Pferderassen - Übersicht
Noriker Pferdeportrait – das wendige und trittsichere Kaltblut
Kurzinfo:
Herkunft | Österreich |
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Hauptzuchtgebiet | Österreich und Süddeutschland |
Verbreitung | Fast nur Österreich und Süddeutschland |
Stockmaß | 155 – 165 cm |
Farben | Alle Fellfarben |
Erscheinungsbild | Muskulöser, kompakter Körper mit teils außergewöhnlichen Fellzeichnungen |
Herausstellungsmerkmale | Sinn für eigenständiges Arbeiten |
Charakter | Wendiges und trittsicheres Kaltblut mit großer Arbeitsfreude und Ausdauer |
Haupteinsatzgebiet | Reitpferd, Fahrpferd und Arbeitspferd |
Allgemein
Noriker (Kaltblüter), auch Pinzgauer Pferd genannt, findet man heutzutage vor allem in den österreichischen und den deutschen Alpen, wo sie noch immer als Arbeitspferd eingesetzt werden. Sie eignen sich aber auch als Reitpferd im Freizeitbereich und als Zugpferd vor Wagen oder Pflug.
Einsatzgebiete: Passt ein Noriker zu mir?
Noriker besitzen einen ruhigen und ausgeglichenen Charakter, weshalb sie häufig für Kutschfahrten eingesetzt werden. Sie ziehen Hochzeitskutschen, kommen bei Gesellschafts- und Stadtrundfahrten zum Einsatz und sind aufgrund ihres kräftigen Körperbaus und ihrer Größe von 155-165 cm geeignet, größere Kutschen zu ziehen.
Des Weiteren wird die Pferderasse auch als Arbeitspferd eingesetzt. Im Alpenraum sind die Pferde häufig auf den Höfen und Almen anzutreffen, denn sie sind bestens an das Lebensumfeld des Gebirges angepasst. Viele Bauern und Almbesitzer profitieren von der Trittsicherheit der Tiere. Aber auch in der Holzwirtschaft und Waldarbeit leisten die Pferde wertvolle Dienste und sind beim Holzrücken besonders dienlich.
Ursprünglich ein gefordertes Arbeitspferd, ist der Noriker dank seiner Größe heute ein beliebtes Reitpferd.Als Reitpferd sind Noriker häufig anzutreffen, denn die Kaltblüter sind nicht allzu groß und charakteristisch sehr angenehm. Auf unwegsamem Gelände kommt dem Reiter der sichere Tritt der Pferde hilfreich entgegen. Des Weiteren sind sie besonders ausdauernd, weshalb längere Ausritte problemlos unternommen werden können. Auch wenn es von Fans der Pferderasse nicht gerne gesehen wird, werden für die Zucht ungeeignete Fohlen auch als Schlachttiere genutzt (Schlachtfohlen).
Suchst Du ein Arbeitspferd das allen voran durch sein Gutmütigkeit besticht, bist Du beim Noriker an der richtigen Adresse. Zudem sorgt der Noriker durch seine unterschiedlichen Fellmuster auf jedem Pferdehof für Aufsehen.
Exterieur
Körperbau und Aussehen
Noriker sind rechteckig gebaut und vom mittelschweren Kaltbluttyp. Ihr Körper ist von Natur aus gut bemuskelt, wie die meisten Zugpferderassen. Wegen ihrer geringen Größe sind Noriker mit ca. 800 kg (Hengste) Gewicht auch eher leichte Kaltblüter. Das macht die Kaltblüter aber besonders wendig.
Die Brust des Norikers ist breit und der Hals sehr muskulös. Der Rücken ist elastisch, die Kruppe breit und gespalten. Die Beine (und Gelenke) sind ebenfalls sehr kräftig - die Hufe widerstandsfähig. Den Noriker zeichnet eine große Trittsicherheit aus, wie auch ein muskulöser, kompakter Körper mit solidem Fundament. Die Augen sind elegant und gutmütig, der Kopf ist trocken rustikal und hat die Erscheinung eines adeligen Kaltblutes. Die Mähne des Norikers ist gerade und lang.
Farbschläge
Herausragendes Merkmal sind die vielen verschiedenen Fellzeichnungen, von denen Scheckfärbungen (Tabianos, Tigerschecken) und die sogenannten Mohrenköpfe (z.B. Blauschimmel mit schwarzem Kopf) am beliebtesten sind. Besonders häufig gibt es Rappen, Füchse oder Braune. Sehr selten kommt es zu rein weißen Fohlen aus der Verpaarung von zwei Tigerschecken.
Noriker gibt es in fast allen Farben - begehrt sind vor allem Tigerschecken oder Mohrenköpfe.Bewegungen
Bei Norikern handelt es sich um sehr wendige, trittsichere Kaltblüter. Sie haben eine hohe Taktsicherheit und einen schreitenden und sehr gleichmäßigen Schritt. Da die Gebirgspferde über einen guten Gleichgewichtssinn verfügen, sitzt der Reiter auch beim schwungvollen Trab dank harmonischer Bewegungen bequem im Sattel.
Interieur: Charakter & Wesen
Kräftig und ausdauernd ist der Noriker vor allem für die Zugarbeit im Gebirge geeignet. Besonders beliebt ist der Noriker als Arbeitspferd aufgrund seiner Eigenmotivation die ihm gestellten Aufgaben zu erfüllen. Gepaart mit Gutmütigkeit und einem ausgeglichenen Charakter ist der Noriker nicht nur als Arbeitspferd, sondern auch als Freizeitpferd unter dem Sattel oder vor der Kutsche ein zuverlässiger Partner. Weitere Eigenschaften: Leichtführigkeit, Gehorsam und Lernbereitschaft.
Haltung, Fütterung & Gesundheit
Einreiten & Haltung
In der Haltung sind Noriker eher anspruchslos. Im Sommer können die Kaltblüter ganztags draußen bleiben - am besten wird Heu zugefüttert. Im Winter reicht den Tieren ein Offenstall. Wenn Du einen Noriker hast, kannst Du bereits im Alter von 2 Jahren anfangen, mit Deinem Tier zu arbeiten. Jedoch ist ein Jungpferd mit ca. 4 Jahren noch immer als "Pferdekind" zu bezeichnen. Je nachdem, wie sich Dein Pferd macht, kannst Du entweder mit ca. 4 Jahren schon mit dem Einreiten beginnen. Wende Dich im Zweifel am besten an einen Fachmann.
Noriker richtig füttern & pflegen
Noriker sind leichtfuttrig, benötigen in der Regel also kein Kraftfutter. Dafür ist ihr Bedarf an Heu umso größer. Es kann zu Futterunverträglichkeiten, z.B. auf Kohlenhydrate kommen, was dann eine besondere Fütterung nötig macht. Die Hufpflege ist bei Norikern besonders wichtig.
Erbkrankheiten?
Noriker sind sehr robust, gesund und langlebig (Lebenserwartung ca. 20-25 Jahre). Da sie karges Klima und die schwankenden Temperaturen der Alpen gewohnt sind, sind sie nicht anfällig für Krankheiten. Anfällig sind die Kaltblüter lediglich für eine erblich bedingte Kniegelenksluxation, die jedoch bei der Zucht vermieden werden soll. Ebenfalls bekannt sind Fälle von PSSM (Polysaccharid-Speicher-Myopathie), einer degenerativen Muskelerkrankung. Auch Krankheiten wie Kehlkopfpfeifen, Sommerekzeme, Kieferunregelmäßigkeiten, Hufanomalien und Mondblindheit können auftreten, gelten aber bei der Zucht als Mangel.
Herkunft und Zucht
Bei den Kaltblütern gibt es fünf Zuchtlinien, deren Tiere bestimmte Merkmale zeigen.Obwohl der Name „Noriker“ ("Noricum") auf römische Wurzeln folgern lassen könnte, kann belegt werden, dass es Noriker schon vor der Zeit der Römer gab. Als Noricum (römische Provinz) wurde das Gebiet um Chiemgau und den Südosten Bayerns sowie Teile Österreichs (Kärnten, Steiermark, Salzburg) bezeichnet. Noch heute ist Salzburg eines der Hauptzuchtgebiete.
In der Römerzeit und im Mittelalter waren Noriker unentbehrlich beim Gütertransport über die Alpen. Später erkannte man die Eignung der Noriker als Barockreitpferd und erlangte durch Einkreuzung von italienischen und spanischen Hengsten eine geschwungenere Oberlinie und üppigerem Mähnen- wie Schweifhaar. Eine zwischenzeitliche Rasse, die ursprünglich aus dem Noriker hervorging, war der deutlich kleinere Abtenauer, der heute nicht mehr als eigene Rasse weitergezüchtet wird. Außerdem ist das Süddeutsche Kaltblut aus den Norikern hervorgegangen.
1903 wurde das Zuchtbuch der Noriker eröffnet - Reinzucht (kein Fremdbluteinfluss) war das Ziel. Bis 1978 war ein deutlicher Rückgang des Norikerbestandes in Österreich zu verzeichnen, als die Arbeitspferde nach und nach durch Maschinen ersetzt wurden. Als Barockpferde und im Fahrsport trifft man ihn inzwischen wieder häufiger an.
Wenn Du Dir einen Noriker kaufen möchtest, muss Du bei Fohlen mit Preisen ab ca. 1.300 € rechnen. Für einen erwachsenen Noriker beginnen die Preise bei 2.500 bis 3.000 € - bei Tieren mit begehrtem Fellmuster werden die Preise oft höher angesetzt.
Übrigens: Im Hauptzuchtgebiet um Salzburg gibt es jedes Jahr an mehreren Orten einen Almauftrieb mit Noriker Hengsten. Hier können prachtvolle Deckhengste bestaunt werden.
Blutlinien
Heute gibt es fünf wichtige Hengstlinien bei den Norikern. Vier davon wurden im 19. Jahrhundert geboren bzw. stammen von ihnen ab. Lediglich die Pferde der Nero-Linie gibt es erst seit dem 20. Jahrhundert. Jeder Noriker Deckhengst muss einer der Blutlinien zugehörig sein.
- Vulkan-Linie (stärkste Linie - 50%): Begründer ist Pinzgauer brauner Hengst 13 Vulkan 635; Pferde des Wirtschaftstyps
- Nero-Linie (zweitstärkste Linie): Begründer ist Hengst 554 liz. Nero (v.a. Füchse); gilt als Norikeradel und Zuchtziel; Pferde des Wirtschaftstyps
- Diamant-Linie (ehemals stark, heute selten): Begründerhengst 367 Bravo 149 (Namensgebung der Linie durch Urenkel 216 Diamant 496); Typvolle Kaltblüter mit viel Gangvermögen, Temperament & Adel
- Schaunitz-Linie (aufstrebend): Begründerhengst Amor (Namensgebung der Linie durch Sohn 255 Schaunitz); Lebhaftes Temperament, Vorwärtsdrang, aufgerichteter Hals v.a. bei modernen Züchtern beliebt
- Elmar-Linie (selten & begehrt): Begründerhengst 80 Arnulf 55 (v.a. tigerfarben); starker barocker Einfluss; Quadratformat, Ramskopf
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