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Pferderatgeber

Pferdegeschirr - das unentbehrliche Zubehör für Kutschfahrten

Fahrgeschirr – Zweck, Arten, Auswahlkriterien und richtiges Anlegen

Bild Pferd mit Pferdegeschirr Das Fahrgeschirre überträgt die Schubkraft der Pferde auf den Wagen. (Einfach klicken zum Vergrößern)

Die Anforderungen an Zugpferd und Fahrgeschirr sind sehr unterschiedlich und sollten dem jeweiligen Verwendungszweck gezielt angepasst werden. Für Planwagenfahrten werden nicht nur schwere Zugtiere benötigt, sondern auch ein ebenso robustes Fahrgeschirr, das die großen Kräfte zu übertragen vermag ohne das Pferd unnötig zu belasten. Im Sportbereich stehen Passgenauigkeit und Bewegungsfreiraum im Vordergrund. Der Freizeitkutscher bewegt sich mit einer mittelgroßen und nicht allzu schweren Kutsche und seinem Freizeitpferd im Mittelfeld.

Zweck des Fahrgeschirrs

Fahrgeschirre übertragen die Schubkraft der eingespannten Pferde von deren Brust über die Zugstränge auf den Wagen. Neben den Zugsträngen besteht eine weitere Verbindung über die Anzen, die im Rückengurt eingehängt werden. Zwei Ringe hoch oben auf dem Rückengurt, nämlich die Leinenaugen, werden für die Fahrleinenführung benötigt. Um eine stabilere Lage des Geschirrs zu erreichen, sind mit einem Hintergeschirr zusätzliche Riemen angebracht, die den Pferderumpf häufig ringsherum umschließen. Der Schweifriemen verhindert ein nach vorne rutschen des Geschirrs. Zwei Arten von Fahrgeschirren sind heute üblich, das Kumt-Geschirr und das Brustblatt-Geschirr.

Fahrgeschirre mit Brustblatt

Für leichte Wagen genügt das Brustblattgeschirr, auch Sielengeschirr genannt. Wie der Name bereits andeutet, zieht hierbei das Pferd nur mit der Brust. Der wesentliche Bestandteil dieser Geschirrart ist das Brustblatt. Es ist etwa zehn Zentimeter breit, ausgepolstert und in der Regel aus Leder. An seinen Enden werden beidseitig die Zugstränge eingehängt. Das Brustblatt wird mit Hilfe eines schmalen und lose hängenden Halsriemens in seiner vorgesehenen Position gehalten. Ein weiterer Bestandteil dieser Fahrgeschirrart ist das Selett beziehungsweise der Kammdeckel. Dies ist ein breiter Gurt, der direkt hinter dem Widderrist liegt und mit einem Bauchgurt befestigt wird. Hier werden die Anzen des Wagens eingehängt. Ein zusätzlicher Schweifriemen kann nützlich sein.

Fahrgeschirre mit Marathonkumt

Im Fahrsport ist ein stabiles, leichtes und anatomisch passgenaues Geschirr von Vorteil, um auch über längere Distanzen Höchstleistungen zu erzielen. Prinzipiell ähnelt dieses Fahrgeschirr dem weit verbreiteten Geschirr mit Brustblatt. Um eine bessere Kraftverteilung zu erreichen, wird zusätzlich ein sogenanntes „Kumt“ verwendet. Dieser ovalförmige Ring wird dem Zugpferd um den Hals gelegt, sodass die Zugkraft nun nicht mehr nur über die Brust, sondern auch über Schultern und Widderrist verteilt wird. Diese Art Fahrgeschirr gilt als schonendste Anspannung für Pferde. Insbesondere im Fahrsport, wo es um Schnelligkeit und Ausdauer ankommt, kann die Leistung durch Verwendung eines Marathonkumt gesteigert werden.

Fahrgeschirr für Sulkys

Vor dem Sulky schließlich ist ein leichtfüßiges, sportliches Pferd vor einem möglichst leichten Wagen und ein dementsprechend leichtes, kaum einschränkendes Geschirr gefragt, das sich geschmeidig dem sensiblen Sportpferd anschmiegt ohne Druckstellen zu verursachen. Der leichte Wagen mit nur einer Achse erlangt seine Stabilität erst durch Anspannen des Pferdes. Die zu übertragende Zugkraft ist gering, weswegen ein einfacher gepolsterter Bauchgurt genügt. Dieser stellt die kleinstmögliche Einschränkung dar und ermöglicht dem Pferd ungehinderte und raumgreifende Vorhandbewegungen.

Auswahl eines geeigneten Fahrgeschirrs

Bild zwei Pferde mit Geschirr und Reiter Das Fahrgeschirr sollte entsprechend dem Einsatzzweck ausgewählt werden.

Das Fahrgeschirr wird entsprechend dem Einsatzzweck, der Anatomie des Pferdes und der Wünsche des Fahrers ausgewählt. Pferde mit breiter Brust können mit dem Brustblattgeschirr auch größere Zugkräfte übertragen während Pferde mit schmaler Brust vorzugsweise mit einem Marathonkumt ziehen. Die verschiedenen Geschirre gibt es aus Leder und aus Nylon, wobei Ledergeschirre aufgrund ihrer höheren Lebensdauer verbreiteter sind. Nylon hat eindeutig einen Gewichtsvorteil und ist daher im Hochleistungssport häufiger zu sehen. Leder hingegen kann auch sehr große Kräfte übertragen und ist bei guter Pflege unempfindlich gegen Umwelteinflüsse. Während Leder direkt am Pferd liegen kann, ist Nylongewebe schädlich für das Fell und sollte nicht für längere Ausfahrten verwendet werden.

 

Richtiges Anlegen des Fahrgeschirrs

Zunächst wird der Rückengurt aufgelegt und festgezogen, damit er nicht mehr verrutscht. Als zweites streifen Sie den Halsriemen mit dem Brustblattgeschirr über den Kopf des Pferdes und legen es an seine spätere Position. Das bereits aufgezäumte Pferd stellen Sie nun an seine vorgesehene Position vor dem Wagen und bringen zu allererst die Fahrleinen an. Diese werden an den Gebissringen zu beiden Seiten des Pferdekopfes eingehakt, durch die Leinenaugen geführt und schließlich am Wagen befestigt. Erst jetzt werden die Anzen und zuletzt die Zugstränge eingehängt. Abschließend überprüfen Sie nochmals, dass es keine Druckstellen gibt und die Riemen alle glatt am Pferdekörper anliegen.

Die vier Pferdegeschirr-Arten im Überblick

Heute gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Arten von Geschirren für die verschiedensten Tiere. Die am weitesten verbreiteten unter Ihnen sind jedoch das Joch, das Kumt, das Brustblattgeschirr und das Marathonkumt. Alle Geschirre bestehen in erster Line aus Leder, Nylon und weiteren Kunststoffen. Anschließend finden Sie einen groben Überblick der vier beliebtesten Pferdegeschirr-Arten.

Joch

Das Joch ist das älteste bekannte Geschirr in der Geschichte. Zuerst wurde es im Nahen Osten bereits um 3500 v. Chr. verwendet. Ursprünglich unterschied man zwischen einem Kopfjoch, dem Stirnjoch, dem Widerristjoch und einem Nackenjoch. Von Pferden wird das Joch in der Regel mit dem Widerrist geschoben. Das Stirnjoch hingegen wurde früher vor allem Ochsen angelegt und ihnen über die Hörner angebunden. Das Stirnjoch eignet sich ausschließlich für Hornträger. Bei einem Joch werden die Tiere meist paarweise vor einem Joch gespannt. Diese sind in der Regel an einer Deichsel befestigt. Davor wurde der Wagen angespannt.

Das Joch wird heute fast überall durch das Kumt verdrängt.

Kumt

Bild Pfere-Zweigespann zieht Holz Der Vorteil eines Kumts ist, dass mehrere Pferde gleichzeitig zum Einsatz kommen können.

Das Kumtgeschirr wurde in China bereits um 500 v. Chr. erfunden. Erst um das Jahr 1000 n. Chr. kam das Geschirr allerdings nach Europa. Damals bedeutete dies einen riesigen Fortschritt in der landwirtschaftlichen Arbeit. Durch das Joch wurde die Zugkraft des Pferdes auf maximal 250 Kilogramm beschränkt. Somit war mindestens ein Zweigespann nötig um nur einen leichten Wagen fortzubewegen. Die Lösung bot damals ein Geschirr, das durch einen Brustriemen auf das Pferd gespannt war. Früher kam außerdem ein Joch aus Holz hinzu. Dieses wurde mit einem speziellem Material befüllt, um Quetschungen auf dem Widerrist des Pferdes zu vermeiden. Damit konnte das Pferd vier bis fünfmal mehr Kraft einsetzten als mit der üblichen Schirrweise.

Der Vorteil eines Kumts im Gegensatz zu einem Joch ist, dass mehrere Pferde gleichzeitig zum Einsatz kommen können. Es handelt sich hierbei um einen gepolsterten Ring, der aus verschiedenen Ringsegmenten besteht.

Ein weiterer enormer Vorteil eines Klumts ist, dass Pferde ihre gesamte Zugkraft nutzen können. Die Zugkraft verteilt sich hier auf die Brust und die Schultern des Pferdes. Dadurch wird das Pferd effektiv geschont.

Brustblattgeschirr

Das Brustblattgeschirr wird auch Sielengeschirr genannt. Darunter versteht man ein Pferdegeschirr, das vor allem leicht ist. Das Pferd zieht die Last nur mit der Brust.

Der Zug erfolgt bei diesem Pferdgeschirr über das Brustblatt des Pferdes. Es besteht aus einem acht bis zwölf Zentimeter breitem Lederstück, das über die Brust des Pferdes angebracht wird. Auf den zwei Seiten des Brustblattgeschirrs wird jeweils ein Zugstrang ein geschnallt. Über diesem wird die angehängte Kutsche anschließend gezogen.

Das Brustblattgeschirr ist im Gegensatz zum Kumtgeschirr nur für ebenes Gelände geeignet. Das Geschirr wird in erster Linie im Freizeitbereich und im Bereich des Fahrsports eingesetzt.

Marathonkumt

Diese Art des Pferdgeschirrs wird auch Französisches Kumt genannt. Dieses findet seinen Einsatz vor allem im Turniersport. Dieses Kumt ist eine Kombination aus Kumt und Brustblatt in einem Stück. Die zu tragende Last des Pferdes wird bei diesem Geschirr besonders gleichmäßig auf Schulter und Bug verteilt. Damit wird das Pferd im Schulterbereich nicht eingeschränkt. So kann dieses eine bessere Zugleistung erbringen. Das Marathonkumt passt auf die verschiedensten Pferde, da es sich leicht verstellen lässt.

 

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Bildquellen:
Bild 1: © markt.de
Bild 2: © pixabay.com/jmrockeman
Bild 3: © pixabay.com/chrisko1960

 

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