Pferderatgeber
Fellwechsel im Herbst – Wenn das Winterfell zu wachsen beginnt
Zwei Mal im Jahr wechseln Pferde ihr Fell, um sich den wärmeren Temperaturen im Sommer beziehungsweise den kälteren Temperaturen im Winter anzupassen. Aber der Fellwechsel dient nicht nur zur besseren Temperaturregulierung, sondern das Winterfell sorgt auch für besseren Schutz vor Regen und Nässe. Der Wechsel geschieht ein Mal im Herbst und ein Mal im Frühling.
Begriffsdefinition Fellwechsel
Den Begriff des Fellwechsels gibt es in zwei Zusammenhängen. Einerseits bezeichnet er den saisonal bedingten Wechsel und andererseits den ersten Wechsel im Leben eines Pferdes, wenn das dichte Fohlenfell ersetzt wird. Der Fellwechsel betrifft nur die Kurzhaare am Körper, das Langhaar an Schopf, Mähne und Schweif wird nicht gewechselt. Bei gesunden Pferden dauert die Hauptphase des Fellwechsels lediglich zwischen zwei und vier Wochen. Während das neue Fell bereits wächst, verliert das Pferd nach und nach das vorige Fellkleid, sodass der Übergang fließend ist. Bei sehr niedrigen Temperaturen „schiebt“ es im Winter weiteres Fell nach, ohne erneut Fell zu verlieren.
Funktion des Fellwechsels
Der Fellwechsel ist eine Anpassung an das jeweilige Klima im Sommer und Winter. Das Sommerfell ist leicht und luftdurchlässig, sodass überschüssige Wärme besser abgegeben werden kann. Durch das Sommerfell zeichnen sich die Körperkonturen deutlich ab, oft werden sogar die Blutgefäße sichtbar. Dieses Fell bietet nur wenig Schutz vor Regen und Wind, sodass im Herbst ein Wechsel ansteht. Das Deckhaar wird nach und nach gewechselt, während gleichzeitig längere Deckhaare und kürzeres Unterfell gebildet werden. Die weitere Bildung von dichtem Unterfell und langen Deckhaaren wird angeregt, wenn die klimatischen Umstände es erfordern.
Faktoren, die den Fellwechsel beeinflussen
Pferde verfügen über eine außerordentlich gute Thermoregulation. Das bedeutet, dass sie ihre eigene Körpertemperatur mit relativ wenig Energieaufwand aufrechterhalten können. Je größer die Differenz zwischen der Außentemperatur und der Körpertemperatur des Pferdes ist, desto ausgeprägter wird das Fellkleid. Im Sommer entspricht die Außentemperatur mehr oder weniger der Körpertemperatur des Pferdes. Im Winter hingegen kann der Unterschied bis zu 50 Grad betragen. Die Ausprägung des Fellkleides ist daher primär an der Temperaturdifferenz orientiert. Sobald die Nächte im Herbst deutlich kühler werden, beginnt der Organismus des Pferdes mit dem Fellwechsel.
Der Organismus während dem Fellwechsel
In den zwei bis vier Wochen des Fellwechsels wendet der Organismus des Pferdes etwa ein Drittel seiner Energie für den Fellwechsel auf. Eine Zufütterung oder Schonen des Pferdes ist bei einem gesunden Tier nicht notwendig, jedoch sollten keine außergewöhnlichen Leistungen erwartet werden. Während dem Fellwechsel kann außerdem Juckreiz auftreten, was sich manchmal in Schweif- oder Mähnescheuern äußert. Der Bedarf an Proteinen und Fettsäuren ist in dieser Zeit erhöht, um das Zellgewebe für das neue Fell zu bilden.
Den Fellwechsel unterstützen
Die beste Unterstützung für den Fellwechsel ist regelmäßige Fellpflege mit einem Striegel, der die losen Haare entfernt. Außerdem genießen es die Pferde vor allem zu dieser Zeit, sich ausgiebig im Sand zu wälzen. Bei Pferden in Gruppenhaltung kann nun häufiger soziale Fellpflege beobachtet werden, indem sich die Pferde gegenseitig am Mähnenkamm, dem Widerrist oder dem Rücken beknabbern. Bei Pferden in Einzelhaltung ist der Besitzer oder Pferdepfleger in der Pflicht, die Fellpflege zu übernehmen. Pferde, die Schwierigkeiten mit dem Fellwechsel haben, können durch Zugabe von Öl ins Kraftfutter unterstützt werden. Leinöl, Lachsöl und Sonnenblumenöl sind einige Beispiele für geeignete Öle.
Frühzeitiges Eindecken verhindert langes Winterfell
Bei Sportpferden ist es üblich, die Pferde schon in der Übergangszeit mit einer leichten Decke zu versehen, sodass sie kein Kältegefühl verspüren und der Organismus keinen Bedarf für einen Fellwechsel erkennt. Je kälter die Nächte werden, desto dicker sollte die Stalldecke sein. Bei sehr tiefen Temperaturen im Winter tragen viele Sportpferde zwei Decken übereinander oder eine dicke Thermodecke. Wer sein Pferd eindeckt, sollte darauf achten, dass es bei schlechtem Wetter eine Regendecke trägt. Ansonsten besteht eine große Erkältungsgefahr. Die Fähigkeit zur Thermoregulation vermindert sich je mehr ein Pferd vor der Kälte und somit vor der Anpassung an wechselnde Temperaturen geschützt wird. Dies wirkt sich auch auf die Abfuhr überschüssiger Wärme im Sommer aus. Pferde, die jeden Winter eingedeckt wurden, müssen behutsam darauf vorbereitet werden, wenn sie nicht mehr eingedeckt werden sollen.
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