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Schildkrötenhaltung – Tipps zur Ernährung, Pflege, Gehege und Zucht

Landschildkröte auf einer Wiese Schildkröten sind genügsame Tierchen, die dennoch eine besondere Pflege benötigen.

In unserem Schildkrötenratgeber findest Du wichtige Informationen zu Themen wie Anschaffung und Haltung von Schildkröten. Wir verraten, welche Unterbringungsarten sich für Landschildkröten im Sommer und im Winter eignen, wie und wie oft die Gehege gereinigt werden müssen und welche Nahrung für die Gesundheit einer Schildkröte gefüttert werden sollte. Außerdem klären wir die häufigsten Krankheiten von Schildkröten und wie sie diese erkennen können. Zuletzt informieren wir Dich noch über geschützte Schildkrötenarten.

Unterbringungsarten - Freilandgehege im Sommer, Terrarium im Winter

Allgemeine Empfehlungen

Die Wohnbedingungen sollten an die Herkunft und das dortige Klima angepasst werden. Auch die Gestaltung des Innenraums eines Terrariums oder Geheges sollte an die gewohnte Umgebung der Schildkrötenart erinnern. Als Untergrund kann grundsätzlich ein Substrat gewählt werden, welches keinen Staub absondert. Staub wird von Schildkröten nur sehr schlecht ertragen. Kies, Flusssand oder Rindenmulch sind bewährte Bodenbeläge. Darüber kann ein wenig Heu oder Laub aufgeschichtet werden, damit die Schildkröten sich eingraben können. Ein Unterschlupf gehört zum Leben der Schildkröte dazu. Dort sind sie an heißen Tagen geschützt. Schildkröten sind weiterhin Wassertiere und benötigen eine Bademöglichkeit. Diese wird gleichzeitig als Trinknapf benutzt und sollte täglich gereinigt werden. Da Schildkröten Gewohnheitstiere sind, sollte das Futter immer an der gleichen Stelle platziert werden.

Terrarium

Schildkröte im Terrarium Schildkröten können auch in Terrarien im Haus gehalten werden.

Ein Terrarium wird häufig als Übergangslösung verwendet, wenn das Wetter für das Freigehege zu schlecht wird, aber der Winterschlaf noch nicht bevorsteht. Das Terrarium stellt allerdings keine dauerhafte Lösung dar. Sehr wichtig ist die Größe des Terrariums. Dies wird anhand der Panzerlänge der Schildkröte bemessen. Die Panzerlänge in Zentimetern multipliziert mit acht, ergibt die Länge des Terrariums. Die Hälfte dieser errechneten Länge ergibt dann die Breite des Terrariums.

Dabei darf nicht vergessen werden, dass kleine Schildkröten noch wachsen. Es muss daher immer die Länge einer ausgewachsenen Schildkröte verwendet werden. Pro weiterer Schildkröte sollte das Terrarium um ein Drittel erweitert werden. Es sollten immer unterschiedliche Temperaturbereiche im Terrarium herrschen, so dass sich die Schildkröte nach ihrem Empfinden entscheiden kann. Als Bodengrund eignet sich einfache Garten- oder Maulwurfserde, die mit etwas Sand vermischt wird.

Freilandgehege

Schildkröten, die den Sommer nicht in einem Freilandgehege verbringen, werden nicht artgerecht gehalten. Das Freilandgehege kann ruhig großzügig gestaltet werden und sollte sowohl über Plätze zum Sonnenbaden, als auch über beschattete Ecken verfügen. Ist das Terrarium gut mit Wildkräutern bestückt, muss nicht einmal zugefüttert werden. Das Freilandgehege sollte hoch genug sein, dass die Schildkröten nicht drüber klettern können. Eine glatte Umzäunung bietet sich hier an, Ziegelsteine zum Beispiel. Auch nach unten hin sollte das Gehege in den Boden eingelassen werden, da Schildkröten auch sehr gut im Graben sind.

Das Freilandgehege darf von der Substanz nicht gefährlich für die Schildkröten sein. Das Gehege sollte mit Abwechslung für Dein Tier bestückt sein. Steine und Wurzeln, Erdklumpen, diverse Hindernisse und ein kleiner Teich, damit die Schildkröte einiges zu entdecken hat. Bei einem Teich sollte jedoch beachtet werden, dass Landschildkröten nicht schwimmen können. Daher sollten sie dort immer stehen können.

Reinigung des Geheges / Terrariums / Aquariums

Wasserschildkröte im Aquarium Die richtige Pflege einer Schildkröte kann schwerwiegende Krankheiten vorbeugen.

Mit ihren Ausscheidungen hinterlassen die Schildkröten eine Vielzahl von Bakterien. In der freien Wildbahn werden sie diesen Bakterien oder Parasiten zu einer sehr großen Wahrscheinlichkeit kein zweites Mal begegnen, da sie lange Strecken absolvieren. In einem Terrarium oder einem Freilandgehege, wo der Platz begrenzt ist, ist die Wahrscheinlichkeit ungleich höher. Um Krankheiten vorzubeugen, sollten daher einige Regeln beachtet werden.

Gehege- bzw. Terrariumreinigung

Das tägliche Auswechseln von Trink- und Badewasser und das Desinfizieren des Trinkwasserbehälters gehört zu den Standardprozeduren. Kotausscheidungen sollten konsequent und umgehend nach Entdeckung eingesammelt werden. Bei der Reinigung des Terrariums empfiehlt es sich, nicht nur das Trink- und Badewasser täglich zu erneuern, den Wasserbehälter zu desinfizieren und die Kotreste einzusammeln, sondern auch einen Blick auf das Gehege selbst zu werfen. Halte Ausschau nach defekten Gegenständen und herunterhängenden Kabeln.

Aquariumsreinigung

Das Aquarium der Wasserschildkröten muss regelmäßig mit Aktivkohle gereinigt werden. Etwa ein Viertel der Wassermenge im Aquarium sollte jede Woche gewechselt werden. Pflanzen im Aquarium sorgen für eine zusätzliche Filterung. Achte jedoch darauf, dass es sich um ungiftige Pflanzen handelt. Befinden sich im Aquarium der Wasserschildkröten kleine schwarze Schnecken, sind Zwergflusskrebse ein bewährtes Mittel zur Bekämpfung der Plagegeister. Algen sind bei Aquarien von Wasserschildkröten häufig ebenfalls ein Problem. Anstatt die Algen einzeln zu vernichten, empfiehlt es sich beispielsweise Amano Garnelen in das Aquarium zu setzen, damit diese die Arbeit verrichten.

Ernährungstipps für Schildkröten

Zwei Schildkröten essen Salat Nicht jeder Salat eignet sich unbedingt für die Fütterung Deiner Schildkröten.

Löwenzahn, Klee, Spitz- und Breitwegerich gehören zu den Leibspeisen der Landschildkröten im Sommer. Im Frühjahr und Herbst empfiehlt es sich die Schildkröten mit verschiedenen Salaten zu füttern. Romana Salat, Endivien und Gartenkresse bieten sich dafür an. Abzuraten ist hingegen von Kopfsalat, Eisbergsalat und Feldsalat. Kalzium ist dabei für Schildkröten besonders wichtig. Eine Kalziumquelle in Form von Sepiaschalen, zermörserten Eierschalen, Knochenmehl oder Vogelkalksteinen sollte den Tieren immer zur Verfügung stehen.

Schildkrötenpflege

Um Krankheiten zu vermeiden ist eine regelmäßige und intensive Schildkrötenpflege angebracht. Die nachfolgenden Pflegetipps sollen Dir dabei helfen, Fehler in der Haltung bzw. Pflege zu vermeiden.

Damit Deine Schildkröten mit ausreichend Vitamin D3 versorgt werden, ist eine entsprechende Bestrahlung (im Terrarium und Freilandgehege) von Nöten. Beim Baden von Landschildkröten gilt es zu beachten, dass diese eine kurze Zeit unter Wasser überleben können. Sie schwimmen jedoch nicht. Landschildkröten werden zwischen 10 bis 20 Minuten gebadet. Nach der Winterstarre ist meist ein Bad von 20 Minuten fällig. Der Schildkrötenpanzer benötigt keine besondere Pflege. Viele Bücher und Zoohändler empfehlen zwar besondere Pflegemittel oder Öle zum Einreiben diese sind jedoch absolut unnötig und schaden mehr, als das sie nutzen. Verstopfte Poren sind meist die Folge der zur Panzerpflege verwendeten Öle. Optimale Bedingungen für Keime, die den Panzer angreifen.

Einmal im Jahr solltest Du mit Deiner Schildkröte zudem einen Tierarzt aufsuchen. Dort wird sie auf Parasiten untersucht und eine Kotprobe entnommen. Termine Ende August bis Anfang September (kurz vor der Winterstarre) sind für solche Besuche ideal. Die Winterruheperiode sollte unbedingt eingehalten werden. Wird den Tieren auf Dauer die Winterstarre verweigert, werden diese träge, schlapp und besonders anfällig für Krankheiten.

Mögliche Krankheiten von Schildkröten erkennen

Schildkröten können ähnliche Krankheiten bekommen wie der Mensch. Doch die Auswirkungen können eine gänzlich andere sein. Damit Du die Anzeichen einer möglichen Erkrankung schnellstmöglich erkennen kannst, haben wir nachfolgend die häufigsten Krankheiten von Schildkröten und ihre Symptome zusammengetragen. Außerdem erklären wir Dir, wie diese Krankheiten meist entstehen und welche Erstmaßnahmen ergriffen werden können.

Beschädigung des Nervensystems und Infektionen Diese können Lähmungen hervorrufen und sollten schnellstmöglich mit einem Arzt abgesprochen werden.
Bisse und Abschürfungen Sie sind häufig auf andere Tiere zurückzuführen. Das Verhalten der Schildkröten sollte beobachtet und Streithähne, wenn nötig, getrennt werden.
Darmprobleme Bei einem Darmvorfall ragt der Enddarm aus der Kloake hervor. Dies könnte durch eine falsche Ernährung geschehen, ebenso wie beim Durchfall und Darmverletzungen. Durch mangelnde Bewegungen oder das Füttern aufgequollener Nahrung kann die Schildkröte Verstopfung bekommen.
Deformierungen des Panzers Der Rückenpanzer kann auf mehrere Arten deformiert oder weich werden, dies ist in der Regel auf Mangelerscheinungen zurückzuführen.
Erkältung Eine Erkältung kann durch Zugluft oder zu kalter Umluft ausgelöst werden. Schleimabsonderungen, Futterverweigerung und Geräuschbildung beim Atmen sind einige Symptome, die auf einen Schnupfen hinweisen. Du solltest diese Schildkröte separat drinnen halten und genauestens beobachten.
Herpes Sogar an Herpes können Schildkröten erkranken. Dies ist für sie hochgradig tödlich.
Legenot Die Weibchen können unter Legenot leiden, wenn sie keinen geeigneten Platz, mit richtiger Temperatur für ihre Eier finden.
Magen-Darm-Parasiten Sie äußern sich durch Würmer im Kot, starken Gewichtsverlust der Schildkröte, Apathie und eingefallen Augen.
Milbenbefall Kleine bewegliche Punkte auf der Haut sind ein sicheres Indiz für einen Milbenbefall.
Ödeme Sie werden meist durch Stoffwechselstörungen in Kooperation mit einer Mangelerscheinung von Vitaminen hervorgerufen. Blasen oder Hautschwellungen sind Anzeichen für Ödeme.
Tumore Das sind Wucherungen an den Weichteilen. Diese können unter Umständen entfernt werden.
Vergiftung Diese entsteht zum Beispiel durch verdorbenes Futter.

Achtung: Bei sämtlichen Krankheiten sollte die Meinung eines Tierarztes eingeholt werden, um für die Schildkröte eine optimale Heilung zu gewährleisten.

Geschützte Schildkrötenarten von A bis Z

Galapagosschildkröte auf einer Wiese Galapagosschildkröten zählen zu den geschützten Schildkrötenarten.

Bitte beachte, dass einige Arten, wie die Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni), Breitrandschildkröten (Testudo marginata), die Maurische Landschildkröte (Testudo graeca) und die Köhlerschildkröte (Chelonoidis carbonaria) zu den geschützen Tierarten gehören. Haltung und Handel mit diesen seltenen Tieren unterliegt besonderen Auflagen - lese mehr dazu im Ratgeber Tierhandel. Außerdem besteht für Geier- und Schnappschildkröten ein generelles Vermarktungsverbot, da diese Tiere auch für Menschen sehr gefährlich werden können.

1976 trat auch in Deutschland das Washingtoner Artenschutzübereinkommen in Kraft, welches den internationalen Handel mit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten beschränkt und kontrolliert. Diese Regeln werden durch die Artenschutzverordnung der Europäischen Gemeinschaft (EG) umgesetzt. Nachfolgend haben wir die geschützten Schildkrötenarten laut ihrem Anhang aufgelistet. Die in Anhang A gelisteten Tiere gelten als besonders gefährdet und benötigen daher eine EG-Vermarktungsgenehmigung, während die in Anhang B gelisteten Tiere als weniger gefährdet gelten und nur einen Herkunftsnachweis benötigen.

 

Alle geschützten Schildkröten nach Anhang A

Streng geschützte Schildkröte (deutsch) Wissenschaftlicher Name
Ägyptische Landschildkröte Testudo kleinmanni
Batagur-Schildkröte Batagur baska
Breitrandschildkröte Testudo marginata
Dreikiel-Erdschildkröte Melanochelys tricarinata
Dunkle Weichschildkröte Aspideretes nigricans
Elefantenschildkröte, Galapagos-Riesenschildkröte Chelonoidis nigra
Falsche Spitzkopf-Schildkröte Pseudemydura umbrina
Ganges-Weichschildkröte Aspideretes gangeticus
Geometrische Landschildkröte Psammobates geometricus
Gewöhnliche Spinnenschildkröte Pyxis arachnoides
Griechische Landschildkröte Testudo hermanni
Hinterindische Pfauenaugen-Schildkröte Morenia ocellata
Indische Dachschildkröte Kachuga tecta
Lederschildkröte Dermochelys coriacea
Madagassische Flachrücken-Schildkröte Pyxis planicauda
Madagassische Schnabelbrustschildkröte Geochelone yniphora
Maurische Landschildkröte Testudo graeca
Meeresschildkröten Cheloniidae spp.
Mexikanische Gopherschildkröte Gopherus flavomarginatus
Mühlenberg-Schildkröte, Moorschildkröte Clemmys muhlenbergii
Pfauenaugen-Weichschildkröte Aspideretes hurum
Schwarze Weichschildkröte Apalone ater
Spaltenschildkröte Malacochersus tornieri
Strahlen-Dreikielschildkröte Geoclemys hamiltonii
Strahlenschildkröte Geochelone radiata
Wasser-Dosenschildkröte Terrapene coahuila
Werners Landschildkröte Testudo werneri

Alle geschützten Schildkröten nach Anhang B

Geschützte Schildkröte (deutsch) Wissenschaftlicher Name
Annam-Schildkröte Annamemys annamensis
Borneo-Flussschildkröte Orlitia borneensis
Callagur-Schildkröte Callagur borneoensis
Chinesische Großkopfschildkröte Platysternon megacephalum
Dachsschildkröten Kachuga
Dosenschildkröten Terrapene (außer Arten aus Anhang A)
Dreikiel-Bachschildkröte Mauremys mutica
Dumerils Schienenschildkröte Peltocephalus dumeriliana
Flache Erdschildkröte Heosemys depressa
Indische Dornschildkröte Podocnemis (außer Arten aus Anhang A)
Klappen-Weichschildkröte Lissemys punctata
Knorpel-Weichschildkröte Amyda cartilaginea
Kurzkopf-Weichschildkröte Chitra
Landschildkröten Testudinidae (außer Arten aus Anhang A)
Madagaskar Schienenschildkröte Peltocephalus dumeriliana
Malaien-Sumpfschildkröte Malayemis subtrijuga
McCords Schlangenhalsschildkröte Chelodina mccordi
Neuguinea-Weichschildkröte Carettochelys insculpta
Philipinen-Erdschildkröte Heosemys leytensis
Plattenrückenschildkröte Notochelys playnota
Riesen Erdschildkröte Heosemys grandis
Riesen-Weichschildkröte Pelochelys
Rotwangen-Schmuckschildkröte Trachemys scripta elegans
Scharnierschildkröte Cuora pani
Schienenschildkröte Podocnemis
Schwarze Dickkopfschildkröte Siebenrockiella crassicollis
Stachel-Erdschildkröte Heosemys spinosa
Sulawesi-Erdschildkröte Leucocephalon yuwonoi
Tabasco-Schildkröte Dermatemys mawii
Tempelschildkröte Hieremys annandali
Zierschildkröte Chrysemys picta
Waldbachschildkröte Clemmys insculpta

Bedenke bei der Haltung bitte, dass Landschildkröten für eine reine Terrarium-Haltung in der Wohnung nicht geeignet sind. Besser geeignet sind Freilandgehege im Garten. Des Weiteren halten viele Schildkrötenarten einen Winterschlaf, der notwendig für eine artgerechte Haltung ist. Der Erwerb und Verkauf von Tieren im Winterschlaf ist rechtlich nicht untersagt, um eine artgerechte Haltung zu gewährleisten raten wir Dir jedoch, den Besitzerwechsel erst durchzuführen, wenn sich das Tier nicht mehr im Winterschlaf befindet.

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