Pferde-Ratgeber
Gesundheitscheck bei Pferden: Was muss ich beachten?
Besitzer von Pferden sollten Ihr Tier täglich von Kopf bis Huf einem Rundum-Check unterziehen, z. B. während des morgendlichen Fütterns. Werden Unregelmäßigkeiten zeitnah erkannt, ist die entsprechende Behandlung häufig umso effektiver. Wer regelmäßig auf die folgenden Punkte achtet, wird bald Routine darin haben.
Körperhaltung
Überprüfen Sie die Gesundheit des Pferdes mindestens monatlich von Kopf bis Huf.Wer täglich bzw. mehrmals die Woche mit den anmutigen Tieren konfrontiert wird, entwickelt ein Gespür für die Körpersprache. Das Lesen der Körpersprache von Pferden will gelernt sein! So kann z. B. ein hängender Kopf bedeuten, dass es sich krank fühlt. Es könnte mit dieser Körperhaltung aber wiederum ebenso sagen „Puh, bin ich k.o., erst einmal eine Runde dösen.“. Problematischer verhält es sich mit Kopfschlagen: Im Ratgeber Das Kopfschlagen beim Pferd Hintergründe, Ursachen und Risiken lesen Sie mehr über das Krankheitsbild.
Während des Dösens entlasten viele Pferde ein Hinterbein. Dies kann auch ein Hinweis auf eine Lahmheit sein (gilt insbesondere für entlastete Vorderbeine!). Wie Sie im Ernstfall reagieren sollten, verrät Ihnen der Ratgeber Was tun, wenn ein Pferd lahmt?
Ausdruck Augen/Haltung Ohren
Sowohl der Ausdruck der Augen als auch die Haltung der Ohren erzählen häufig die Geschichte des Pferdes. Ein fittes Tier präsentiert sich mit nach vorn gerichteten Ohren und einem klaren Blick. Ebenso können die Augen selbstredend – ähnlich dem menschlichen Auge – Anspannung oder Unruhe erkennbar lassen. Alarmstufe Rot: Das Pferd lässt den Kopf hängen, die Augen erscheinen stumpf, der Blick bleibt gesenkt.
Maul/Zahnfleisch
Die Farbe des Zahnfleischs kann vielfältige Signale geben. So steht glänzendes rosafarbenes Zahlfleisch für ein normales, gesundes Pferdeleben. Sehr blasses bis weißes Zahnfleisch tritt im Falle von Blutverlust und/oder -mangel auf. Graues oder blaues Zahnfleisch signalisiert einen Schock. Helles gelbes Zahnfleisch verrät Leberprobleme. Aufschluss über den Gesamtzustand und die Blutzirkulation geben des Weiteren die Farbe von Bindehaut und Nüstern. Im Falle von abgebrochenen oder lockeren Zähnen sollten Sie den Tierarzt konsultieren (siehe auch: Der Pferdezahnarzt zu Besuch – regelmäßige Zahnkontrolle für Pferde).
Schlafplatz/Aussehen
Betrachten Sie das Pferd als großes Ganzes: Finden sich an seinem Körper Spuren von Mist? Sind der Schweif oder die Mähne aufgescheuert? Lautet die Antwort auf diese Fragen jeweils "Ja", deutet alles auf den Umstand hin, dass sich das Pferd gewälzt, gescheuert oder gescharrt hat. Ein weiteres Indiz sind in den Stallboden gescharrte Löcher. Feuchtes Fell verweist darüber hinaus auf körperliche Betätigung (eifriges Scharren etc.). Unruhiges hin und her Wälzen kann u. a. auf vorliegende Koliken hindeuten.
Gliedmaßen/Hufe
Halten Sie bei der Betrachtung der Beine nach Verletzungen oder Schwellungen Ausschau. Letztere können mittels Abtasten bestätigt werden. Achten Sie ebenso auf die Temperatur der Gliedmaßen. Das Gewicht sollte gleichsam auf alle vier Beine verteilt sein – das Tier entlastet stets z. B. einen Vorderlauf? Untersuchen Sie das entsprechende Bein! Widmen Sie sich des Weiteren den Hufen: Entfernen Sie jedweden Schmutz von Hufwand, Krone und Ballen. Das Pferd sollte bei der Verwendung des Hufkratzers keine Schmerzen empfinden (Hufpflege-Anleitung siehe: Hinweise und Tipps zur richtigen Pflege). Überprüfen Sie abschließend den Sitz und Zustand der Hufeisen.
Vitalwerte: PAT
Puls, Atmung, Temperatur: Der durchschnittliche Ruhepuls eines ausgewachsenen Pferdes beträgt 30 bis 40 Pulsschläge pro Minute. Messen Sie den Puls Ihres Tieres, indem Sie Zeige- und Mittelfinger an der Unterkieferarterie auf der Innenseite der Ganasche platzieren. Der Puls ist außerdem an der Unterseite der Schweifrübe oder am Fesselkopf messbar. Sie messen 15 Sekunden lang den Puls und multiplizieren diesen Wert mit 4. Auf diese Weise erhalten Sie den Minutenwert.
Hinsichtlich der Atemfrequenz gelten 8 bis 16 Atemzüge pro Minute als Durchschnitt. Die Frequenz der Atemzüge können Sie simpel kontrollieren: Beobachten Sie das Heben und Senken der Bauchflanken für 30 Sekunden. Verdoppeln Sie das Ergebnis um den Minutenwert zu erhalten.
Die durchschnittliche Temperatur eines ausgewachsenen Pferdekörpers liegt zwischen 37,3 und 38,5 Grad. Messbar ist diese mittels eines im After des Pferdes platzierten Digitalthermometers. Halten Sie das Thermometer fest, bis die Messung abgeschlossen ist. Um den normalen Ruhewert zu ermitteln, empfiehlt es sich, die Temperatur einige Tage in Folge zu ermitteln.
Kapillarrückfüllzeit
Das Zahnfleisch verrät viel über den körperlichen Zustand des Pferdes.Hinter diesem bedeutungsschwangeren Begriff verbirgt sich ein Indikator für den Kreislaufzustand: Die Zeiteinheit gibt an, wie lange das Blut benötigt, um nach einer Unterbrechung der Durchblutung wieder zurück in die Kapillaren (= kleine Blutgefäße unter der Haut) zu fließen. Der Test: Drücken Sie mit einem Finger kräftig auf das über den Schneidezähnen liegende Zahnfleisch.
Infolge des ausgeübten Druckes wird das Blut aus den Kapillaren gedrängt. Die „Blutleere“ wird durch einen weißen Fleck an der Druckstelle sichtbar. Im Falle eines gesunden Pferdes nimmt dieser nach maximal zwei Sekunden wieder die normale rosa Farbe an. Alles, was länger dauert, deutet auf Kreislaufprobleme hin.
Kneiftest
Dehydration ist lebensgefährlich. Ein Hinweis auf den Zustand des Körperflüssigkeitshaushalts ist die Geschmeidigkeit und Elastizität der Haut. Der Test: Kneifen Sie eine Hautfalte am Hals (oder Schulter) zusammen, ziehen sie sanft vom Pferdekörper weg und lassen sie wieder los. Im Normalzustand kehrt die Haut unverzüglich in ihre ursprüngliche flache Ausgangslage zurück. Sollte nach etwa zwei Sekunden noch immer nichts passieren und die Haut eines Zeltes ähnlich aufrecht stehen bleiben, leidet das Pferd an einer mittleren bis schweren Dehydration und benötigt ärztliche Hilfe. Ein dehydriertes Pferd zeigt als weitere Symptome trockenen Kot und dunklen Harn.
Appetit
Ein guter Appetit zeugt davon, dass ein Pferd sich wohlfühlt. Achten Sie deshalb darauf, ob das Pferd sein gesamtes Futter vertilgt und mindestens 20 Liter Wasser am Tag säuft. Ebenso sollten Sie Ihre Aufmerksamkeit darauf bündeln, ob das Tier das Futter mit gewohnter Geschwindigkeit frisst und sich auf die bevorstehende Fütterung freut. Abnormales Verhalten: Das Pferd lässt Futterteile fallen, frisst sehr langsam – in diesen Fällen ist es wahrscheinlich, dass das Tier Probleme mit den Zähnen oder dem Rachen hat, sodass ihm Kauen und Schlucken entsprechend schwer fallen. Weitere Informationen rund um die Fütterung erhalten Sie im Ratgeber Gesunde Ernährung des Pferdes für optimale Verdauung.
Pferdemist
Pferdeäpfel eines gesunden Tieres weisen eine charakteristische Form und einen leichten Glanz auf. Trockene und harte Pferdeäpfel verweisen auf eine ungenügende Wasseraufnahme. Wiederum sind lose Misthaufen (ähnliche eines Kuhfladens) ein Indiz für übermäßigen Eiweiß- und/oder Salzkonsum (Lecksteine). Darüber hinaus kann eine Verdauungsstörung vorliegen. Oder das Pferd ist „nur“ nervös. Würmer im Mist signalisieren eine klare Botschaft: Eine Wurmkur muss her! Wiederum sind im Mist erkennbare Heu- und Strohstücke bzw. unverdaute ganze Haferkörner ein Indiz für Zahnprobleme (das Pferd kann das Futter aufgrund der Zahnschmerzen nicht genügend zerkauen). Evtl. schlingt das Pferd auch sehr hastig oder das Futter passiert infolge von Magenproblemen den Verdauungstrakt zu schnell.
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