Nutztiere-Ratgeber
Schafe selber melken für Anfänger
Frische Schafsmilch ist sehr bekömmlich und lecker. Sie beinhaltet sogar mehr Vitamine als Kuhmilch und eignet sich wunderbar zum Trinken oder zur Herstellung von Käse und Joghurt. Naturverbunden lebende Menschen schaffen sich gerne Schafe an, um mit diesen freundlichen Tieren ihren Milchbedarf zu decken, denn Schafe zu melken, ist nicht schwer.
Das Schaf decken lassen
Wie viel Milch ein Schaf gibt, hängt von mehreren Faktoren ab.Bevor es losgehen kann, muss das zukünftige Mutterschaf gedeckt werden. Soll das Lamm möglichst natürlich aufgezogen werden, ist es wichtig, es wenigstens acht Wochen bei seiner Mutter zu lassen. Nach der Ablammung sollte das Euter jeden Tag aufmerksam untersucht werden. Manchmal sind Lämmer beim Saugen ungestüm und fügen dem Muttertier Verletzungen zu. Diese werden bei einer Kontrolle rechtzeitig aufgespürt und können behandelt werden. So lassen sich schwerwiegende Entzündungen vermeiden.
Milchproduktion
Das Milchschaf produziert pro Laktation ca. 350-500 kg Milch. Erstlaktierende Schafe liefern weniger Milch als Mutterschafe, die bereits zum zweiten oder dritten Mal Lämmer haben. Am meisten Milch darf man von Schafen in der vierten und fünften Laktation erwarten. Wie viel Milch ein Schaf tatsächlich gibt, ist von mehreren Faktoren abhängig: Die genetische Veranlagung spielt ebenso eine Rolle wie die Fütterung, die Melktechnik und die Melkhäufigkeit. Gemolken werden kann morgens und abends. Wird weniger Milch benötigt, reicht das morgendliche Melken. Die Milchmenge reduziert sich dann entsprechend um 35 % bis 50 %.
Eine stressfreie Atmosphäre schaffen
Schafe mögen routinierte Abläufe und schätzen eine ruhige Atmosphäre. Vor dem eigentlichen Melken sollte das Euter behutsam mit einem Tuch und lauwarmem Wasser abgewischt werden. Zum einen sorgt das für Sauberkeit, zum anderen wird dadurch der Milchfluss angeregt. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass das Tier keinem Stress ausgesetzt wird. Die Milch ist ans Gewebe gebunden und schießt erst infolge einer geeigneten Stimulation des Euters in die Milchgänge ein. Dafür ist das Hormon Oxytocin verantwortlich. Unruhe, Stress und Lärm während des Melkvorgangs führen zur Ausschüttung von Adrenalin. Dieses Stresshormon hemmt allerdings die Wirkung des Oxytocins. Dem kann man mit viel Ruhe entgegenwirken. Idealerweise sollte ein fester, ruhiger Ort gewählt werden. Ist der Melkstand erhöht, kann der Melker bequem auf einem Schemel neben dem Schaf sitzen und muss sich nicht bücken. Wenn man es während des Melkvorgangs füttert, bleibt es ruhig stehen.
Der eigentliche Melkvorgang
Man kann ebenfalls eine Kleinmelkanlage hinzuziehen.Hat das Schaf große Zitzen, ist das Melken am einfachsten. Man umfasst die Zitze an der Wurzel, indem man Daumen und Zeigefinger zu einem Ring formt. Dadurch füllt sich die Zitze mit Milch. Anschließend schließt man die Finger der Reihe nach, angefangen vom Mittelfinger über den Ringfinger bis zum kleinen Finger zur Faust, und presst so die Milch heraus. Sie wird in einem Metalleimer aufgefangen. Sind die Zitzen klein, gestaltet sich der Melkvorgang etwas anspruchsvoller. Oft gelingt es nicht, mit der ganzen Hand zu melken. Man kann dafür auch nur Daumen und Zeigefinger einsetzen. Das erfordert allerdings Übung. Am Ende des Melkens kann man leicht ans Euter stupsen. Das machen Lämmer, um noch mehr Milch zu bekommen. Das sorgt dafür, dass die Milch bis zum letzten Rest entfernt wird. Das verhindert schmerzhafte Euterentzündungen und sorgt dafür, dass das Tier gesund bleibt.
Alternative Melkmaschine
Wer sich das traditionelle Melken von Hand nicht zutraut, kann auf eine Kleinmelkanlage für Schafe zurückgreifen. Diese ist mobil einsetzbar. Es gibt Geräte für einen kleinen Tierbestand, die sich gezielt an Selbstversorger und Hobby-Halter wenden. Dabei werden Melkbecher um jede Zitze gelegt. Die Maschine massiert das Euter und saugt im Sekundentakt an den Zitzen. Diese Methode verursacht bei dem Tier keine Schmerzen, wenn die Maschine richtig eingestellt ist. Beim Gleichtakt pulsieren die Melkbecher gleichzeitig. Dadurch werden Infektionen in den einzelnen Euterbereichen vermieden und die Milch kann restlos ausgemolken werden.
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