Schlangenhaltung: Terrarium, Pflege und Ernährung
Die Haltung einer Schlange ist nicht für jeden geeignet.Du hast Interesse an Schlangen und möchtest zumindest eines der schönen Tiere in Deiner Wohnung halten? Hier erhältst Du hilfreiche Tipps und Informationen, was es dabei zu beachten gibt. Wir erklären, was die artgerechte Haltung einer Schlange erfordert, wie das Terrarium aussehen muss und was es über die Pflege von Schlangen zu wissen gibt.
Inhaltsverzeichnis
Besondere Eigenschaften von Schlangen
Verbreitung auf dem Erdball
Schlangen haben besondere Fähigkeiten. Gerade deswegen faszinieren sie Reptilienfreunde. Aber viele Menschen empfinden Schlangen auch als gefährlich oder ekelig. Die Schlangen haben es über viele Jahrhunderte hinweg geschafft, in den verschiedensten Umwelten zu überleben. Sie haben sich vielen Gegebenheiten erfolgreich angepasst. Bis auf die Polregionen und Gebieten, in denen es andauernde Frostkälte gibt, sind Schlangen auf der ganzen Welt auf dem Land und im Wasser zuhause.
Besondere Sinne
Schlangen sind Tiere mit sehr feinen Sinnen. Mit dem Unterkiefer auf dem Boden, kann die Schlange Beute in der Umgebung erspüren. Die Vibrationen durch die Bewegungen des Beutetieres werden genauestens wahrgenommen. Ein typisches Bild der Schlange ist das züngeln. Sie streckt regelmäßig ihre gespaltenen Zunge in die Luft. Auch so kann die Schlange genau den Standort eines Beutetieres wahrnehmen. Die Schlange riecht nämlich mit der Zunge ihre Beute. Das Organ an der Zunge, das das möglich macht heißt Jacobsonsches Organ.
Manche Schlangen, wie Boas oder Pythons, besitzen außerdem Wärmerezeptoren am Kopf. So können sie die Beute nur anhand der ausgestrahlten Körpertemperatur wahrnehmen.
Nicht jeder darf in Deutschland Giftschlangen halten.Ist eine Schlange für mich geeignet?
Grundsätzlich sollte man sich gut überlegen, ob man ein Reptil Zuhause halten möchte. Eine Schlange ist nun mal kein Kuscheltier. Deshalb ist eine Schlange kein Haustier für Kinder, sondern für Erwachsene. Schlangenfreunde halten sich die Reptilien, weil sie zum Beispiel Spaß am Terrarienbau haben oder sich für die Lebensweise der Schlangen interessieren. Wer sich eine Schlange anschaffen möchte, muss bei Krankheiten einen spezialisierten Tierarzt aufsuchen. Dieser sollte in der Nähe des eigenen Wohnorts aufzufinden sein.
Regelungen zur Haltung
Zunächst gibt es von Bundesland zu Bundesland unterschiedliche Regelungen zur Haltung von Schlangen. Informiere Dich am besten bei der örtlichen Gemeinde. Wenn Du in einer Mietwohnung lebst, solltest Du vorab mit Deinem Vermieter klären, ob die Haltung der Schlange im Haus überhaupt möglich ist.
Giftschlangen und große Würgeschlangen dürfen gar nicht in Mietwohnungen gehalten werden. Wer sich ein solches Tier anschaffen möchte, muss nachweisen können, dass er alle Fähigkeiten besitzt um richtig mit den gefährlichen Tieren umzugehen. Vor allem Giftschlangen sind eintragungspflichtig.
Platz, Kosten und Fütterung
Einige Schlangenhaltung bevorzugen die Fütterung mit lebenden Tieren.Zudem solltest Du bedenken, dass eine Schlange ein ausreichend großes Terrarium benötigt. Dieses Terrarium wird einiges an Platz in ihrer Wohnung beanspruchen. Hinzu kommt noch Zubehör und (tierisches) Futter, das Du für Dein Reptil besorgen und lagern musst. Alles in allem ist eine Schlange also nicht das günstigste Haustier. Vor allem bei der Haltung von Würgeschlangen sollte der Halter kein ´Problem damit haben, lebendige Kleintiere zur Fütterung ins Terrarium zu geben.
Schlangenhaltung: Schlangen für Anfänger
Wer noch wenig oder gar keine Erfahrung mit Schlangen hat, sollte sich für den Anfang besonders pflegeleichte und eher kleine Tiere anschaffen. Hier eignen sich vor allem Nattern, z.B. die Kornnatter. Beachte außerdem, dass Du am besten direkt eine ausgewachsene Schlange vom Züchter kaufen solltest. Jungtiere müssen oft noch per Hand gefüttert werden.
Das Terrarium: Größe, Einrichtung, Technik und mehr
Material und Größe
Schlangen werden in Terrarien aus Glas oder Plexiglas gehalten. Holz oder Styrodur (Material wie Styropur nur fester und stabiler) sind auch geeignete Terrariummaterialien. Die Terrarien sollten abschließbar sein, damit Dein Reptil nicht das Weite suchen kann.
Die Größe des Terrariums hängt natürlich ganz von dem Tier ab, das darin wohnen soll. Allgemein sollte es aber auch ausreichend hoch sein, da viele Schlangen gerne Klettern - Klettermöglichkeiten wie Äste sollten also gut Platz finden können.
Neu, gebraucht oder selbstgebaut?
Wer sein Terrarium selber baut, kann über Größe und Material selbst entscheiden. (Einfach klicken zum Vergrößern)Das klassische Terrarium bietet Platz für alle Schlangenarten und kann mit Zubehör den entsprechenden Lebensbedingungen des Tieres angepasst werden. Man kann Terrarien neu oder gebraucht kaufen. Je nach Größe kann das aber sehr teuer werden. Einige Reptilienliebhaber bauen sich ihre Terrarien deshalb lieber selber. Man sollte aber darauf achten, dass sich die Tiere später im Terrarium nicht an unzureichend angebrachten oder unsicheren Zubehör, Schrauben, Nägel etc. verletzen können. Weitere Informationen und eine Anleitung für ein selbstgebautes Terrarium findest Du übrigens im Ratgeber "Terrarium in Eigenregie errichten".
Ausstattung für ein Terrarium
Technik
Die Ausstattung des Terrariums kann ganz unterschiedlich sein, so unterschiedlich wie die natürlichen Lebenswelten der Nattern, Boas oder Pythons. Auf jeden Fall sollte jedes Terrarium mit der richtigen Technik ausgestattet sein. Beleuchtung, Regler, Wärmelampen, Luftbefeuchter und vieles mehr sorgen dafür, dass sich die Schlangen wohlfühlen. Die Größe der Unterkunft muss sich nach den Haltungsrichtlinien des Regierungspräsidiums für Naturschutz richten. Schlangenanfänger sollten sich auf jeden Fall im Fachhandel über die nötige Ausstattung beraten lassen.
Pflanzen und Einstreu
Wüstenbewohner lieben Hitze und trockene Steine. Die Regenwaldschlangen hingegen mögen Pflanzen und hohe Luftfeuchtigkeit. Diese kann durch eine Besprühungsanlage oder dem Sprühen per Hand gewährleistet werden. Je nach Ausstattung variiert natürlich auch der tägliche oder wöchentliche Aufwand für die Reinigung und Pflege. Auch die Eigenschaften des Bodenstreus hängen von der Schlangenart ab. Es gibt zum Beispiel Terrarienerde, die sich gut für Tropenschlangen eignet. Für Schlangen, die Trockenheit bevorzugen, eignet sich eher Borkeneinstreu. Es gibt bei den Bodenstreuarten viele Möglichkeiten. Lass Dich beraten, wenn Du unsicher bist.
Verstecke
Die Schlange sollte sich im Terrarium zurückziehen und verstecken können.Kletteräste, ungiftige Pflanzen und kleine Höhlen sollten je nach Vorliebe der Schlange kleine Schlaf- und Versteckmöglichkeiten bieten. Grundsätzlich lieben aber alle Schlangen Verstecke, in denen sie sich einkringeln können.
Licht und Wärme bei der Schlangenhaltung
Wichtige Bestandteile des Terrariums sind Licht und Wärme. Schlangen benötigen eine Temperatur von 20-24 Grad um überhaupt aktiv zu werden, denn sie sind wechselwarme Tiere.
Bodenheizung für das Terrarium
Die Wärmezufuhr im Terrarium sollte aus Wärme aus der Luft und Wärme am Boden kombiniert werden. Für eine Bodenheizung eignen sich Heizkabel besonders gut. Nach eigenen Bedürfnissen kann der Schlangenhalter die Kabel im Terrarium verlegen. Der Boden sollte nie gleichmäßig geheizt werden. Die Schlange sollte schon die Möglichkeit haben, nach Bedarf in kühlere Bereiche des Terrariums wandern zu können.
Bei Schlangen, die gerne graben, sollte eher auf eine Bodenheizung verzichtet werden, da die Gefahr der Verbrennungen sehr groß sein kann. Die Bodenheizung dient zur Gewährleistung einer Grundtemperatur von ca. 25 Grad Celsius und kann in den wärmeren Monaten auch ausgeschaltet werden.
Licht und Lampen im Terrarium
Die Hauptwärme sollte über die Lichtquellen kommen. Schlangen orientieren sich ausschließlich nämlich an Lichtstrahlen, wenn sie nach Wärme suchen. Deshalb sollte die wärmste Stelle der Bodenheizung auch mit einem Strahler beleuchtet werden. Dabei können Reflektoren das Licht von normalen Glühlampen verstärken.
Die Beleuchtung muss keinen UV-Anteil besitzen. Im Gegensatz zu Echsen, können Schlangen meist auch ohne UV-Strahlung gut leben. Halogenlampen eignen sich nicht für die Beleuchtung von Schlangenterrarien.
Die Schlangen sollten eine warme, beleuchtete Stelle im Terrarium haben.Wichtig ist, dass die Tiere nicht die Lampen oder Glühbirnen berühren können, um Verbrennungen zu vermeiden. Deshalb sollten die Lampen mit Schutzgittern versehen werden. Der Abstand von Lichtquelle und Liegefläche sollte mindestens 10 cm betragen.
Die Licht- und Wärmezufuhr sollten mit Zeitschaltuhren und Thermostaten geregelt und kontrolliert werden. Das Licht sollte nicht länger als 10 Stunden am Stück brennen. Wichtig ist, dass das Tier in der Nacht nicht von anderen künstlichen Lichtern (z.B. Fernsehlicht) und einer starken Geräuschkulisse gestört wird. Das Terrarium sollte deshalb an einem ruhigen Ort stehen und wenn nötig mit einer kleinen Decke abgedunkelt werden.
Schlangenhaltung: Die Häutung
Schlangen regenerieren ihre Schuppenhaut selbst. Denn die Haut der Schlangen wächst nicht mit. Deshalb häuten sich Schlangen. Besonders bei jungen Schlangen sind die Abstände zwischen den Häutungsphasen klein, da die Tiere im jungen Alter noch viel wachsen (ca. alle 4 Wochen). Der Umfang und die Größe der Tiere ändert sich dann noch sehr häufig. Werden die Schlangen älter, häutet sie sich auch nicht mehr so oft (ca. alle paar Monate).
Grundsätzlich hat der Halter der Schlangen bei der Häutung nicht viel zu tun, wenn er die Schlange in einem der Schlange angemessenen gut temperierten und befeuchteten Terrarium hält. Die Schlange braucht eigentlich keine Unterstützung bei der Häutung.
Wie erkenne ich die Häutungsphase meiner Schlange?
Verhalten der Schlange
Vor der Häutungsphase wird die Farbe der Schlange trüb und blass. Auch die Augen werden trüber. Die Schlange stellt daraufhin auch die Nahrungsaufnahme ein und zieht sich in ein ruhiges Versteck zurück. Schlangenanfänger haben meist große Sorgen, dass mit den Schlangen in solch einer Situation etwas nicht stimmt. Der Prozess ist aber ganz normal.
Ein paar Tage dauert die Trübung an, danach verschwindet sie wieder. Es folgt dann die eigentliche Häutung. Die Haut der Schlange löst sich.
Die Schlange streift ihre alte Haut von Kopf in Richtung Schwanz ab. Dazu reibt sie sich auch an Einrichtungsgegenständen des Terrariums, um die Haut besser lösen zu können.
Die Schlangenhaut wird in Richtung Schwanz abgestreift.Was der Halter tun kann
Beobachte die Schlange während der Häutungsphase sehr gut, um Auffälligkeiten zu bemerken. Wichtig ist auch, zu beachten, dass die Tiere während der Häutungsphase sensibel auf Störungen von außen reagieren. Sorge also dafür, dass Deine Schlange die nötige Ruhe bekommt.
Das Wichtigste während der Häutungsphase
- Ruhe für die Schlange, da sie in dieser Phase sehr sensibel ist.
- Ausreichend Luftfeuchtigkeit im Terrarium erleichtert das Häuten.
- Keine Fütterung während der Häutungsphase, die Verdauung würde dem Tier nur unnötig Wasser entziehen.
- Häutungshilfen in Form von Steinen oder Ästen im Terrarium zur Verfügung stellen.
- Nach der Häutung sollte der Halter die Schlange kurz untersuchen, ob sich an allen Stellen des Körpers die alte Haut gelöst hat.
Häutungsprobleme bei der Schlangenhaltung
Bei der Häutung ist es wichtig, dass die alte Haut sich in einem Stück vom Körper der Schlange löst. Geschieht dies nicht, muss der Schlangenbesitzer dem Tier bei der Häutung helfen.
Häufige Gründe für Häutungsprobleme sind:
- Dehydration
- Nicht genügend UV-Bestrahlung
- Hautverletzungen
- Erkrankung der Schlange
- Falsche Haltung
Meist hilft es, wenn man die Haut der Schlange mit angewärmten feuchten Tüchern aufweicht. Die Tücher sollten eine angenehme Temperatur von ca. 24 Grad Celsius betragen. Man kann das Tier auch komplett in einer Wanne mit warmen Wasser für ca. 15 Minuten einweichen. Nach der Behandlung kann dann vorsichtig die alte Haut an den Problemstellen abgezogen werden. An Stellen wie den Augen, den Geschlechtsteilen oder auch der Schwanzspitze sollte das Ablösen mit in sterilem Wasser befeuchteten Wattestäbchen erfolgen. Kann die Haut trotzdem nicht gelöst werden, solltest Du den Tierarzt aufsuchen.
Es ist wichtig, dass die alte Haut komplett entfernt wird. Ansonsten besteht die Gefahr von Durchblutungsstörungen oder Hautentzündungen.
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