Zirkuslektionen Pferden beibringen
Zirkuslektionen wie "Steigen" oder "Verbeugen" sind nicht nur etwas für die Manege. Gerade im Freizeitbereich können die kleinen Kunststücke für Pferd und Reiter eine willkommene Abwechslung darstellen. Zudem können einige Tricks bei korrekter Ausführung die Körperwahrnehmung und Geschicklichkeit des Pferdes verbessern. Ein Pferd zum Liegen zu bringen oder mit ihm den eindrucksvollen Spanischen Gruß einzuüben benötigt jedoch viel Übung und Geduld. Nur in kleinen Schritten und mit genauen Anweisungen lernen Pferde die zirzensischen Lektionen. Besonders wichtig: Die Motivation des Vierbeiners muss stets durch Lob und Leckerli im richtigen Moment gefördert werden. markt.de präsentiert die beliebtesten Zirkuslektionen und zeigt, wie Sie beim Training systematisch vorgehen.
Kompliment
Das Kompliment gehört zweifellos zu den bekanntesten Showlektionen. Es stellt eine Grundlage für viele weitere Übungen dar und bietet sich so optimal für den Einstieg in die Zirkusarbeit an. Das Kompliment ist eine vornehme Verbeugung, eine Art Knicks und kommt nach einer Show als Ausdruck zum Dank oder zur Verabschiedung zum Einsatz. Das Pferd stützt sich hier mit einem Bein auf dem Karpalgelenk ab, das andere Vorderbein bleibt gerade nach vorne gestreckt. Der Rücken ist aufgewölbt und der Kopf ist tief. Dieses Bewegungsverhalten ist durchaus natürlich und kommt zum Beispiel vor, wenn das Tier auf erfinderische Art unter einem Zaun an Futter gelangen möchte. Da das Pferd bei dieser Lektion ein Großteil seines Gewichts auf die Beine verlagern muss, ist ein weicher Untergrund für diese Übung unerlässlich.
So gehen Sie vor:
Zunächst berüheren Sie mit der Gerte das Vorderbein des Pferdes, das abgelegt werden soll. Um das Signal zu verdeutlichen heben Sie mit einer Hand das jeweilige Bein an. Mit der anderen Hand reichen Sie nun zwischen den Vorderbeinen ein Leckerli. Das Lockmittel bewegen Sie immer weiter nach hinten, so dass das Pferd zu einer "Rückwärts-Abwärts"-Bewegung gelangt. Zur Vertiefung der Übung sollten einige Wiederholungen erfolgen. Schnell werden Sie erkennen, dass sich das Pferd immer weiter herunterbewegt. Ziel ist es, dass das Vorderbein im 90 Grad Winkel auf dem Boden ablegt wird. Ist das passiert, ist eine ausgiebige Belohnung fällig. Geht das Pferd problemlos ins Kompliment, sollte in einem nächsten Schritt die Belohnung erst nach dem Aufstehen erfolgen. Stellen Sie anschließend Schritt für Schritt vom Futtersignal auf das Gertensignal um. Das Ziel der Lektion ist erreicht, wenn das Pferd ohne Hilfe und ausschließlich durch Ihr Kommando niederkniet und solange in dieser Position verweilt, bis Sie es zum Aufstehen erneut auffordern. Arbeiten Sie also frühzeitig mit einem Stimmkommando wie „KOMPLIMENT“, so dass das Tier mit der Zeit versteht, was nun von ihm verlangt wird. Dieses wird bei jedem Versuch wiederholt. Auch für das Aufstehen empfiehlt es sich, ein Kommando (zum Beispiel "Auf") einzuführen. Hinweis: Um eine einseitige Belastung zu vermeiden, sollten Sie die Lektion beidseitig einüben.
Lachen
Ganz klar: Diese Übung dient nicht der Gymnastizierung oder Dehnung der Muskulatur, sondern in erster Linie der Unterhaltung. Um Pferde zum Lachen zu bringen, ruft man ein natürliches Verhalten bei ihnen hervor: das Flehmen. Flehmen gilt normalerweise als Zeichen für das Wittern von Säugetieren und ist erkennbar an einem weit geöffnetem Maul und einer angehobenen Oberlippe.
So gehen Sie vor:
Um ein Flehmen auszulösen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Auch bei dieser Übung können Sie erneut mit Futter arbeiten. Lassen Sie das Pferd an einem Leckerli schnuppern. Bevor es jedoch danach schnappen kann, führen Sie Ihre Hand langsam nach oben, so dass das Pferd die Oberlippe anheben muss, um es zu erreichen. Sobald Sie eine angehobene Oberlippe beobachten, folgt die Belohnung. Anschließend können Sie ein Signal einführen, um das Kommando abzurufen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Düfte einzusetzen. Beispielsweise kann das Einschmieren der Oberlippe mit einem aromatisierten Labello helfen und Flehmen/Lachen auslösen. Auch hier sollte natürlich wieder eine Belohnung folgen und das nächste Ziel darin bestehen, das gewünschte Verhalten nur durch ein Kommando hervorzurufen.
Hinlegen
Die Übung "Hinlegen" stellt eine der anspruchvollsten Zirkuslektionen dar. Ein sensibles Vorgehen und viel Geduld stehen hier für Erfolg. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen dem aufrechten Liegen und dem Flachliegen. Bei ersterem werden Vorder- und HInterbeine abgeknickt und anschließend seitlich abgelegt. Es handelt sich um die natürliche Position während des Mittagsschlafs oder zur Entspannung. Beim Flachliegen befindet sich das Tier in Seitenlange, die Beinen sind ausgestreckt. Vor allem bei dieser Übung spielt das Vertrauen zwischen Pferd und Halter eine große Rolle. Pferde verweilen lediglich in dieser Position, wenn sie sich hundert Prozent sicher fühlen.
So gehen Sie vor:
Das aufrechte Liegen können Sie aus dem Kompliment erarbeiten. Diese Lektion sollte also bereits beherrscht werden. Anschließend ziehen Sie mithilfe der Zügel den Kopf des Pferdes in Ihre Richtung. Das Körpergwicht sollte auf die Hinterhand verlagert werden, indem sich diese nach hinten verschiebt. Durch ein leichtes Zupfen an den Zügeln können Sie Ihr Pferd hierzu bewegen. Den Brustkorb sollte es so weit wie möglich auf dem Boden ablegen und die Hanken beugen. Für jede Bewegung, die in Richtung Boden führt, belohnen sie es mit Leckerlis . Nach einigen Wiederholungen dieser Bewegungen wird sich Ihr Pferd in der Regel alleine hinlegen. Bringen Sie dem Vierbeiner daraufhin noch bei, sich erst nach der Aufforderung "Auf" wieder zu erheben.
Das aufrechte Liegen ist gleichzeitg die Ausgangsposition für die Lektion Flachliegen . Arbeiten Sie nun mit dem Zügel, so dass sich der Kopf des Pferdes Richtung Bauch bewegt. Es wird sich daraufhin flach hinlegen. Eine andere Möglichkeit: das Pferd über den Rücken mit Leckerlis füttern, um es auf diese Weise nach unten zu locken. Es ist normal, dass das Pferd nach den ersten Versuchen nicht liegen bleibt. In dieser Position sind die Tiere wehrlos - das Lösen aus der Haltung ist daher ein natürliches Reflex. Auch hier muss das Pferd jedoch lernen so lange flach liegen zu bleiben, bis es das Kommando zum Auftrichten bekommt. Haben Sie diese Lektion erfolgreich bewältigt, zeugt das von absolutem Vertrauen zwischen Ihnen und Ihrem Schützling.
Spanischer Schritt
Der spanische Schritt zählt zu den grundlegenden Zirkuslektionen. Hierbei streckt das Pferd die Vorderbeine im Wechsel elegant und rhythmisch waagerecht aus. Die Bewegung erinnert an einen Gardesoldat und kann besonders gut bei Ein- und Ausritten präsentiert werden. In der Natur lässt sich diese imponierende Geste häufig bei Hengsten beobachten. Bei Trainern ist die Übung sehr beliebt, da sie nicht nur das Selbstbewusstsein der Tiere positiv beeinflusst, sondern gleichzeitig auch einen gymnastizierenden Effekt besitzt. Wie bei allen anderen Lektionen, ist auch hier viel Geduld und Übung gefragt.
So gehen Sie vor:
Zunächst ist es nötig, eine Stelle am Vorderbein des Pferdes ausfindig zu machen, an der es auf das Touchieren mit der Gerte reagiert. Berühren Sie das Bein dabei nur leicht und vorsichtig, es sollte in keinem Fall als lästig empfunden werden. Ein kurzes Muskelzucken oder eine Art Abschüttelversuch genügt als Reaktion. Erfolgt auch nur eine minimales Anheben des Beins, sollten Sie das Pferd daraufhin loben. Den Vorgang wiederholen Sie einige Male und führen zusätzlich dazu ein Stimmkommendo ein. Bis Höhe und die gewünschte Streckung erreicht sind, kann einige Zeit vergehen. Geben Sie jedoch nicht auf: Je schneller es eine Reaktion zeigt und je besser und länger es das Bein streckt, desto mehr wird gelobt. Diese Übung stellt bereits eine eigene Lektion dar, die man als spanischer Gruß bezeichnet. Für das andere Bein gilt das gleiche Prinzip.
Funktioniert nun alles wie gewünscht, können Sie dazu übergehen, den Spanischen Schritt in der Bewegung mit dem Pferd zu trainieren. Berühren Sie hierzu zunächst mit der Gerte das rechte Vorderbein. Zeigt ihr bisheriges Training Erfolg, wird das Pferd nun mit Anheben und Strecken des Beines antworten. Ist dies der Fall, touchieren Sie das linke Bein und reagieren Sie bei Erfolg mit einer Belohnung. Bevor Sie die Übung wiederholen, lassen Sie das Pferd einige Schritte laufen. Die Zwischenschritte werden dann langsam reduziert. Nach einiger Trainingszeit wird der Vierbeiner die majestätische Bewegung flüssig und zusammenhängend beherrschen.
Steigen
Die Geste des Steigens findet man nicht nur in der Natur, auch in vielen Pferdeshows zählt sie zum festen Repertoire. An diese Lektion sollten Sie sich jedoch nur heranwagen, wenn sie über ausreichend Erfahrung verfügen. Das steigende Pferd ist zwar in jedem Fall eine imposante und eindrucksvolle Erscheinung, stellt aber gerade für Anfänger auch eine nicht immer einzuschätzende Gefahr dar. Steigen gehört zum natürlichen Kampfverhalten von Pferden und ist daher immer auch mit einem gewissen Aggressionspotentital verbunden. Fühlen Sie sich für diese Zirkuslektion gewappnet, empfiehlt es sich das Training unter professionaller Anleitung durchzuführen. Ein guter Grundgehorsam ist hier unabdingbare Voraussetzung. Vorab sollte das Pferd die "Abwärtslektionen" wie das Kompliment beherrschen.
So gehen Sie vor:Nach einer ausreichenden Aufwärmphase stellen Sie sich dem Pferd frontal gegenüber. Ähnlich wie beim Spanischen Schritt touchieren Sie mit der Gerte eine ausgewählte Stelle, so zum Beispiel die Schulter. Durch die Berührung soll das Pferd lernen nacheinander beide Vorderbeine anzuheben. Hat dies erfolgreich funktioniert, führt man in einem weiteren Durchgang dem Pferd eine leichte Bewegung nach oben vor. Zeigt auch das Tier daraufhin eine kleine Aufwärtsbewegung, sollten Sie es ausgiebig belohnen. Stellen Sie sich in den nachfolgenden Versuchen aufrecht hin und strecken Sie die Arme nach oben. Auf diese Weise kann die Steigbewegung langsam ausgebaut werden. Wichtig: Nur wenn Sie sich sicher sind, dass Sie das Pferd jederzeit in seiner Bewegung stoppen können, sollten Sie mit dem Training fortfahren. Um die Situation zwischendurch zu entspannen, eignen sich außerdem Ausgleichsübungen wie "Kompliment" und "Hinlegen". Bis Pferde die Lektion auf Kommando beherrschen, können Monate und sogar Jahre vergehen. Das Steigen ist in jedem Fall die Königsdisziplin der Zirkuslektionen.
Haben Sie mit Ihrem Pferd in mühevoller Arbeit einige Lektionen eingeübt, kann es im Anschluss eine schöne Belohnung sein, andere an den Erfolgen teilhaben zu lassen. Geben Sie doch einfach eine kleine Vorführung zum Besten und zeigen Sie, welch Talent in Ihnen und Ihrem Schützling steckt.
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