucht im slowenischen Gestüt Lipica entstammten, „Karster“. Aufgrund ihrer Eignung für die anspruchsvollen Lektionen der Hohen Schule, entdeckte man den Karster als hochklassiges Reitpferd für die Spanische Hofreitschule . Durch weitere Zuchtauslese auf eben diese Merkmale sind sie heute vor allem als Barockpferde gut geeignet.
Einsatzgebiete: Passt ein Lipizzaner zu mir?
Ein Lipizzaner ist vielseitig einsetzbar, z.B. in Dressur, Paraden, als Fahrpferd oder als Turnierpferd.Die Rasse der Lipizzaner ist vielen Pferdefreunden aus der Spanischen Hofreitschule bekannt. Die athletischen Pferde zählen zu den spätreifen Rassen und sollten daher erst mit 4 oder 5 Jahren angeritten werden. In der Ausbildung überzeugen die Tiere mit einem lernwilligen und mental starken Charakter, der schnelle Lernerfolge ermöglicht, wenn man als Ausbilder die nötige Erfahrung mitbringt. Anfänger können durch diese mentale Stärke aber auch schnell an ihre Grenzen kommen, was zu Problemen im Umgang mit dem Pferd führen kann.
Die Rasse der Lipizzaner ist von Grund auf sehr menschenbezogen und arbeitet gerne mit seinen Reitern zusammen. Durch diese Eigenschaft lässt sich eine enge Bindung zu den Pferden aufbauen, was im täglichen Umgang von großem Nutzen ist. Optisch überzeugen die Tiere vor allem durch ihre besondere Eleganz, mit der sie auch in Wettbewerben jeder Art punkten können. Aufgrund ihrer hohen Lebenserwartung können sie auch im fortgeschrittenen Alter zum Reiten oder für die Zucht eingesetzt werden.
Übliche Einsatzgebiete der Lipizzaner sind die klassische Dressur (Hohe Schule). Auch als Parade- und Prunktpferd werden die Lipizzaner nach wie vor gerne eingesetzt, da es sich um sehr eindrucksvolle Pferde handelt. Lipizzaner können zudem als Fahrpferd genutzt werden. Bei Dressurprüfungen und Turnieren sind Lipizzaner bisher sehr erfolgreich. Allgemein sollte beim Einsatz von Lipizzanern auf ihre Züchtung und die Zuchtziele geachtet werden.
Körperbau und Aussehen
Lipizzaner sind als Fohlen dunkel und werden mit steigendem Alter immer heller bzw. weiß.Farbe
Nahezu alle Lipizzaner sind Schimmel. Lediglich 5% der Tiere haben eine andere Fellfarbe, in diesem Fall entweder Brauner, Rappe, Fuchs oder Falbe. Alle Fohlen kommen dabei mit einem dunklen Fell (braun oder schwarz) zur Welt. Die Milch-Schimmel werden im Laufe ihres Lebens immer heller, bis sie schließlich im Alter von ungefähr 10 Jahren rein weiß und ohne dunkle Abzeichen sind.
Bewegungen
Die weiße Fellfarbe unterstreicht den ansonsten athletischen Körperbau, der eine gelungene Mischung aus Eleganz, Kraft, klar definierten Muskeln und abgerundeter Rückenlinie darstellt. Der beeindruckend schwungvolle Gang stellt eine Herausforderung an den Reiter dar. Die ausgeprägte Knieaktion wie auch die schräge Fesselung sind die Grundlagen für das Erlernen von höheren Dressurlektionen wie Passage und Piaffe. Lipizzaner galoppieren gerne, lange und ausdauernd.
Exterieur
Der Kopf des Lipizzaners hat ein leicht konvexes Profil - die Ohren sind klein, die Augen dafür ausdrucksvoll und groß. Insgesamt ist der Kopf recht langgestreckt mit weiten Nüstern. Der Hals zeigt sich kräftig und anmutig gebogen. Lipizzaner haben einen kräftigen und mittelangen Rücken und wenig Widerrist. Die Kruppe ist breit und kräftig ausgeprägt. Die Beine sind eher kurz, dafür trocken und stark. Mähne und Schweif des Lipizzaners sind besonders feinhaarig. Die Warmblüter erreichen ein Gewicht zwischen 560 und 660 kg.
Charakter
Lipizzaner gelten als intelligente, anhängliche, ausdauernde und ausgeglichene Pferde.Lipizzaner sind Spätentwickler, das bedeutet, dass sie nicht vor Erreichen des vierten Lebensjahrs angeritten werden sollten, idealerweise sogar erst im Alter von fünf Jahren. Häufig werden Lipizzaner daher zunächst in der Bodenarbeit ausgebildet. Sie sind lernwillig und verstehen auch schwierige Lektionen schnell. Da sie zudem auch ausgesprochen menschenbezogen sind, stellen sich die ersten Erfolge rasch ein. Unter dem Sattel zeigt sich der Lipizzaner elegant und mutig. Er arbeitet freudig mit und bemüht sich, die ihm gestellten Aufgaben zu lösen.
Lipizzaner sind aber auch sehr sensible Pferde. Sie zeichnen sich zudem durch Intelligenz, Anhänglichkeit, Ausdauer und Genügsamkeit aus. Ein intelligentes Wesen möchte aber auch gefordert werden - Du solltest Deinen Lipizzaner am besten durch Dressur beschäftigen.
Haltung & Gesundheit
Lipizzaner sind haben viel Energie und brauchen deshalb auch ausreichend Bewegung. Sie sollten täglich die Möglichkeit haben, sich auf einer großen Koppel auszutoben. Bei der Fütterung ist darauf zu achten, dass das Futter auf die Leistungsanforderungen abgestimmt ist. Wird ein Lipizzaner als Sportpferd stark gefordert, braucht er auch mehr Nahrung.
Lipizzaner gehören zu den robustesten Pferderassen weltweit und sind deshalb nicht anfällig für bestimmte Krankheiten. Auch ihre Lebenserwartung ist mit 25-30 Jahren eher hoch.
Herkunft und Zucht
Der Rassename „Lipizzaner“ ist inzwischen fast untrennbar mit der Spanischen Hofreitschule verknüpft. Dort werden Lipizzaner heute noch ausgebildet, aber ursprünglich stammen sie aus Slowenien in der Nähe von Triest. Dort kaufte der Erzherzog Karl II. von Innerösterreich eine alte Villa mit Gestüt namens "Lipica". Er wollte dort Paradepferde für den Hof in Wien züchten. Grundstein für die Zucht der späteren Lipizzaner bildeten die mediterranen Karstpferde, die bereits auf dem Gestüt vorhanden waren.
Der Lipizzaner galt durch seine Farbe und Anmut als Demonstration von Macht und Reichtum.Zur Begründung der Zucht mit den Karstern wurden spanische Pferde, aber auch italienische und arabische Pferde eingesetzt. Weitere Einkreuzungen von diversen Pferderassen sollten folgen. Da die Zuchtherden im rauen Klima nahe Karst die meiste Zeit draußen auf der Weide verbrachten, blieben Widerstandsfähigkeit und Genügsamkeit bestehen.
Im Gestüt in Lipica gibt es bis heute sechs Stämme von Lipizzanern, die auf Stammväter aus dem 18. und 19. Jahrhundert zurückgehen: Siglavy (Araber), Conversano & Neapolitano (Neapolitaner), Pluto (Frederigsborger), Maestoso und Favory (Kladruber).
Natürliche Auslese führte dazu, dass sich nur gesunde, starke Pferde fortpflanzen konnten. Harte Hufe waren in der steinigen Umgebung ebenfalls von Vorteil und dieses Merkmal sich daher in der Lipizzaner Zucht durchgesetzt. Bis ins 19. Jahrhundert gab es Lipizzaner zudem noch in allen Farben recht häufig - der "Kaiser-Schimmel" hat sich erst nach und nach durchgesetzt. Vor allem Adelige demonstrierten mit Gespannen mit Lipizzanern ihre Macht und ihren Reichtum.
Die unruhige Zeit des ersten und zweiten Weltkrieges brachte die Zucht gehörig durcheinander. Zahlreiche Zuchten mit unterschiedlichen Zuchtzielen entstanden europaweit und sogar weltweit. So wurden in Ungarn Lipizzaner mit Trabern gekreuzt, um Pferde für den Fahrsport zu erhalten. Dennoch stagnierte die Zahl der Lipizzaner, sodass sie als gefährdete Tierrasse eingestuft wurden.
In der ursprünglichsten aller Lipizzaner Zuchten werden auch heute noch Pferde gezüchtet, die dem ursprünglichen Typ nahe kommen. Diese Tiere sind bei der Spanischen Hofreitschule in Wien begehrt und werden überwiegend dorthin verkauft. Hauptzuchtorte sind heute Ungarn, Italien, Lipica (Slowenien) und Piber (Österreich).
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