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Tipps für Tierkäufer: Woran erkennt man einen guten Züchter?
Ein guter Züchter gibt seine Schützlinge erst ab einem bestimmten Alter ab.Wer ein Tier vom Züchter kaufen möchte, muss in der Lage sein, die Spreu vom Weizen zu trennen. Der Pool an Züchtern ist reich gefüllt und es tummeln sich zahlreiche unseriöse Anbieter, die Tiere aus reiner Profitgier unter unwürdigen Bedingungen aufziehen. Wir verraten Dir, welche Merkmale einen engagierten, vertrauenswürdigen sowie seriösen Züchter ausmachen.
Erster Kontakt & Fragen an den Züchter
Du solltest den Züchter einige Fragen stellen - das zeigt nicht nur, dass Du Dich mit dem Thema beschäftigst, sondern Du kannst auch einiges über den Züchter erfahren. Folgende Fragen kannst Du am besten bereits in einem Telefonat vor dem Besuch selbst anführen.
- Verlauf von Trächtigkeit & Geburt - Probleme?
- Kümmert sich Mutter um den Nachwuchs? Sind genug Milch bzw. Zitzen für alle Jungtiere vorhanden oder muss per Hand nachgefüttert werden? (Unter Fütterung per Hand kann das Sozialverhalten leiden)
- Gesundheit der Jungtiere? Todesfälle?
Achtung: Emotionale Geschichten von verwaisten und handaufgezogenen Jungtieren wegen Tod der Mutter sind in der Regel nicht wahr - es handelt sich um skrupellose Hundehändler.
Stelle außerdem sicher: Darf der Züchter das Tier überhaupt halten/züchten/verkaufen? Für die Haltung mancher Tierarten müssen spezielle Genehmigungen eingeholt werden. Beispiel: CITES-Papiere die bei geschützten Arten bescheinigen, dass es sich nicht um Wildfänge handelt. Auch bei Kampf- oder Listenhunden gibt es in einigen Bundesländern spezielle Regelungen.
Welpen, die nicht von der Mutter gesäugt wurden, haben oft ein gestörtes Sozialverhalten.Besuch beim Züchter
Keine Massenproduktion mit mehreren Rassen
Wie in vielen Bereichen des Lebens zählt auch hier der erste Eindruck: Neben Sympathie liegt der Fokus zunächst aber vielmehr auf dem Zustand der Zuchtanlage: Das gesamte Areal als auch im speziellen das Gehege sollten sauber und gepflegt sein. Außerdem züchten seriöse Anbieter nie mehr als eine oder zwei Rassen – bereits für das Heranziehen einer einzigen Rasse benötigt ein Züchter eine große Menge an Fachwissen. Züchter, die mehr als eine Rasse züchten, treibt häufig die reine Geldgier.
Tiere gesund und sozialisiert
Seriöse Züchter berücksichtigen die körperlichen sowie seelischen Bedürfnisse der Jungtiere. Darüber hinaus werden die Elterntiere nach spezifischen vererbbaren Merkmalen ausgewählt, um die bestmöglichen genetischen Wurzeln zu garantieren. Um einen gut sozialisierten Hund zu erhalten, solltest Du auch folgendes beachten: Haben die Tiere Kontakt zum Menschen? Es ist nicht schlimm, wenn z. B. Elternhunde und Welpen in einem geräumigen und gut eingerichteten Zwinger leben. Allerdings sollten Welpen auch das Leben im Haus (Alltagsgeräusche, andere Tiere, Kinder etc.) mit dem Menschen gewohnt sein.
Zweiter Besuch & Muttertier
Hinterlässt der Züchter einen positiven ersten Eindruck, raten Experten zu einem erneuten Besuch. So kannst Du feststellen, ob der erste Eindruck Bestand hat. Willigt der Züchter nicht ein, solltest Du vorsichtig werden. Neben der Sauberkeit ist es wesentlich, dass Du die Jungtiere in deren alltäglicher Umgebung besuchen darfst - das Muttertier sollte auch anwesend sein.
Das Muttertier sollte immer vor Ort sein und gesund wirken.Die Mutter der Jungtiere sollte bei Deinem Besuch gesund wirken - es kann aber durchaus sein, dass säugende Tiere etwas dünner sind, da dies sehr anstrengend für sie ist. Aggressionen und ein Schutzinstinkt für die eigenen Jungtiere sind bei Muttertieren durchaus normal. Der Halter sollte die Mutter aber beruhigen können. Verhalte Dich dennoch ruhig und respektiere den Schutzinstinkt des Muttertiers. Nähere Dich nur langsam und vorsichtig.
Interesse an Dir und Deinen Lebensumständen
Ein seriöser Züchter stellt Dir während Deines Besuchs viele Fragen zu Deinen Lebensverhältnissen sowie Haltungsbedingungen und Ansprüchen an Deinen Hund. Darüber hinaus wird ein engagierter Züchter das neue Zuhause des Tieres in Eigenregie begutachten wollen (sofern dies die Entfernung von Zuchtort zu dem zukünftigen Zuhause zulässt). Gezielte Nachfragen zeichnen einen guten Züchter aus, da dieser sich in der Regel dafür interessiert, an wen er das Tier verkauft und wie sich der künftige Lebensraum gestaltet. Ein schlechter Züchter möchte Dir ein Tier eher aufschwatzen.
Ein guter Züchter möchte übrigens auch nach der Abgabe des Jungtiers mit Dir in Kontakt bleiben und das Tier - falls es nicht anders geht - auch wieder zurücknehmen. Eine entsprechende Klausel ist oftmals sogar im Kaufvertrag enthalten.
Fragen vor Ort
- Was fressen die Jungtiere?
- Welche Aktivitäten sind die Jungtiere gewohnt?
- Welches Tier wird Dir vom Züchter empfohlen?
- Wie ist der Ablauf von Abgabe, Bezahlung etc.?
Achtung: Verfassung der Tiere in Augenschein nehmen
Die Tiere selbst sollten bei der Abgabe mindestens acht Wochen alt (je nach Tierart auch älter), geimpft, entwurmt und eindeutig gekennzeichnet (Mikrochip bzw. Tätowierung) sein. Scheue Dich nicht, vor dem Kauf die Vorlage von entsprechenden Nachweisen (z. B. Wurfabnahmeprotokoll) zu verlangen. Die Tiere müssen alle Gesundheitstests bestanden haben und gesund als auch munter sein.
Tiere, die auf den Menschen geprägt sind, laufen diesem normalerweise freudig entgegen und weichen nicht scheu zurück. Das Fell sollte einen gewissen Glanz aufweisen und die Augen klar erscheinen. Verklebte Augen oder Nasenlöcher sind Indizien für eine Infektion. Es sollten weder Durchfall noch Schnupfen ersichtlich sein.
Vorsicht vor Dumpingpreisen
Als weiteres zuverlässiges Kennzeichnen eines vertrauenswürdigen Züchters gilt ein entsprechender Preis. Besonders günstige Angebote haben meistens einen Haken – ein Tier zum Schnäppchenpreis erscheint im ersten Moment mehr als attraktiv, ist bei guten Züchtern jedoch selten anzutreffen. Engagierte Züchter kümmern sich intensiv um die Jungtiere und investieren entsprechend Zeit und Geld in die Aufzucht. Eine gut durchdachte Zucht bringt hohe Kosten mit sich (Gesundheitsuntersuchungen, Futter, Deckrüde usw.) - Tiefpreise darf man deshalb nicht erwarten und diese sollten entsprechend mit Argwohn begutachtet werden. Bei Rassehunden musst Du beispielsweise mit Preisen ab 800 €, bei Rassekatzen ab 500 € rechnen.
Rassehunde mit Ahnentafel sind zwar teurer, dafür gelten aber Regelungen für Gesundheit und Zucht.Zuchtverbände & Papiere
Eine lohnenswerte Anlaufstelle sind zudem die Zuchtverbände der jeweiligen Rassen. Doch auch hier gilt Vorsicht, da einige Vereine keine Voraussetzungen für die Zucht festlegen. Lese Dir im Vorfeld die Zuchtordnung des jeweiligen Vereins durch. Adressen von seriösen Hundezüchtern werden durch den Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) vermittelt. Seriöse Katzenzüchter findest Du über den DEKZV (Deutscher Edelkatzenzüchter-Verband). Mehr Informationen erhältst Du im Ratgeber Zuchtvereine - der Garant für die gute Entwicklung einer Tierrasse.
Vorteile einer Mitgliedschaft im Zuchtverein:
- Zuchtwart wacht über die Zucht: Gesundheit & Verwandtschaft der Eltern
- Kontrolle verhindert Massenzucht
Zudem kannst Du so direkt Züchter in Deiner Nähe finden, damit sich der Besuch vor Ort leichter gestaltet.
Wichtige Papiere, die Du beim Kauf erhalten solltest (je nach Tierart unterschiedlich):
- Impfpass
- Ahnentafel einer Züchtervereinigung
- Cites-Papiere (geschützte Arten)
- evtl. EU-Heimtierausweis
Bitte beachte: Eine Ahnentafel ist nur gültig, wenn das Tier auch markiert (z. B. durch Chip) ist und eine entsprechende Kennung in der Ahnentafel vermerkt ist. Sonst kann die Ahnentafel dem Tier nicht direkt zugeordnet werden.
Züchter haben meist mehrere Hunde - zu viele Tiere weisen aber auf "Vermehrer" hin.Achte beim Impfpass auf Ort und Datum der Impfung. Wurde die Impfung im Ausland und nicht in der Nähe des Wohnortes des Züchters vorgenommen, kann der Impfpass gefälscht sein. Außerdem sollte der Zeitpunkt der Impfung zum Mindestalter für diese Impfung passen.
Checkliste für einen seriösen Züchter:
- Wird das Muttertier zusammen mit den Jungtieren gehalten?
- Sind das Areal und das Gehege sauber und gepflegt?
- Hinterlassen die Jungtiere einen aufgeweckten und lebhaften Eindruck?
- Sind alle Papiere vollständig? (Gesundheitschecks etc.)
- Sind die Tiere geimpft, entwurmt und gechippt?
- Beantwortet der Züchter Dir bereitwillig alle Frage zur Rasse, den Elterntieren usw.?
- Stellt der Züchter gezielte Nachfragen zu dem zukünftigen Zuhause etc.?
- Züchtet der Anbieter in einem Verein?
- Bietet der Züchter einen Kaufvertrag an?
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