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Schlangen, Eidechsen und Co.: Reptilien eignen sich nicht als Haustiere für Kinder
Die meisten Kinder sind wahre Tierfans. So ist es meist nur eine Frage der Zeit bis irgendwann der Satz fällt: "Mama, Papa, ich will endlich ein Haustier". Einem Kind ein Tier anzuvertrauen kann durchaus pädagogisch sinnvoll sein. Hund, Katze und Co. bereichern den Alltag und erhöhen die Lebensfreude. Doch was, wenn das Kind nicht nach dem klassischen bellenden Vierbeiner oder einem kuscheligen Kaninchen fragt, sondern plötzlich ein exotisches Tier ganz oben auf der Wunschliste steht? Unser Ratgeber hilft weiter und verrät, warum Reptilien wie Schlangen oder Echsen als Haustiere für Kinder ungeeignet sind.
Inhaltsverzeichnis
Reptilien und pflegeleicht? Der erste Eindruck täuscht
Wünscht sich ein Kind ein Reptil als Haustier, reagieren manche Eltern zunächst vielleicht gar nicht einmal abgeneigt. Kein Wunder - Die außergewöhnlichen und faszinierenden Tiere verhalten sich stets ruhig und scheinen auf den ersten Blick weder Dreck noch Arbeit zu machen. Manche von ihnen, wie die griechische Landschildkröte, halten sogar Winterschlaf: Zeit, in der sich praktischerweise überhaupt niemand um sie kümmern braucht. Doch der erste Eindruck täuscht, denn Reptilien sind sehr anspruchsvoll in Haltung und Pflege. Egal für welches Tier man sich letztlich entscheidet, Reptilien stellen andere Anforderungen an ihre Halter als Meerschweinchen oder Katzen.
Luftfeuchtigkeit und Temperatur im Terrarium
So benötigen sie z. B. je nach Art ein ganz spezielles Klima, das sich von dem in unserem Wohnzimmer völlig unterscheidet. Viele Hausreptilien stammen aus Regenwäldern, Feuchtgebieten oder sonstigen tropischen Regionen. Die dort vorherrschenden Bedingungen wie Luftfeuchtigkeit und Temperatur brauchen sie zum Überleben und müssen daher im Terrarium durch spezielle Technik hergestellt werden. So freut sich der Leopardengecko tagsüber über eine Temperatur von 28 bis 32 Grad. Nachts darf das Thermometer nur noch 20 bis 23 Grad betragen. Auch die Luftfeuchtigkeit muss sich im Tagesverlauf von 40 bis 60 Prozent auf 60 bis 80 Prozent verändern. All das ist natürlich mit Kosten verbunden, die genau wie die Haltung selbst nicht zu unterschätzen sind.
Ernährung: Exotische Tiere bevorzugen lebendes Futter
Ebenso unterscheidet sich die Ernährung von Reptilien grundsätzlich von der normaler Haustiere. Die meisten Reptilienarten sind Fleischfresser und nehmen lebendes Futter zu sich. Schlangen fressen z. B. Mäuse, Kaninchen oder Meerschweinchen. Gerade für Kinder ist diese Lebendfütterung nicht schön anzusehen. Eine auf die Art genau abgestimmte Ernährung ist jedoch überlebenswichtig. Daneben gibt es viele weitere Dinge, die bei der Haltung und Pflege von Reptilien zu beachten sind. Bevor man sich ein derartiges Tier zulegt, ist ein ausgeprägtes Fachwissen unbedingt erforderlich.
Reptilien sind keine Kuscheltiere!
Schrecken Eltern weder Kosten- noch Pflegeaufwand ab, sollten sie in jedem Fall Folgendes bedenken: Kinder wünschen sich als Haustier einen Freund, mit dem sie Zeit verbringen und spielen können. Um eine Beziehung aufzubauen, suchen sie stets die Nähe zum Tier. Reptilien eignen sich jedoch lediglich zum Beobachten, nicht zum Streicheln oder Kuscheln. Selbst wenn die Rahmenbedingungen also stimmen sollten, werden Kinder mit einem Reptil in den meisten Fällen nicht glücklich. Schon sehr bald verlieren sie das Interesse und die Versorgung des noch vor Kurzem sehnlichst herbeigewünschten Exoten fällt nun ausschließlich den Eltern zu.
Gefahren für Kinder durch Reptilien
Doch ganz alleine versorgen sollten Kinder Reptilien ohnehin nicht. Einmal davon abgesehen, dass Kinder mit der alleinigen Pflege überfordert wären, stellen Reptilien schließlich Wildtiere dar: Ihre Haltung ist damit nicht frei von Gefahren. Bei Unachtsamkeit kann es z. B. schnell einmal zu Bisswunden kommen. Selbst wenn es sich dann nur um eine kleine Wunde handelt, sollte diese anschließend sofort von einem Arzt begutachtet werden.
Übertragung von Krankheiten
Nicht zu unterschätzen ist bei Reptilien vor allem die Gefahr einer Krankheitsübertragung. Die Tiere können eine Vielzahl von Bakterien, Viren, Pilzen oder Parasiten auf den Menschen übertragen. So sind Schildkröten, Chamäleons oder Schlangen u. a. dafür bekannt Salmonellen weiterzugeben. Dabei handelt es sich um Bakterien, die beim Menschen häufig Durchfall, Erbrechen, Fieber und Bauchkrämpfe auslösen. Die Keime befinden sich im Kot, auf dem Boden und auf den Tieren selbst und können besonders für Kinder gefährlich werden. Aus einer Darminfektion kann bei Kindern schnell eine lebensgefährliche Blutvergiftung werden. So sollte das Mindestalter für ein Zusammenleben von Reptilien und Kindern fünf Jahre nicht unterschreiten. Ist bereits ein Reptil im Haushalt vorhanden und ein Baby ist geplant, empfiehlt es sich allgemein das Tier vor der Geburt aus der Wohnung zu entfernen.
Gefahren für die Tiere
Allerdings stellen nicht nur Reptilien für Kinder eine Gefahr dar. Auch umgekehrt können Kinder Reptilien gefährlich werden. Das reine Beobachten der Tiere wird vielen schnell zu langweilig. Sind Mama und Papa gerade einmal unachtsam, kann es passieren, dass Kinder plötzlich das Terrarium öffnen, die Tiere herausnehmen und zum Herumlaufen oder anderen Dingen animieren. Das Hochheben und Entfernen aus der gewohnten Umgebung ist für Geckos und Co. jedoch purer Stress. Empfindliche Tiere können darauf sogar mit dem Tod reagieren. Auch Fehler bezüglich der Ernährung sind nicht ausgeschlossen. So kann es passieren, dass Kinder den Tieren versehentlich ungeeignetes Futter zur Verfügung stellen.
Überlegungen vor der Anschaffung einer Echse
Die Anschaffung einer Echse sollte vorerst gut überlegt sein. Die Pflege kann sehr aufwendig sein und je nach Größe benötigen die Tiere recht große Terrarien. Die Tiere können bei guter Pflege bis zu 20 Jahre alt werden. Du solltest also zunächst folgende Fragen klären:
- Möchte ich ein Trocken- oder ein Feuchtterrarium ( Regenwald oder Wüste)?
- Wie viel Zeit habe ich für die Pflege des Tieres?
- Wie viel Platz habe ich für ein Terrarium?
- Wer kümmert sich um die Echse, wenn ich krank oder im Urlaub bin?
- Was sagen meine Mitbewohner oder Familienmitglieder zum exotischen Haustier?
- Wie viel Geld möchte ich für die Anschaffung und den Unterhalt des Tieres ausgeben?
- Welches Tier ist für meine Bedürfnisse geeignet?
Wie Du siehst gibt es einige Vorüberlegungen die zu treffen sind, bevor man sich eine Echse oder ein exotisches Tier anschafft. Je größer das Tier, desto größer muss das Terrarium sein und desto mehr Platz wird benötigt. Außerdem ist die Anschaffung des Tieres und des Terrariums mit hohen Kosten verbunden. Weiterhin werden die Tiere deutlich älter als klassische Haustiere wie Kaninchen oder Hamster. All diese Aspekte solltest Du Dir vor der Anschaffung solcher Tierarten gut überlegen.
Fazit
Reptilien und Kinder - das passt nicht zusammen. Die Kaltblüter sind als Haustiere lediglich für Erwachsene geeignet. Auch wenn die Tierchen auf den ersten Blick außergewöhnlich und spannend erscheinen, sollten Eltern daher vor dem Kauf die aufgeführten Nachteile bedenken. Es empfiehlt sich auf die klassischen Haustiere wie Hund, Kaninchen oder Hamster zurückzugreifen. Je nach Vorliebe findet sich das passende Tier im großen Tiermarkt auf markt.ch.
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