Pferderatgeber
Das Bewertungssystem im Reitsport - Wertungsnoten für Pferd und Reiter
Bei der Bewertung wird großteils die Leistung des Voltigierers auf dem Pferderücken bewertet.Punktevergabe im Tuniersport
Lange Zeit war nicht eindeutig, ob das Voltigieren ein Turnsport oder ein Reitsport ist. Mit der Einführung einer Pferdenote in 2008 konnte ein klares Signal in eine dieser Richtungen gesetzt werden. Durch die Bewertung des Ausbildungsstandes des Pferdes nähert sich das Voltigieren ein wenig mehr an die klassischen Reitdisziplinen an. Alle anderen Notenbestandteile des Bewertungssystems beim Voltigieren beurteilen vor allem die Leistung des Voltigierers auf dem Pferderücken.
Begriffsdefinition Bewertungssystem
Das Bewertungssystem umfasst je nach Leistungsklasse und Wettbewerbsart die Elemente Kür, Pflicht, Pferdenote und Gesamteindruck. Hiervon haben Kür und Pflicht die größte Bedeutung. Diese beiden Anteile werden jeweils Unterteilt in Schwierigkeit, Gestaltung und Ausführung. Somit werden alle Elemente der Voltigieraufführung in die Bewertung mit einbezogen, angefangen von der Auswahl eines konsistenten Themas mit Kostümen, Musik und Übungsfolge bis zur technisch korrekten Ausführung, einer möglichst guten Anpassung an die Bewegungen des Pferdes und der Nutzung von Bewegungsenergie aus dem Schwung des Pferdes in dynamischen Übungen.
Gewichtung und Bewertungskriterien der Pflicht
Neben der Kür ist die Pflicht einer der wesentlichen Bestandteile bei der Bewertung einer Voltigieraufführung. In der Pflicht ist die Abfolge der Elemente vorgegeben, sodass der Vergleich zwischen den verschiedenen Voltigierern leichter fällt. Hier wird vor allem auf eine korrekte Ausführung der Übungen geachtet. In der höchsten Klasse S und in der Junior-Klasse kommt der Pferdenote während des Pflichtprogramms eine höhere Bedeutung zu.
Gewichtung und Bewertungskriterien der Kür
Die Kürbewertung unterteilt sich in Schwierigkeit, Gestaltung und Ausführung, wobei die Ausführung in allen Leistungsklassen den höchsten Bewertungsfaktor 3 hat. In der Kür können die Übungen frei zusammengestellt werden, lediglich die Pflichtelemente dürfen hier nicht vorkommen. In der höchsten Klasse S und in der Junior-Klasse erlangt die Pferdenote während des Kürprogramms höhere Bedeutung als in den niedrigeren Klassen.
Gewichtung und Bewertungskriterien der Pferdenote
Das Voltigieren ist eine akrobatische Sportart mit großem ästhetischem Anspruch.Der Gesamteindruck ist in einigen Voltigierprüfungen von untergeordneter Bedeutung und macht dort zwischen fünf bis acht Prozent der Gesamtnote aus. Im Einzelvoltigieren sind es bis zu zehn Prozent und im Doppelvoltigieren sogar 20 Prozent. Ein gutes Voltigierpferd verfügt über ein korrektes Exterieur, eine solide Grundausbildung und ist ausdauertrainert, sodass es über die gesamte Dauer der Aufführung keinerlei Unregelmäßigkeiten zeigt. Nicht nur das Pferd, sondern auch der Longenführer wird bezüglich Longiertechnik und Hilfengebung bewertet. Beim Ringen um Spitzenbewertungen darf die Pferdenote nicht vernachlässigt werden.
Gewichtung und Bewertungskriterien des Gesamteindruck
Als akrobatische Sportart mit ästhetischem Anspruch wird beim Voltigieren großes Augenmerk auf eine harmonische Gestaltung der Choreographie und eine saubere Ausführung der einzelnen Voltigieraufgaben gelegt. Die Bewertung des Gesamteindruckes spielt nur in den unteren drei Klassen eine Rolle. Geordnetes Einlaufen im Gleichschritt, Richtergruß, das Aufstellen vor und während der Übung sowie das Auslaufen werden hierbei bewertet. Sie ist demnach eine Zusatznote für die Voltigierer, die eine Bewertung der Darbietung außerhalb der Voltigieraufführung selbst darstellt. Obwohl der Gesamteindruck von untergeordneter Bedeutung für die Notensumme ist, können hier alleine durch die Beachtung der Verhaltensregeln am Boden sichere Punkte gesammelt werden. Es ist daher selbstverständlich, dass Voltigiergruppen immer eine gute Bewertung des Gesamteindrucks anstreben.
Inhalt des Gesamteindrucks
Das Einlaufen zu Beginn einer Voltigierprüfung
Das Aufwärmen von Pferd und Voltigierern erfolgt außerhalb auf einem eigens dafür vorgesehenen Platz. Nach dem Warmlaufen, Dehnen und einigen kurzen Übungen auf dem Pferd ist die Gruppe bereit, ihre Prüfung anzutreten. Beim Betreten des Prüfungszirkels laufen Pferd und Longenführer gefolgt von der einreihigen Voltigiergruppe im Gleichschritt zur Musik ein. Dazu läuft das Pferd im Trab, da dies eine Zweitakt-Gangart ist, deren Rhythmus von den Voltigierern beim Einlaufen übernommen werden kann.
Grußaufstellung bei der Voltigierprüfung
Das Einlaufen wird von der Grußaufstellung unterbrochen, wie es auch in allen anderen Reitsportprüfungen üblich ist. Hierzu stellt sich die Gruppe vor dem Richtertisch in einer Reihe auf, Longenführer und Voltigierer verweilen kurz in ihrer Aufstellung, grüßen synchron, verweilen erneut kurz und stellen sich dann in Startaufstellung auf.
Aufstellen der Gruppe und Vortraben des Pferdes
Der Longenführer begibt sich mit seinem Pferd in die Mitte des Wettkampfzirkels und beginnt das Pferd zu longieren. Die Voltigierer stellen sich in einer Reihe an der Seite auf, idealerweise in der Reihenfolge, in der sie an der Reihe sind, um ihre Übungen zu absolvieren. Bevor der erste beginnt, lässt der Longenführer das Pferd mindestens eine Runde traben, um Taktreinheit und Lahmfreiheit des Pferdes zu demonstrieren.
Auslaufen am Ende der Voltigierprüfung
Beim Voltigieren wird großes Augenmerk auf eine harmonische Gestaltung der Choreographie gelegt.Am Ende der Voltigierprüfung führt der Longenführer sein Pferd wieder auf seiner rechten Seite im Trab, gefolgt von der in einer Reihe hintereinander laufenden Voltigiergruppe. Wiederum im Gleichschritt verlässt die Gruppe zügig den Wettkampfzirkel.
Wertnoten nach Leistungsklassen
Die Einstufung in Leistungsklassen erfolgt dem Niveau des jeweiligen Einzelvoltigierers oder der Voltigiergruppe entsprechend. In den unterschiedlichen Leistungsklassen sind die Anforderungen an Pflichtteil und Kürprogramm unterschiedlich. Die niedrigste Leistungsklasse wird mit dem Buchstaben A gekennzeichnet, die nächsthöhere ist L, darüber M*, M** und S. Erst seit 2008 gibt es zudem die Leistungsklasse S, in Anlehnung an die höchste Klasse im Dressur- und Springsport. Eine weitere erst 2008 eingeführte Klasse wird mit „Junior“ bezeichnet. Um den Aufstieg in die nächsthöhere Klasse zu erreichen, müssen innerhalb einer Saison bestimmte Bewertungen dreimal erzielt werden. Nach der dritten Qualifikation kann das Team noch in der niedrigeren Klasse starten, muss aber beim vierten Erreichen der Qualifikationsnote in die nächsthöhere Klasse aufsteigen. Der Aufstieg von Klasse A nach L erfordert die Wertnote 5,0. Von L nach M* wird 5,5 benötigt, von M* nach M** 6,5 und um in die höchste Klasse S* oder S** zu gelangen wird drei Mal die Wertnote 7,0 benötigt.
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