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Pferderatgeber

Zügel - welche Zügelarten werden für welchen Reitstil benötigt?

Grafik Unterschied Englische und Western Zügel Englische Zügel sind geschlossen, Westernzügel hängen offen an den Seiten runter. (Zum Vergrößern klicken)

Alles zum Aufbau, Material und Einsatz verschiedener Zügel

Einwandfreie Zügel und eine gute Zügelführung sind das Aushängeschild jedes guten Reiters. Ein gepflegtes Pferd, sauberes Sattel- und Zaumzeug, sowie ein ausbalancierter Sitz und nicht zuletzt die ruhige Zügelführung lassen das Gesamtbild von Reiter und Pferd harmonisch erscheinen. Ein Pferd ohne Hilfszügel und rückwärtsgerichtete Handeinwirkung an den Zügel heranreiten zu können zeichnet den guten Reiter aus. Je nachdem ob man sich für das Englischreiten oder das Westernreiten entscheidet, gibt es verschiedene Zügelarten. Diese sind optimal auf die jeweilige Reitweise und die davon abhängige Zügelhaltung und -führung abgestimmt.

Zweck der Zügel

Der Zügel ermöglicht dem Reiter Kontakt mit dem Pferdemaul herstellen zu können. In der Aufwärmphase wird das Pferd mittels treibender Hilfen an den anstehenden Zügel herangeritten. Mit weicher Hand wird auf abwechselnd gebogenen Linien in verschiedenen Gangarten geritten, bis das Pferd am Zügelgeht. Neben einem ruhigen Sitz und einer weichen Hand sind auch die Auswahl von Zügel und Gebiss entscheidende Faktoren auf dem Weg zu einem rittigen Pferd, das die Zügelhilfen durchlässig annimmt. Zügelhilfen sind entweder nachgebend, annehmend, durchhaltend, verwahrend oder seitwärts weisend. Sie werden nie isoliert gegeben, sondern immer im Zusammenhang mit den entsprechenden Gewichts- und Schenkelhilfen.

Englische Zügel

Englische Trensenzügel sind entweder aus Leder, aus Gurt oder aus griffigem Gummi beziehungsweise Kunststoff hergestellt. Gurt und Gummi haben den Vorteil, dass sie bei Regenwetter nicht so rutschig werden wie Lederzügel. Am Gurt sind zusätzliche Lederstege angebracht, die nicht nur bessere Griffigkeit bieten, sondern auch als Orientierungshilfe für den Reiter dienen. Die Trensenzügel werden im Gebiss eingeschnallt oder angenäht und ihre Enden sind mit einer Schnalle verbunden. Die Gesamtlänge der beiden Zügel beträgt dann ungefähr 2,75 Meter, sie sind meist 2 Zentimeter breit. Um die Trensenzügel in eine Hilfszäumung wie beispielsweise ein Martingal einzuschnallen, wird die Schnalle in der Mitte geöffnet, der Zügel durch den Martingalring geführt und anschließend beide Zügelenden wieder zusammengeschnallt. Damit der Martingalring sich nicht mit der Schnalle am Gebiss verhakt, werden in diesem Fall Martingalschieber benötigt. Diese können entweder aus Gummi oder aus Leder sein.

Westernzügel

Bild Westernreiterin auf Pferd Bei Westernzügeln handelt es sich meist um "Split Reins".

Westernzügel sind aus Leder oder Baumwollgewebe hergestellt. Sie sind meist „Split Reins“, also am Ende offen. Diese Enden sind so lang, dass man sie auch als Ersatz zur Gerte verwenden kann. Ihre Länge hängt von der Größe des Pferdes und seiner Halslänge ab. Die Zügel müssen lang und schwer genug sein, dass ihr Eigengewicht genügt, damit sie nicht herunterrutschen, wenn die Zügel über dem Widerrist gekreuzt liegen. Zu leichte Zügel können durch Ölen oder Einfetten schwerer werden. Zu lang dürfen die Zügel auch nicht sein, damit das Pferd nicht mit den Hufen darauf treten kann. Beim Westernreiten werden die Zügel über dem Widerrist überkreuz aufeinander gelegt und entweder mit beiden Händen oder mit einer Hand gegriffen. Anders als beim englischen Reitstil, haben Westernreiter im Bezug auf die korrekte Zügelhaltung eine Menge Freiheit.

Auswahl passender Zügel

Je nach gewählter Reitsportsparte und Zäumungsart ist der Zügeltyp bereits vorgegeben. Zum Dressurreiten und feinen Westernreiten eignen sich dünne Lederzügel, die dem Reiter gut in der Hand liegen. Durch dünne Handschuhe kann die Griffigkeit weiter erhöht werden. Freizeitreiter, die bei jedem Wetter ausreiten oder Sportreiter, die auch im strömenden Regen mit Ihrem Pferd Turniere bestreiten, benötigen Zügel, die auch im nassen Zustand noch genügend Griffigkeit aufweisen und sich nicht mit Wasser vollsaugen. Breite und dicke Gurtzügel mit Gummiüberzug und Noppen für besseren Halt sind hierfür gut geeignet. Generell gilt bei der Auswahl eines passenden Zügels, dass sich Reiter und Pferd damit wohlfühlen sollten. Nur so kann langfristig harmonisches Reiten erreicht werden.

Führen eines Pferdes am Zügel

Das zum Reiten vorbereitete Pferd wird an den Zügeln zum Reitplatz beziehungsweise in die Reithalle geführt. Die Steigbügel werden bei englischen Sätteln gesichert, indem sie an den Steigbügelriemen heraufgezogen werden. Der Reiter führt sein Pferd grundsätzlich auf dessen linker Seite. Die Zügel nimmt er vom Hals und greift etwa eine Handbreit hinter und unterhalb des Pferdemauls mit Zeige- und Mittelfinger zwischen beiden Zügeln hindurch und die Finger geschlossen. Dann wird die restliche Schlaufe zwischen Daumen und Zeigefinger gelegt. Die linke Hand bleibt frei. Hilfszügel werden erst kurz vor dem Aufsteigen eingeschnallt. Achten Sie beim Führen darauf, immer genug Abstand zu den vorauslaufenden Pferden zu halten. Als Faustregel gilt, immer zwei Pferdelängen Abstand zu halten.

Richtige Zügelführung beim Reiten

Bild Reiter auf Pferd Durch ein leichtes Eindrehen der Fäuste gibt der Reiter die Zügelhilfen.

Auf dem Pferd sitzend greift der Reiter von oben herab mit der linken Hand den linken und mit der rechten Hand den rechten Zügel. Dabei werden die Fingerspitzen leicht zur Mitte eingedreht und Daumen sowie kleiner Finger seitlich und nach unten abgespreizt. Die Daumen greifen unter den Zügel, die drei mittleren Finger legen sich von oberhalb auf den Zügel und der kleine Finger wird wiederum unter den Zügel gelegt. Nun werden die Hände zu Fäusten geschlossen. Die verschiedenen Zügelhilfen gibt der Reiter nun lediglich durch leichtes Eindrehen der Fäuste.

 

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Bild 3: © Pixabay.com / pvdberg

 

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